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Die Plantage: Roman (German Edition)

Die Plantage: Roman (German Edition)

Titel: Die Plantage: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Tarley
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Hängematte hinweg und ging zu seinem Schlafplatz.
    »Pues nada« , murmelte Roscoe schläfrig. Die Augen fielen ihm zu, der laszive Zug um seinen Mund verschwand. Bald lag er eingerollt in seine Decke und schlief.

41.
    Am nächsten Tag war McElrond so weit wiederhergestellt, dass die Passagiere nach dem Dinner wie gewohnt ihr Kartenspiel aufnehmen konnten. Kapitän Robins ließ ein paar Flaschen Wein aus seinen privaten Beständen kommen und gab sich die Ehre, den Abend mit seinen Gästen zu verbringen. Fletcher verhielt sich in Anwesenheit des Kapitäns zurückhaltender. Wenig inspiriert unterstützte er Williams Spielzüge, während die »Zivilisten« ihre Chance bekamen und die eine oder andere Runde gewannen.
    Als Fletcher sich nach einer Stunde verabschiedete, um seine Wache anzutreten, legten auch die anderen die Karten beiseite. In der komfortablen Umgebung des Kapitänssalons, gefördert von dem recht anständigen Wein, entwickelte sich die Unterhaltung ganz entspannt in großzügigen Bahnen. William sparte sich seine lakonischen Spitzen und war geradezu charmant. Cortés in seiner Eitelkeit glaubte, der arrogante Engländer hätte endlich eingesehen, dass er ihm als dem Älteren ein gewisses Entgegenkommen schuldete, und nahm seine Aufmerksamkeiten geneigt entgegen.
    Tatsächlich erlebte William den Abend in einem Zustand von Euphorie. Sein Hochgefühl entsprang aber keineswegs selbstkritischer Einsicht, wie Cortés vermutete. Es war vielmehr die Wirkung eines neuen kämpferischen Impulses, ausgelöst durch seine Begegnung mit Oliver Roscoe: Endlich hatte sein Rachevorsatz, den er seit jenem Tag im August mit selbstzerstörerischem Hass verfolgte, wieder eine konkrete Richtung.
    Im Grunde kam es ihm entgegen, dass Roscoe noch am Leben war. Nachdem er ihn unter den Indenturos entdeckt hatte, war sein nächster Gedanke, Roscoes missliche Lage als Leibeigener für seine Zwecke auszunutzen. Allerdings bezweifelte er, dass Roscoe den Indenturvertrag auch zu erfüllen und auf seine Freiheit zu verzichten gedachte. Wahrscheinlich hatte er vor, sich im ersten amerikanischen Hafen davonzumachen. Oder er rechnete damit, dass sein Freund Reed ihn freikaufen würde.
    Das Verhältnis der beiden war William nicht klar. Bei ihrer Begegnung in London aber hatte er den Eindruck gewonnen, dass Roscoe die Trennung von Reed zu schaffen machte. Wenn Reed, wie Roscoe erwähnt hatte, ihn tatsächlich hatte zur Rückkehr bewegen wollen, dann konnte Roscoe die Indentur bedenkenlos eingehen im Vertrauen, dass sein Freund ihn bei der Ankunft in Amerika auslöste. Bis dahin würde Roscoe allerdings einige Härten auf sich nehmen müssen. William hatte am Abend zuvor genug gesehen; es musste schlimm sein, während der wochenlangen Überfahrt ohne Tageslicht im Unterdeck zu verwahrlosen, in Gesellschaft von Menschen, die nichts zu verlieren hatten und sich entsprechend verhielten. Doch Roscoes desolater Anblick konnte William nicht täuschen: Um nach Amerika zurückzukommen, würde er jede Entbehrung ertragen.
    Denn er hatte Williams Rachedrohung sicher nicht vergessen. Er musste Reed warnen, dass William ihm nach demLeben trachtete, und zu verhindern versuchen, dass er seine Drohung wahr machte. Und wenn es dazu käme, dass sie sich zu dritt gegenüberträten, wäre Roscoe die ernstere Bedrohung. Sein Angriffsverhalten war nicht vorhersehbar, das hatte William bei dem gestrigen Kampf beobachtet. Roscoe verließ sich vollkommen auf seine Intuition, zudem war er in der Lage, seine Kräfte absolut gezielt einzusetzen. William musste sich vor ihm in Acht nehmen, so viel war sicher.
    Das Beste wäre, er brächte Roscoe unter seine Kontrolle. Vielleicht sollte er ihn Cortés abkaufen! Der Gedanke gefiel ihm. Er würde Roscoe zu seinem Sklaven machen und ihn seine Schuld abarbeiten lassen; immerhin hatte der Kreole einiges wiedergutzumachen. Andererseits, wenn Roscoes Zuneigung für Reed auf Gegenseitigkeit beruhte, bekäme Williams Rache einen zusätzlichen delikaten Aspekt: Dann könnte er Reed quälen, indem er Roscoe vor seinen Augen zugrunde richtete … Er malte sich die Verzweiflung seiner Feinde aus, wenn er sie einen nach dem anderen vernichtete, und genoss den Schauer der Genugtuung.
    Am Ende holte sein Verstand ihn auf den Boden zurück: Cortés konnte seine Leibeigenen nicht einfach weiterverkaufen, wie es ihm passte, er durfte die Leute nur für den zeitlich begrenzten Plantagendienst veräußern. Die Indentur erlaubte nicht,

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