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Die Pilatus-Verschwörung (German Edition)

Die Pilatus-Verschwörung (German Edition)

Titel: Die Pilatus-Verschwörung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf D. Sabel
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geschickt einparkte. Der Kriminalbeamte rutschte nach unten und machte sich ganz klein. Die müden Augen versuchten, den immer noch heftigen Regen zu durchdringen. Eine Gestalt stieg aus und blickte sich nach allen Seiten um. Dann strebte sie mit eiligen Schritten genau zu dem Haus, das Allenstein beobachtete. Allenstein wurde noch kleiner, erst recht, als er sah, wer der merkwürdige Besucher war: ein Mönch in einer dunkelbraunen Kutte!
    Nun sind Mönche an sich nichts Ungewöhnliches, erst recht in einer Stadt wie Köln, die mit Stolz seit dem Mittelalter den Zusatz »heilige Stadt« trägt. Aber ein solcher Mönch mit der Figur eines Schwergewichtsboxers und einem beschädigten Auto mit ausländischem Kennzeichen musste doch die Aufmerksamkeit eines Polizeibeamten wecken.
    Über den Rand seines Lenkrads sah Allenstein, dass der Mann jetzt die Haustür erreicht hatte und in einer seiner Taschen kramte. Suchte er den Schlüssel? Wohnte der seltsame Heilige vielleicht ausgerechnet in Hellingers Haus? Allenstein konnte nicht erkennen, was der Mönch ins Schloss steckte, aber nach der Art, wie er sich mit dem Schloss beschäftigte, konnte es sich wohl kaum um einen Schlüssel handeln. Eher um einen Dietrich! Plötzlich war die Gestaltim Hausflur verschwunden, aber die Treppenbeleuchtung wurde nicht eingeschaltet. Allenstein verließ seinen Wagen. Regentropfen peitschten in sein Gesicht. Hastig zog er den Reißverschluss seiner alten Lederjacke zu. Dann stand er vor der Tür und wusste nicht wie er hereinkommen sollte. Ob er bei Hellinger klingeln sollte? Er tat es. Aber niemand öffnete. Unschlüssig blickte er nach oben. In diesem Augenblick ertönte ein lang gezogener greller Schrei. So schreit nur jemand, der sich in Lebensgefahr befindet. Allenstein beschloss zu handeln ...

    ***

    Im fernen Rom saß Kardinal Sarrafini in einem bequemen Brokatsessel. Genüsslich schlürfte er einen Eierpunsch und betrachtete zufrieden und mit patriarchalischem Wohlwollen die Herren, die sich um ihn herumgruppiert und seinen Ausführungen aufmerksam gelauscht hatten. Erlauchte Würdenträger in Purpurrot oder Violett, die meisten im Grau oder Silber der späten Jahre, hatten sich da versammelt. Kardinäle, Bischöfe, Prälaten, Monsignores, Äbte – fünfzehn an der Zahl und alle mit gehörigem Einfluss im Vatikan und einem Ziel: der Bewahrung und konsequenten Reinerhaltung des katholischen Glaubens in der ganzen Welt. Zwar war mit der Glaubenskongregation, der Nachfolgerin der heiligen Inquisition, bereits eine Behörde in den Mauern des Vatikans tätig, die eben dieses Ziel verfolgte, und Kardinal Sarrafini arbeitete ja auch nicht zufällig als Prosekretär in diesem Amt. Aber wie alle offiziellen Behörden des Kirchenstaates unterlag auch diese stets einer meist überaus kritischen Würdigung durch Öffentlichkeit und Presse, und so konnte es nicht schaden, wenn sich daneben ein weiteres Bündnis honoriger Würdenträger diesem Ziel verschrieben hatte.
    Gegründet in der frühen Mitte des 19. Jahrhunderts unter Papst Gregor XVI., hatte dieser Bund alle Stürme der Zeit überstanden und war von den jeweiligen Päpsten, wenn sie ihn denn überhaupt kannten, zumindest toleriert, vielfach auch diskret gefördert worden. Freilich war dieses Gremium einer breiteren Öffentlichkeit völligunbekannt, und auch in den Mauern des Vatikans mochte man den Namen, den sich das Gremium oder besser seine Vorgänger vor mehr als 150 Jahren einmal gegeben hatten, allenfalls hinter vorgehaltener Hand flüstern: Fraternitas Divinae Crucis – Bruderschaft des Göttlichen Kreuzes.
    »Und es ist alles unter Kontrolle, Eminenz?«
    Der Fragende, ein rotgesichtiger Prälat mit kurzem silbergrauen Bart, blickte den Kardinal aufmerksam an.
    »Und um wie viele Schriftrollen handelt es sich denn nun?«, wollte ein älterer Herr mit asketischem Gesichtsausdruck wissen, den sein Ornat als Bischof auswies.
    Kardinal Sarrafini hob beschwichtigend den Arm. »Keine Sorge, liebe Mitbrüder. Also, wie ich schon sagte, es handelt sich insgesamt um acht Rollen, die man unter jener Kirche gefunden hat.«
    »Santa Pantaleone?«, fragte ein fülliger Amtskollege des Kardinals nach.
    »Ja, Santa Pantaleone in Köln, richtig. Also, acht Rollen, von denen zwei beim Versuch der Öffnung unwiederbringlich zerstört wurden.«
    Ein ächzender Laut der Verzweiflung ging durch die würdige Runde.
    »Zwei Rollen befinden sich im Besitz meines ... äh ...

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