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Die Pilatus-Verschwörung (German Edition)

Die Pilatus-Verschwörung (German Edition)

Titel: Die Pilatus-Verschwörung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf D. Sabel
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quälen können.«
    »Zum Beispiel?«
    »Sie können die Räume eines Nichtjuden nicht betreten, ohne unrein zu werden.« Er lachte geringschätzig auf. »Hast du so einen Unsinn schon einmal gehört?« Ich stimmte in sein Lachen ein, dieser Brauch erschien mir doch recht absurd.
    »Kein Nichtjude darf ihren Tempelbezirk betreten, ohne befürchten zu müssen, sofort hingerichtet zu werden. Würden wir hier in Rom auch so handeln, wäre das Forum voller Blut, nicht wahr, mein lieber Pilatus? Aber nun weiter zu deinen Aufgaben: Du wirst natürlich die vorgeschriebenen Steuern erheben und in voller Höhe«, das sagte Seianus sehr betont, »hier abliefern. Was du dir an kleinen Privatsteuern einfallen lässt, ist deine Sache, aber übertreibe es nicht. Dein Amtssitz ist Cäsarea, eine Stadt, in der es sich leben lässt, du wirst schon sehen. In regelmäßigen Abständen aber musst du in Jerusalem nach dem Rechten sehen. Das ist ihre größte Stadt, und sie macht uns oft genug Probleme. Dort hast du natürlich auch einen repräsentativen Amtssitz. Aber mach dir darüber keine Sorgen!«
    Ich machte mir keine Sorgen. Meine Gedanken schweiften ab in das ferne Land, über die heißen Wüstenflächen zu jenen unbekannten Städten des Orients, die für die nächste Zeit meine Heimat darstellenwürden. Meine und die meiner Claudia, denn ich war fest entschlossen, sie dorthin mitzunehmen, auch wenn das, wie ich wusste, doch eher ungewöhnlich war. Die Stimme meines Gönners riss mich gnadenlos aus meinen Träumen.
    »Übrigens wird dein Einkommen mit hunderttausend Sesterzen pro anno ordentlich, wenn auch nicht im Übermaß dotiert sein. Aber du hast nicht mehr viel Zeit. An den Kalenden des Juli solltest du dein Amt übernehmen. Was sagst du dazu?«
    Ich sagte eigentlich nichts dazu, erbat mir aber den Cornelius als persönlichen Adjutanten, was mir sofort großmütig zugesagt wurde. »Den sollst du haben, mein Wort darauf. Ach, und wenn ich dir einen Rat geben darf, du solltest bis dahin alles an Informationen sammeln, was du über deine neue Provinz bekommen kannst. Bei Juno und Minerva, sie sind alle verrückt in diesem Land, alle, du wirst schon sehen.«

XXII.
     
    Unwillig blickte Conny Baumeister auf die späten Gäste, die unverhofft vor ihrer Tür standen.
    »Ist es nicht ein wenig spät für einen Besuch?«, meinte sie verschlafen und unterdrückte mühsam ein Gähnen. Doch die beiden Männer drückten sich schweigend an ihr vorbei und schlossen schnell die Tür. »Was soll denn ...?«
    Hellinger drückte ihr sachte die Finger auf die Lippen. »Es musste sein. Bei uns ist es zu gefährlich!«
    »Zu gefährlich?«
    Und dann berichteten beide Männer aufgeregt von den Ereignissen der letzten Stunden.
    »Ich werde uns erst einmal einen Kaffee machen«, sagte Conny entschieden, und während sie sich in der Küche zu schaffen machte, holte Dr. Wiegand die Rollen behutsam aus der Tüte und legte sie auf den Tisch. »Dafür musste bereits ein Mensch sterben«, meinte er düster.
    Hellinger nickte. »Aber wer auch immer dafür verantwortlich ist, weiß nichts von diesen Rollen, nicht wahr?«
    Dr. Wiegand nickte. »Die anderen Rollen sind verloren, die sehen wir nicht wieder. Aber diese hier ...«, er streichelte sanft über die verschlissenen Lederfutterale, »diese hier werden ein anderes Schicksal haben. Die Wissenschaft wird ...«
    »Wovon sprechen Sie, Doktor? Diese hier werde ich zu Geld machen, kein Zweifel!«
    Zornig blitzten die Augen des pensionierten Oberstudienrates auf. »Haben Sie nichts gelernt, Frank? Müssen wirklich noch weitere Leute sterben? Diese Sache wächst uns über den Kopf! Wir müssen sie an die Kirche zurückgeben, die wird wissen, wie man mit so etwas umgeht.« Seine Stimme war lauter geworden, und den letzten Satz begleitete ein Schlag auf den Tisch, der Millionen von Staubpartikeln aus den Lederrollen holte.
    »Streitet euch nicht!« Conny kam mit dem Kaffee und betrachtete unwillig die beiden Männer.
    »Hier sind sie zunächst sicher. Niemand dürfte meine Adresse kennen. Trinkt euren Kaffee, geht nach Hause und schlaft euch aus. Morgen werden wir in Ruhe überlegen, was am besten zu tun ist.«
    Ihre Stimme duldete keinen Widerspruch, und nach einer halben Stunde verließen die Männer müde das Haus in der Waisenhausgasse. Hätten sie sich die Mühe gemacht, einen Blick nach hinten zu werfen, wäre ihnen der schwarze Mazda, der an dem Spielplatz parkte, nicht entgangen. An seinem Steuer saß

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