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Die Pilgerin von Passau: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) (German Edition)

Die Pilgerin von Passau: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) (German Edition)

Titel: Die Pilgerin von Passau: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maren Bohm
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Andenken seines Mutes und seiner Stärke, sein Schachbrett mit den wunderschönen seltsamen Figuren. Für Bernhard war es das Zeichen des Vertrauens, das Symbol seiner Unschuld. Still und versunken mochte er als Kind das mit Gold bemalte Pferd oder den mächtigen, mit Edelsteinen geschmückten König betrachten und sich vorstellen, wie sein Großvater als junger Mann in Spanien gegen die Sarazenen das Schwert erhoben hatte.
    ›Kein Ritter kann verbissen kämpfen, wenn er nie einen Schlag erfühlt‹, war der Leitspruch seines Großvaters. Und Bernhard empfand schon als Kind den Trost in diesen Worten, verstand, dass der Großvater nicht nur körperliches Leid meinte. Der Junge nahm sich vor, ungeachtet aller Schmerzen ein Held zu werden.
    »Sonderbar«, sagte Bernhard, für Alice unvermittelt, »obwohl mein Großvater gegen die Sarazenen gekämpft hat, war doch einer von ihnen beinahe wie ein Freund. Mein Großvater Hanno hat mir als Kind erzählt, wie er in Spanien des Öfteren Schach gegen diesen hohen Moslem gespielt hat«, plauderte Bernhard, während er die Figuren aus Ebenholz aufstellte.
    »Also fangen wir an.«
    Meistens war er zufrieden mit Alice, die das Spiel mittlerweile gut beherrschte.
    Doch nun rügte Bernhard sie schon nach wenigen Zügen:
    »Du spielst heute unaufmerksam. Ein Gegner, der nicht gewinnen will, langweilt mich.«
    Alice nahm sich zusammen.
    »Schach«, stellte Bernhard fest.
    »Ich fühle mich schachmatt gesetzt«, entgegnete Alice leise.
    »Weil ich von dir fortgehe? Sonst bist du es immer, die mich verlässt. Ich aber tue nichts anderes, als mit Balduin nach Tarsos zu ziehen, während du bei Herzog Gottfried und dem Hauptheer bleibst. Also, was ist dabei?«
    »Mir ist nicht wohl bei der Spaltung der Heere. Nach der Schlacht bei Doryläon haben die Heerführer beschlossen, dass alle Heere fortan zusammen nach Jerusalem pilgern. Und nun will Balduin unbedingt den Weg durch die Kilikische Pforte, den gefährlichsten Weg, einschlagen, wo ihr euch in einem Engpass befindet und es für die Türken ein Leichtes wäre, von den Bergen aus Pfeile auf euch zu schießen, ohne dass ihr euch wehren könnt.«
    »So schlimm wird es schon nicht kommen. Die Türken sind nach Doryläon vermutlich ebenso schachmatt gesetzt wie du. Balduin will Herr über Kilikien werden und die Huldigungen der Armenier entgegennehmen. Was nicht allzu schwer sein dürfte, denn in Tarsos, der wichtigsten Stadt, gibt es nur eine türkische Garnison. Die Bevölkerung aber ist christlich. Du siehst es ja selbst, nach 20 Jahren Chaos und Leiden unter den seldschukischen Türken werden wir von der christlichen Bevölkerung als Befreier begrüßt.«
    »Aber Balduin hat doch Alexios einen Eid abgelegt, dass alle zurückeroberten Gebiete an den Kaiser fallen«, wandte Alice ein.
    »Balduin schert sich um diesen Eid nicht. Was geht er ihn an? Sieh. Balduin ist in einer ziemlich aussichtslosen Position. Er hat nichts geerbt. Godvere aber schenkt ihm keinen Sohn, nicht einmal eine Tochter. So fallen ihre ganzen Besitztümer nach ihrem Tod an ihre Verwandtschaft und Balduin geht leer aus. Da muss er sich eben ein Reich erobern. Am liebsten würde er König von Jerusalem.«
    »Na, da hat er wohl keine Chance.«
    »Richtig«, erwiderte Bernhard. »Den Anspruch auf Herrschaft erhebt berechtigterweise die Kirche, in deren Namen wir nach Jerusalem ziehen.«
    Alice schüttelte nachdenklich den Kopf.
    »Warum aber verlässt auch Tankred das Hauptheer und zieht unabhängig von Balduin auf getrennten Wegen nach Kilikien?«
    »Er ist in einer ähnlichen Lage wie Balduin. Er hat nichts und er erbt nichts. Er will also dasselbe wie Balduin, Tarsos für sich erobern.«
    Verächtlich runzelte Alice die Stirn. So heilig schienen ihr die Pläne der Heerführer nicht zu sein.
    »Da werden sich zwei christliche Heere gegenüberstehen und sich bekämpfen. Es wird wohl Scharmützel geben.«
    »Also Verwundete und Tote«, folgerte Alice.
    Bernhard zuckte die Achseln und sagte leichthin: »Das Übliche eben.«
    »Und Ihr, welche Absichten verfolgt Ihr?«
    »Ich? Keine. Ich ziehe mit Balduin, weil ich einer seiner engsten Vertrauten bin. Außerdem halte ich den Feldzug durch Kilikien für strategisch sinnvoll, weil die türkischen Truppen in dieser Gegend uns nicht mehr in den Rücken fallen können, wenn wir Antiochia erobern wollen.« Er schüttelte den Kopf.
    »Auf dieser Pilgerfahrt will ich kein Land für mich gewinnen. Ich vertrete den Willen Gottes

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