Die Plantage: Roman (German Edition)
eigentlich?«
»Beruhigen Sie sich, Gentlemen. Ich kann Ihnen sagen, wer dieser Mann ist.« Hocksley war hinzugetreten. Er gab sich beherrscht, als er zu William sagte: »Mr. Marshall, nicht wahr? Der Verwalter von Legacy, oder sollte ich besser sagen: Mrs. Lorimers Bluthund?«
William warf ihm einen kalten Blick zu und erwiderte: »Mr. Hocksley, oder sollte ich sagen: der Mann, der die Plantage des dritten Robert Bell geheiratet hat, und, wenn die Gerüchte stimmen, der größte Kriegsgewinnler zwischen Savannah und Yorktown. Korrigieren Sie mich, falls ich mich irre, Sir.«
Die Umstehenden, darunter viele Parteigänger Hocksleys, schnappten nach Luft. Auch wenn Hocksley sich im Ton vergriffen hatte, Williams zynische Erwiderung war eine offene Kampfansage. Inzwischen war William einen Schritt zurückgetreten,achtlos nahm er die bohrende Spitze von Crossbows Kehle. Der stand keuchend auf, eine Hand auf den Hals gepresst. Auf seine Krawatte lief etwas Blut.
»Dies war ein Fehler, Mr. Marshall!«, sagte Hocksley voll unterdrückter Wut. »Glauben Sie, Sie können ungestraft meine Leute angreifen?«
»Wenn in meiner Anwesenheit jemand einer Lady zu nahe tritt, werden mir derlei Fehler immer wieder unterlaufen. Das, Mr. Hocksley, ist der Fluch einer guten Kinderstube.« Er nickte kurz zum Gruß, dann bot er Antonia seinen Arm und geleitete sie an den zurückweichenden Leuten vorbei aus dem Saal.
Auf der Rückfahrt sprachen sie wenig. William hatte eine Zeitung gekauft und las. Nichts deutete darauf hin, dass ihn der Auftritt im Planters Club noch länger beschäftigte. Manchmal sah Antonia ihn von der Seite an. Wie er für sie eingetreten war und ihr öffentlich Respekt verschafft hatte, machte sie stolz. Mehr noch, sie war überwältigt.
Später, als er sie zur Tür brachte, sagte sie: »Ich danke Ihnen, dass Sie mich verteidigt haben.«
»Ich habe nur dafür gesorgt, dass man Ihnen die nötige Achtung entgegenbrachte.«
»Sie haben sich als Einziger ehrenhaft verhalten.«
»Vielleicht, Madam, war ich der Einzige, der seine Ehre unter Beweis stellen musste.«
Antonia hatte die halbe Nacht wach gelegen, voller Sorge, was für Unannehmlichkeiten sie in Zukunft von Hocksley zu erwarten hätte. Als sie am späten Vormittag in die Küche herunterkam, erfuhr sie von Charlene, dass William fortgeritten war.
»Wo wollte er denn hin?«
»Hat er nicht gesagt.«
Charlene schälte Maiskolben. Antonia setzte sich im Nachthemd zu ihr an den Gesindetisch und kaute die süßen gelben Maiskörner.
»Ihr Verwalter is ’n schwieriger Mann«, sagte Charlene verstimmt. »Er kommt und geht, aber mit mir redet er nie ein Wort.«
»Na ja, er hat nicht die Angewohnheit, viel zu reden, wie du es vielleicht von mir gewohnt bist. Aber was er für die Plantage tut, ist richtig. Ich bin froh, dass er bei uns ist.«
Charlene nahm einen neuen Maiskolben aus dem Korb und zog die trockenen Blätter ab. Dann fing sie wieder an: »Néné läuft ihm nach wie ’n junger Hund, er schläft sogar im Kutscherhaus. Heute früh hat er für ihn die Satteltaschen gepackt. Er sagte, der Verwalter wollte in die High Hills reiten, den alten Mr. Longuinius auf Serenity Heights besuchen.«
»Sieh mal an!«, sagte Antonia leise. »Longuinius, alter Fuchs!«
Am Nachmittag brachten zwei große Planwagen die ersten Schwarzen mit ihrem Hausrat von The Willows zurück. Siebzehn Männer mit ihren Frauen und Kindern hatten sich entschlossen, wieder nach Legacy zu kommen. Nachdem es sich herumgesprochen hatte, dass die Lorimer-Plantage wieder bewirtschaftet wurde, würden bald auch die weißen Farmhelfer, die während des Krieges nach Borroughton gegangen waren, mit ihren Angehörigen zurückkehren.
Antonia begrüßte die Leute und erkundigte sich, wie es ihnen inzwischen ergangen war. Dann fuhr der Planwagen weiter zur Siedlung. Sie bat Shaughnessey, der die Wagen zu Pferd begleitet hatte, auf eine Tasse Tee in die Bibliothek.
»Ich fürchte, Hocksley wird Ihnen Schwierigkeiten machen«, kam er gleich auf den Punkt. »Sie können sich denken, wie er sich nach dem Vorfall gestern im Club in Szene setzte. Sein Handlanger Crossbow genießt zwar nur wenig Sympathien, trotzdem ist es Hocksley gelungen, Sie und Ihren Verwalter in aller Augen für die Unannehmlichkeiten verantwortlich zu machen.«
»Ich weiß, Frank. Er hat einen Vorwand gesucht, mich insUnrecht zu setzen. Nun hat er ihn gefunden und wird versuchen, die Handelsvereinigung gegen mich
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