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Die Pilgerin von Passau: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) (German Edition)

Die Pilgerin von Passau: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) (German Edition)

Titel: Die Pilgerin von Passau: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maren Bohm
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Hand.
    »Martin, ich werde dir jetzt diese Plättchen auf deine Wunde legen, damit du keine Blutvergiftung bekommst«, und damit forderte der Arzt Martin auf, sich auf den Bauch zu legen. Der Abt packte Martin bei den Händen und hielt ihn fest. Martin schrie auf.
    Es war, als gösse der Mann heißes Blei auf seine Wunde, als ginge die Haut in Flammen auf.
    Der Arzt half Martin danach, sich zuzudecken.
    Nicht ahnend, dass Martin Latein verstand, teilte der Arzt dem Abt mit, es könne sein, dass Martin die Nacht sterben werde. Martin hörte, was über ihn gesprochen wurde, doch sterben oder leben, es war ihm gleichgültig. Sein Ziel, möglichst bald wieder zu den Kreuzfahrern zurückzukehren, war in dieser klösterlichen Welt vergessen.
    Der Abt blieb mit Martin allein. Er erneuerte alle zwei Stunden den Wundverband, einen Breiumschlag aus Beinwell, wie vom Bruder verordnet. Die kalten Umschläge gegen das Fieber wechselte er, sobald sie sich erwärmt hatten. Nach diesen Wochen im Dreck, in der Kälte und Feuchtigkeit überkam Martin trotz des Fiebers ein angenehmes Empfinden.
    In dieser Nacht hatte der Abt einen Bruder beauftragt, die Mönche zu den Nocturnen, zum nächtlichen Gottesdienst, zu rufen und dieses zu leiten. Die notwendigen Gebete verrichtete er bei Martin in der Zelle. Martin nahm es im Dämmerzustand wahr. Und obgleich ihm bewusst war, sterbenskrank zu sein, durchflutete ihn ein Wohlgefühl, niemals war in seinem Leben jemand so fürsorglich zu ihm gewesen, auch seine Mutter nicht, die nur kurz zu ihm hereingeguckt hatte, wenn er als Kind krank war. Sie kümmerte sich um den großen Haushalt Karls, sie vertrat die Stelle einer Hausherrin und sie war stolz darauf, über alle Mägde befehlen zu können. Da blieb für den eigenen Sohn keine Zeit.
    Nun aber saß der Abt Tag und Nacht neben seinem Bett, bewachte Martins Schlaf, seine Krankheit und allmähliche Genesung, wechselte die Bettwäsche, wenn sie durchgeschwitzt war, fütterte den Kranken, flößte ihm Suppe ein, gab ihm mit Kräutern gewürzten warmen Wein. Regungslos und ohne ein Zeichen von Ungeduld harrte er neben seinem Bett, als gäbe es keine Zeit, keine Müdigkeit. Martin blinzelte bisweilen, tat, als schliefe er, um dieses ungewohnte und unerwartete Glück in sich aufzunehmen.

    Einmal, kurz vor Weihnachten, lächelte der Abt, während er Martin betrachtete, und sagte: »Du bist wach, mein Sohn. Du spielst schon den Kranken. Nein, nein, du brauchst dich nicht zu schämen. Es ist keine Schande, wieder gesund zu werden und das Kranksein noch etwas zu genießen.«
    Martin war trotzdem verlegen, besonders, da ihn eine Frage drückte, die er nicht auszusprechen wagte. Der Abt fühlte, dass Martin eigentlich etwas sagen wollte.
    »Nun, was ist?«, forderte er ihn auf und sah Martin dabei freundlich an.
    »Du hast doch noch etwas auf dem Herzen.«
    »Vater Johannes, ich frage mich manchmal, warum Ihr so gut zu mir seid. Wäre ich der Herzog von Bouillon oder der Ritter von Baerheim, so könnte ich Eure Sorgfalt und Güte verstehen.«
    Der Abt senkte den Kopf und saß einen Augenblick regungslos da, so als wollte er die möglichen Antworten prüfen.
    »Unser Herr Jesus Christus«, begann er zögernder, als er selber wollte, »gibt uns Auskunft über das Weltgericht. Diejenigen werden dann gesegnet sein, die Jesus aufgenommen, ihm zu essen, zu trinken, ihn bekleidet, im Gefängnis besucht und geholfen haben, als er krank war.
    Die Seligen aber können sich nicht erinnern, jemals Jesus getroffen zu haben. Er jedoch antwortet: Was ihr dem geringsten meiner Brüder getan habt, das habt ihr mir getan. Unser Orden schreibt denn auch vor, man solle um die Kranken besorgt sein und ihnen so dienen, als wenn man wirklich Christus diente.«
    Er schwieg und auch Martin dachte über die Antwort nach.
    »Und außerdem«, fuhr der Abt fort, »hast du einen Eid abgelegt, das Gelobte Land, das Heilige Jerusalem, für unseren Herrn Jesus Christus zurückzugewinnen.«
    Martin lächelte bitter.
    »Wenn ich das könnte. Ich bin nur ein Knecht. Ich habe keine Waffe. Wenn ich ein Schwert hätte wie der junge Ritter Bernhard von Baerheim, dann würde ich Jerusalem erstürmen, auch wenn ich den Tod dabei fände«, setzte er schwärmerisch hinzu. »Ich höre so gerne von den Helden, die für Karl den Großen kämpften. Der Ritter Bernhard singt manchmal am Abend nach den langen Fußmärschen davon. Manchmal nimmt er seine Laute und erzählt von den Taten der Ritter, die in

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