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Die Pilgerin von Passau: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) (German Edition)

Die Pilgerin von Passau: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) (German Edition)

Titel: Die Pilgerin von Passau: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maren Bohm
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Haltung näherte er sich. Noch ehe Martin ans Ufer spurten konnte, hatte der Mann seine Kleidung ergriffen und flüchtete mit eilenden Schritten von der Uferstelle. Martin schrie den Räuber an, er solle seine Sachen loslassen, und spritzte aus dem See. Der andere ergriff die Flucht. Martin, nackt, hastete ihm nach. Er holte den Dieb ein, packte ihn von hinten, drehte den Kopf mit aller Kraft zur Seite und zog ihn gleichzeitig an den Haaren, sodass der Schurke auf den Boden schlug. Der aber presste die Kleidung immer noch an sich. Martin sprang auf ihn und schlug ihm mit aller Kraft mit der Faust ins Gesicht, auf die Nase. Der Mann heulte auf, ließ endlich locker, sodass Martin ihm die Kleider entwinden konnte. Nun war er selbst auf der Flucht, denn der Kerl folgte ihm, kam näher, näher. Martin strauchelte, der andere erreichte ihn, schlang seine Arme um Martins Oberkörper und biss ihn in die Schulter. Martin rammte dem Beißer seinen Ellenbogen in die Magengrube. Der schrie auf, ließ los und verschwand endlich im Dickicht des Schilfes.
    Martin fühlte einen rasenden Schmerz. Es war ihm, als steckten die Zähne des Mannes noch in seinem Fleisch. Bei jedem Schritt sackte er in dem matschigen Boden ein. Seine Angst wuchs, Rab könnte auch gestohlen worden sein. Zu Martins Erleichterung und Freude stand Rab da, wie Martin ihn verlassen hatte, und wieherte, als er seinen Herrn erblickte. Erst jetzt fiel Martin auf, dass er entsetzlich fror, weil er noch immer nichts anhatte.

    Im Nachhinein wunderte Martin sich, dass er den Mann, der weitaus kräftiger und sicher kampferfahrener war als er, hatte überwinden können. Aber das war eher ein Gedanke nebenbei, denn jetzt galt es, die ungarische Grenze zu passieren. Martin ließ Ödenburg links liegen und ritt überwiegend im Galopp am Neusiedlersee entlang, bis er endlich die Höhenzüge des Leithagebirges entdeckte. Der Grenzübergang beim Schlagbaumbauern verlief ohne Schwierigkeiten. Es war ein erfahrener Grenzer, der dem jungen Mann ansah, dass er Fieber hatte, und der bereitwillig das Geld annahm, das Martin ihm in die Hand drückte. Er schob seine braune Kappe mit schwieligen Händen zurück und riet:
    »Geh in ein Kloster, mein Sohn, und lass dich von den Mönchen gesund pflegen.«
    »Sonst stirbst du!«, rief er dem Davonreitenden nach.
    Zum Kloster, zum Kloster, war Martins einziger Gedanke. Die Bisswunde hatte sich entzündet, das Fieber durchlief ihn in immer neuen Wellen.
    Er versuchte, es zu lindern, indem er eine kurze Rast machte und in einem Bach, der sich rauschend durch den Wald ergoss, seine Wunde und sein Gesicht kühlte.
    Furcht stieg in ihm auf, schüttelte ihn, er könnte das Kloster nicht mehr erreichen, er könnte nicht mehr reiten, würde vom Pferd fallen und irgendwo am Wegesrand krepieren. Rab spürte die Schwäche Martins, das Pferd kämpfte gegen Dunkelheit und aufgeweichte Wege. Dann fing es an zu schneien – wie ein Leichentuch, ging es Martin durch den Sinn.

    Und da, Gott sei gepriesen, erkannte Martin von Ferne auf dem Hügel das Kloster und seitwärts im Tal Passau, seine Stadt, umgeben von den drei Flüssen. Eine weiße Schneedecke lag über der Landschaft und der Himmel war übersät von Sternen. Martin nahm weder die Schönheit der Nacht noch die Stadt seiner Kindheit wahr. Kein Gedanke an die Vergangenheit regte sich in ihm. Durchhalten, nur nicht hier zum Schluss zusammenbrechen. Rab verstand offenbar, dass sie ihr Ziel fast erreicht hatten, gab sein Letztes und preschte durch den Schnee zum Eingangstor des Klosters, das von einer hohen Mauer umgeben war. Taumelnd stieg Martin ab und zog an der Glocke. Von innen wurde eine Luke geöffnet und der Strahl eines Lichtes blendete Martin, sodass er die Augen zusammenkniff. Martin stieß mit klappernden Zähnen seinen Namen hervor. Der Pförtner antwortete: »Gott sei Dank. Sei gegrüßt«, öffnete das Tor und ließ den Jungen und sein Pferd hinein. Es war ein alter, zahnloser Bruder, der viele Gäste, Pilger und Arme hatte kommen sehen. Er erschrak, als er den Kranken ins Kloster hineinbat. Martins Gesicht war abgemagert, die Augen lagen tief und flackernd in ihren Höhlen, der Schweißgeruch war unerträglich, denn Martin roch nach Krankheit.
    »Ich muss auf der Stelle wieder zurück zu den Pilgern Gottes nach Byzanz, ich muss meinem Herrn die Mitgift von Alice bringen«, stieß Martin hervor.
    »Warte erst einmal ab, mein Sohn. Du brauchst Hilfe.«
    »Und mein Rab?«, fragte

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