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Die Plantage: Roman (German Edition)

Die Plantage: Roman (German Edition)

Titel: Die Plantage: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Tarley
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Er sieht sie ganz eigenartig an. Nur Dora sieht er so an. So als wollte er … als hätte er irgendetwas mit ihr vor.«
    »Meine Güte, Diane!« Hocksley klang erleichtert. »Mr. Reed kommt ja nicht zufällig zu uns ins Haus. Vielleicht macht er unserer Dora ein wenig den Hof, sie ist schließlich kein Kind mehr. Hör zu, auch wenn er ein Gentleman ist, kann ich mir natürlich vorstellen, was er mit Dora … Herrgott, Diane, er ist ein Mann, das ist doch normal!«
    »Nein, Theodore, das ist es nicht! Ich meine, bei jedem anderen Mann wäre es normal, aber eben nicht bei ihm, verstehst du das nicht? Wie er sie ansieht, das ist eben nicht normal!« Leise setzte sie hinzu: »Und was er mit Dora vorhat, ist nicht normal.«
    »Was redest du da!«
    »Du hast mich genau verstanden. Mit Mr. Reed stimmt etwas nicht.«Am Nachmittag arbeitete Hocksley mit seinem Gehilfen Perkins im Kontor. Er diktierte Briefe an seinen Lagerverwalter auf Saint-Domingue und an die Händler in den nördlichen Provinzen; die Melasseproduktion von Beau Séjour sollte umgehend verschifft und der Export in die Wege geleitet werden. Sie arbeiteten ein paar Stunden sehr konzentriert, bis die Uhr auf dem Sims siebenmal schlug – das Zeichen für Perkins, dass sein Dienst zu Ende war. Er war kaum gegangen, als ein Diener meldete, Crossbow warte in der Halle. Crossbow war für Hocksley in mancherlei Hinsicht nützlich, in erster Linie als sein Strohmann bei den Geschäften von Beau Séjour. Er betrieb in eigener Regie auch eine kleine Tabakplantage, Elverking am Ashley River. Er war mit vielen Pflanzern im Umland bekannt und erfuhr eine Menge Dinge, die er wiederum Hocksley hinterbrachte. Hocksley ließ ihn hereinbitten und begrüßte den vierschrötigen Mann jovial.
    Wie immer gab Crossbow Geschichten und Gerüchte zum Besten, die gerade die Runde machten. Hocksley hörte mit halbem Ohr zu, bis Crossbow Hollow Park erwähnte.
    »Sie waren bei Reed?«
    »Yep. Er hatte etwas Pech mit der letzten Lieferung: Zwei Männer, die wir ihm von Beau Séjour schickten, waren mit Typhus infiziert und sind ein paar Tage nach der Ankunft gestorben. Und eine von den Frauen ist am Landungssteg im Ashley ertrunken. Nun hat er wieder fünfzehn arbeitsfähige Erwachsene bestellt.«
    »Sie machen gute Geschäfte mit ihm, Crossbow.«
    »Kann man so sagen! Er muss schon an die zwanzig, dreißig Lieferungen von Beau Séjour bekommen haben. Erst vor einem Vierteljahr hab ich ihm vierzehn Schwarze für seine Reisplantage Stratton verkauft, alle aus dem Clan von Monsieur Raoul.«
    »Reed kauft Mougadous? Weiß er Bescheid?«
    »Keine Ahnung. Es leben ’ne ganze Menge von denen aufHollow Park. Mr. Reed scheint mit ihnen klarzukommen. Oder die mit ihm. Seltsam, der Mann.« Crossbow tippte sich an die Stirn.
    Hocksley fragte sofort: »Was meinen Sie damit?«
    »Oh, nichts weiter, Sir. Mr. Reed ist ein Gentleman, keine Frage, aber er scheint mir etwas speziell, wenn Sie verstehen? Manchmal soll er sich tagelang im Herrenhaus einschließen, hinter geschlossenen Läden. Nichts für ungut, aber ich find das schon sonderbar.« Crossbow nahm seinen Hut und stand auf. »Übrigens, Sir, haben Sie gehört, dass die Ashley-Bank in den Warenhandel einsteigt?«
    »Fowler hat mir davon berichtet.«
    »Der neue Yankee-Bankier soll sich die Sache ausgedacht haben.«
    »Tyler, ja, ich weiß.« Hocksley runzelte missmutig die Stirn. »Der Mann hat gute Ideen, auch wenn mir nicht passt, was er so treibt.«
    »Es heißt, Mr. Ashley ließe ihm ziemlich freie Hand.«
    »Passen Sie auf, ehe der alte Ashley sich’s versieht, schickt ihn der Bursche in den Ruhestand!«
    Sie lachten. Als die Kaminuhr achtmal schlug, verabschiedete sich Crossbow.
    Hocksley blieb allein in seinem Kontor und dachte nach. Offenbar war Tyler Gilbert Ashleys designierter Nachfolger, sein Einfluss auf die Entscheidungen der Bank gewann erheblich an Gewicht. Tyler wiederum hatte Legacy zu seiner Sache gemacht, und wie es aussah, hatte er die Plantage wieder ins Geschäft gebracht. Auch wenn er das nicht für Gotteslohn tat, sondern gute Guineas damit verdiente, stand Antonia in ihm ein fähiger Finanzmann zur Seite, der ihre Interessen vor dem Hintergrund seines mächtigen Bankhauses wahren würde.
    Erst Marshall, jetzt Tyler, sinnierte Hocksley. Offensichtlich hatte Antonia begriffen, dass sie jemanden brauchte, der für sie die Kohlen aus dem Feuer holte. Ob sie wusste, wasihre Schwester Lydia über sie erzählte? Lydia hatte

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