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Die Pilgerin von Passau: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) (German Edition)

Die Pilgerin von Passau: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) (German Edition)

Titel: Die Pilgerin von Passau: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maren Bohm
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lachte auf: »Meint Ihr wirklich, Euer Ritter Bernhard würde seinen Falken für Euch opfern?«
    Alice war verwirrt. »Natürlich nicht«, murmelte sie und begann darüber nachzugrübeln, ob Bernhard sein Falke lieber sei.
    »Männer sind machtgierig und eitel«, erklärte Godvere entschieden.
    Alice sah sie fragend an.
    »Nehmen wir beispielsweise Bohemund. Warum wohl hat er Graf Raimond nicht schon in der Nacht um Hilfe gebeten, obwohl er als erfahrener Feldherr die Gefahr hätte erkennen können? Nun? Was meint Ihr?«
    Alice wusste darauf nichts zu antworten.
    »Aus Eitelkeit natürlich. Bohemund ist zwar der Sohn des gefürchteten Normannen Robert Guiscards, aber er ist fast leer ausgegangen. Graf Raimond hingegen ist unendlich reich und dazu noch mit einer Königstochter verheiratet.«
    Godvere erklärte entschieden: »Ich will zukünftig von dir nur noch Geschichten hören, die sich ereignen könnten.«
    Die wurden ihr von der Wirklichkeit geliefert.
    Vor ihnen lag ein Dorf, in dessen Mauern die Glut noch schwelte. Kilidj Arslan hatte es ausgeplündert, in Brand gesteckt und die Felder verwüstet.
    Doch das war nicht das Schlimmste: Auf seiner Flucht in unwirtliches Gebirge hatte Kilidj Arslan die alten byzantinischen Zisternen unbrauchbar gemacht.
    Die Brunnen waren verschmutzt, das Wasser untrinkbar.
    Mittlerweile stand die Julisonne hoch am Himmel. Es war heiß und wurde mit jeder Minute heißer. Das Geplauder, die Freude über den Sieg waren verstummt und mit Bangen fragte sich jeder, vom Heerfüher bis zum Ärmsten, wie das nächste Dorf aussehe, ob Kilidj Arslan tatsächlich alle Städte und Dörfer, durch die die Kreuzfahrer ziehen mussten, hatte niederbrennen, die Brücken zerstören und die Felder verwüsten lassen, ob er bei seinem Rückzug das Kreuzfahrerheer durch verbrannte Erde schlagen wolle.
    Doch es war wie befürchtet. Kilidj Arslan hatte keine Gnade gegenüber seinen eigenen Untertanen walten, vielmehr alles verwüsten lassen, um die Verpflegung des christlichen Heeres unmöglich zu machen.
    Alice litt wie alle anderen mehr, als sie sich es je im Leben hätte vorstellen können, unter der Hitze. Für die Ritter wurde es unter den Rüstungen unerträglich heiß. Sie abzulegen schien nicht ratsam, da zwar kein Angriff Kilidj Arslans mehr zu erwarten war, doch durchaus aus dem Hinterhalt geschossen werden konnte. Wer krank war, wer ein Kind gebar, wer aus welchem Grund auch immer nicht mehr mitkam und hinter dem mühsam, aber unaufhaltsam weiterziehenden Heer zurückblieb, der musste befürchten, von Pfeilen getroffen, verwundet oder getötet zu werden.
    Alice hatte Angst. Aber noch stärker als die Angst war der Durst.
    Durst. Ein Wort, das für sie noch niemals Bedeutung gehabt hatte. Wenn Alice durstig gewesen war als Kind, dann trank sie eben Wasser oder mit Wasser verdünnten Wein oder bisweilen Saft. Hunger kannten viele Frauen und Männer und Kinder im christlichen Heer, aber Durst keiner von ihnen: Wälder, Wiesen, Felder, Flüsse und Bäche, die wärmende Sonne des Sommers, die den regenreichen kalten Winter, den Schnee und das ewige Frieren vergessen ließen, das alles erschien wie in einem goldenen Glanz. Und wenn es auch im Süden heiß war, auf Sizilien oder in Bari und Tarent und der Provence, so konnte man sich doch mittags zurückziehen unter die weit ausladenden blattreichen Äste der Bäume.
    Hier aber nichts als eine schattenlose, vulkanische, von glühender Sonne aufgeheizte Öde.
    Alice verging das Geschichtenerzählen und es wurde auch nicht mehr von ihr erwartet. Bei dieser Glut mochte keiner noch ein unnötiges Wort sprechen.
    Godvere litt mit ihrer hellen Haut unsäglich unter der Sonne. Sie sagte nur einmal zu Alice, sie sehne sich nach dem kalten Island ihrer Vorfahren zurück.
    Als Erstes starben die Pferde.
    Jedem starben die Pferde weg. Dem Grafen Otto von Baerheim waren drei Reitpferde und zwei Packpferde am Wegesrand liegen geblieben und mussten geschlachtet werden. Voll Bangen suchte Alice Rab und mit Erleichterung stellte sie fest, dass Martin das Pferd noch am Zügel hielt. Ans Reiten war nicht zu denken, wollte man sein Pferd nicht zusätzlich belasten.
    Alice gab sich alle erdenkliche Mühe, das Pferd, das ihr Martin mit schlechtem Gewissen geschenkt hatte, am Leben zu erhalten, indem sie das Tier zu den Disteln am Wegesrand führte, die sie auch selber aussaugte, um nicht zu verdursten. Umsonst, die Stute war trächtig und starb. Bernhard bot ihr an, sie

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