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Die Pilatus-Verschwörung (German Edition)

Die Pilatus-Verschwörung (German Edition)

Titel: Die Pilatus-Verschwörung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf D. Sabel
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Einbrüche in Kirchen waren in letzter Zeit Gott sei Dank eher selten.
    »Absolut nichts, es ist mir völlig rätselhaft, was die Täter gesucht haben. Die wertvollen Dinge liegen im Altarraum, und der ist verschlossen.«
    »Stimmt«, ergänzte eine schlanke Dame in forschem Ton. Sie hatte ihre langen nussbraunen Haare zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden und trug einen sportlichen Jeansanzug, der ihre schlanke Figur betonte. Allenstein hatte seine Kollegin als Kriminalmeisterin Jutta Barg vorgestellt. Sie hatte die Schlösser der Türen akribisch untersucht und trat jetzt zu den drei Männern. »Es wurde nicht einmal der Versuch gemacht, diesen Raum aufzubrechen, die Schlösser sind unbeschädigt. Ein völliges Rätsel!«
    Allenstein blickte seine Kollegin aufmerksam an. Es war kein Geheimnis, dass er schon seit langem Gefallen an seiner Kollegingefunden hatte, doch leider blieb seine Zuneigung unbeantwortet, obwohl Jutta Barg jedenfalls zurzeit nicht in festen Händen war.
    Pfarrer Diefenstein nickte. Er deutete auf einen Tisch. »Unser Blumentisch. Den hat er geholt, einen Stuhl daraufgestellt und ist so wieder aus dem Fenster herausgekommen.«
    »Hmm«, meinte Obermeister Allenstein. »Könnte es sein, dass es mit diesen ominösen Schriftrollen aus Ihrer Kirche zu tun hat, von denen in der Zeitung zu lesen war?«
    Aber einen solchen Zusammenhang konnte sich keiner der Anwesenden vorstellen.
    Nur Kriminalobermeister Allenstein hatte dazu eine eigene Theorie, die er aber vorerst diskret verschwieg.

    ***

    »Eminenza, ich habe zwei Lederbehälter. Was soll ich jetzt tun?«
    Boris hörte, wie sein Gesprächspartner im fernen Italien tief ausatmete.
    »Gut gemacht, Boris. Wie ist es gelaufen? Und was ist mit den anderen Rollen. Gab es nicht vier?«
    Boris nickte bejahend, als könne sein Gesprächspartner das sehen. Kurz schilderte er die Ereignisse in der Wohnung und dass er nach den anderen Rollen nicht hatte suchen können.
    »Verstehe«, murmelte Kardinal Sarrafini. »Hör gut zu, mein Freund!« (Wie gut tat doch diese Anrede!) »Du wirst die Rollen zunächst an einem sicheren Ort verstecken. Hat dein Hotel einen Safe?«
    Boris dachte an seine schmierige kleine Pension und hielt das eher für ausgeschlossen. Er wollte aber seinen Gönner nicht beunruhigen und leistete sich eine winzige Notlüge.
    »Ja, Eminenza, ich denke schon.«
    »Gut, dann bring sie gleich in den Safe. Und hüte sie wie dein Augenlicht, denn sie sind mir äußerst kostbar.«
    Boris nickte wieder unsichtbar und wechselte unwillkürlich ins für ihn eher ungewöhnliche Italienisch.
    »Certo, Eminenza!«
    »Aber vorher musst du die Wohnung der jungen Dame beobachten, unauffällig, Boris, hörst du?«
    Boris nickte wieder.
    »Si, Eminenza, naturalmente.«
    »Va bene, sie werden sicher versuchen, die restlichen Rollen aus der Wohnung zu bringen, und du, Boris, du wirst es verhindern, nicht wahr? Ich setze großes Vertrauen in dich, mein Freund. Wir dürfen sie auf keinen Fall verlieren, sie sind zu wichtig!«
    Der Kardinal machte eine kurze Pause, räusperte sich und legte großen Nachdruck auf seine nächsten Worte.
    »Aber keine Gewalt. Der jungen Dame ist doch nichts geschehen, oder?«
    Doch Boris konnte den Kardinal beruhigen und versprach, auch künftig sehr aufmerksam und sanft vorzugehen. Sein Gesprächspartner jedenfalls zeigte sich beruhigt.
    »Bene! Bona fortuna, mi amici!« Dann war das Gespräch beendet.
    Boris legte auf und blickte sich aufmerksam um. Fußgänger hasteten an ihm vorbei, spannten ihre Regenschirme auf. Ein leichter Regen hatte eingesetzt. Männer und Frauen, die meisten voll bepackt mit den letzten Einkäufen, neben ihnen tänzelnde Kinder in froher Erwartung des nahenden Festes. Boris hatte seinen Mazda vor einer Schule abgestellt, keine zweihundert Meter von der Wohnung entfernt, was ihm einen Blick auf die Haustür gestattete. Eine Politesse ging eben an dem Haus vorbei, und ein junger Mann stürmte hinein. Boris schmunzelte. Das war dieser Hellinger, der die Rollen gefunden hatte. Und an dem würde er dranbleiben. Doch erst einmal galt es, die weitere Entwicklung abzuwarten. Entspannt lehnte er sich zurück und lauschte den Klängen seines Autoradios. Ihm drohten die Augen zuzufallen.

    ***

    Als Hellinger den Mönch aus der Tür kommen sah, war er schlagartig nüchtern. Das musste der Mann sein, von dem Conny gesprochen hatte. In seiner Hand trug er eine Plastiktüte, und Hellinger ahnte auch schon, was drin

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