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Die Plantage: Roman (German Edition)

Die Plantage: Roman (German Edition)

Titel: Die Plantage: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Tarley
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dunklen Raum. Sie nahm ein Kissen und ließ sich auf dem Boden davor nieder, ganz nahe bei der Feuerstelle, damit sie noch ein wenig Wärme erreichte. Sie streifte die Schuhe ab und zog ihre ausgekühlten Füße unter ihr Kleid.
    Die Augen mussten ihr zugefallen sein. Sie sah auf, als die Zimmertür geschlossen wurde. Er lächelte über ihren von Müdigkeit verlangsamten Blick, während er mit einem Kienspan die Kerzen in den Leuchtern neben dem Bett und über dem Kamin entzündete. Er fasste ihre Hände, zog sie zu sich hoch, nahm sie in die Arme und küsste sie. Alsbald löste er die Verschlüsse ihres Kleides, der üppige Seidenstoff glitt knisternd zu Boden und nach und nach jedes Stück ihrer feinen Wäsche. Dann zog er sich vor ihr aus. Nach Wochen sah sie wieder die Male seiner Folter und biss sich bestürzt auf die Lippen. Vorsichtig berührte sie mit den Fingerspitzen die roten Linien, die wie eine verborgene Rüstung in seine Haut gezeichnet waren, ein Muster aus symmetrischen Narben, das sich über den Brustkorb bis zu den Lenden ausbreitete. Sie ließ ihre Hände federleicht darübergleiten, berührte die empfindlichen Male mit den Lippen, bis er sie erregt an sich zog.
    Er war kein zärtlicher Liebhaber, gierig bemächtigte er sich ihres Körpers, hart und unnachgiebig, völlig selbstbezogennach Befriedigung hungernd. Sie ließ ihn. In der Morgendämmerung lag sie erschöpft in seinen Armen, ihre Brüste schmerzten, ihre Lippen waren wund. Der ganze Leib tat ihr weh nach der Tour de Force dieser Nacht, dass sie zurückzuckte, als er sich wieder über sie beugte und sie küsste. Er fragte, ob es zu viel sei.
    »Nein, William, Liebster, nein!« Sie schlang die Arme um ihn und zog ihn an sich.
    Im grauen Morgenlicht, ohne Rock, mit offenem Hemd stand er am Fenster und beobachtete, wie im Dunstschleier über dem Wald die blasse Sonnenscheibe erschien. Als er bemerkte, dass sie wach war, setzte er sich zu ihr ans Bett. Er strich ihr das Haar aus der Stirn, fuhr sanft die Linien ihres Gesichts nach. Sie lag ganz still in diesem Augenblick der Zärtlichkeit. Die ganze Nacht hatte er von ihr Hingabe verlangt, erst jetzt berührte er sie so, dass sie ihre Scheu vor ihm verlor.
    Zum ersten Mal war er in dieser nachgiebigen Stimmung. Zum ersten Mal seit jenem Tag war er so befriedigt, so beglückt, und so verletzbar. Unvermittelt überfiel ihn die Erinnerung an die erniedrigenden Qualen, an die qualvolle Erniedrigung der Folter, die er zu oft schon im Geiste durchlebt hatte. Es war zu viel, um es allein zu ertragen. Er wollte Antonia erzählen, was passiert war. Sie, die ihm von allen Menschen am nächsten war, würde sein Unglück verstehen.
    »Die Schlacht war verloren«, begann er. »Mein Pferd war gestürzt, ich lag mit zertrümmertem Bein am Boden. Da kam eine Patrouille der Miliz, zwei Offiziere und ein Adjutant. Sie wussten, wer ich war.« Er griff nach ihrer Hand, bevor er weitersprach: »Sie wollten mich nicht einfach töten, es ging ihnen um Vergeltung. Den Adjutanten schickten sie fort, sie wollten keine Zeugen. Der eine Offizier schlug mich halbtot. Er zertrat mir die Rippen, ich konnte kaum noch atmen und dachte, gleich ist es zu Ende. Dann kam der andere, er hielt … diesesMesser in der Hand. Der, der mich zuerst geschlagen hatte, wusste anscheinend, was mir bevorstand, und riss mir die Uniformjacke und das Hemd herunter. Dann trat er beiseite, und der andere begann, mir die Haut vom Leib zu schneiden!« Die Erinnerung überwältigte ihn. Er schloss die Augen, während das Entsetzen in ihm widerhallte. »Ich schrie! Oh, ich flehte ihn an, mich zu töten … Aber es dauerte noch lange, bis er endlich … zufrieden war.«
    Er nahm Antonias Hände, verbarg sein Gesicht darin. Sein Körper bebte von stummem Schluchzen. Sie legte den Kopf auf seine Schulter. Sein Gesicht in ihren Händen, ließ er sich von ihr halten. Als er sich wieder gefasst hatte, stand er auf, ging im Zimmer auf und ab. Seine Stimme war hart, als er sagte: »Ich habe meinen Soldaten befohlen, furchtbare Dinge zu tun, und habe selber furchtbare Dinge getan. Das ist der Krieg, Gewalt wird mit noch mehr Gewalt vergolten. Ich wusste, womit ich rechnen musste, wenn ich den Falschen in die Hände fiel. Aber diese Männer hielten nicht nur Strafgericht über meine Taten, sie folterten mich zu ihrem Vergnügen! Sie genossen die pure Gewalt und ihre Grausamkeit. Dieser Captain … er war … was auch immer. Ich werde die beiden

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