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Die Poison Diaries

Die Poison Diaries

Titel: Die Poison Diaries Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maryrose Wood
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verdreht sich, während es seine Beute eisern umklammert hält, wie sehr das Kaninchen auch zappelt. Das Kaninchen ist fast zweimal so groß wie sein Angreifer, aber die Zähne des Hermelins lassen nicht locker. Es hält das Kaninchen mit einer schier unglaublichen Hartnäckigkeit am Kragen, wie eine Katzenmutter, die ihre Jungen in Sicherheit tragen will.
    Aber das Hermelin hat etwas anderes im Sinn. Es wird nicht loslassen, bis es dem Kaninchen das Genick gebrochen hat und sich dessen Augen mit dem glasigen Blick des Todes trüben.
    Leichte Beute.
Die Worte kommen mir ungerufen in den Sinn.
    »Das Hermelin sollte Dank sagen«, bemerkt Weed und geht weiter.
    Der Ton seiner Stimme lässt mich erschauern – obwohl mir klar ist, dass das Hermelin sich ernähren muss. Ich denke an Vaters Worte:
Das ist der Lauf des Lebens … die Natur wird immer obsiegen.
    Die Augen stur geradeaus gerichtet, folge ich Weed. Ich schaue nicht zurück. Nach zehn Schritten kann ich kaum noch etwas hören.
Das Reißen der Sehnen, das Knacken von Knochen, das gierige Schmatzen des Hermelins, das sich am blutigen Fleisch labt …
Nach zwanzig Schritten sind auch die Todesschreie des Kaninchens kaum mehr zu hören
    Jetzt ist alles still. Nur das Rascheln des Grases ist zu hören, das Blöken der Schafe und Weeds leise, gleichmäßige Schritte auf dem Pfad.
    ***
    Weed geht weiter, bis wir einen großen Steinkreis erreichen. Er bleibt stehen und schaut sich mit einem verwirrten Gesichtsausdruck um.
    »Was ist das für ein Ort?«, will er wissen.
    Ich kenne die Antwort, zögere aber, bei Weeds erstem Ausflug in Hulne Park von etwas so Unerfreulichem zu sprechen. Dann hole ich tief Luft und sage: »Früher, vor vielen Jahrhunderten, stand hier ein Hospital. Es wurde von Mönchen errichtet, die viel über Heilmittel wussten. Der Steinkreis ist alles, was von der Stelle übrig ist, wo man den Abfall des Hospitals entsorgte.« Ich sammele mich. »Die Abflussrinnen aus den Operationsräumen führten hierher.«
    »Abflussrinnen? Für das Blut, meinst du?«
    »Ja, für das Blut der Patienten, die operiert wurden.« Ich betrachte die grasbewachsene Mulde vor uns. »Hier vergruben sie auch die Egel, die sich an dem entzündeten Fleisch sattgesaugt hatten, und die brandigen Glieder, die abgenommen werden mussten.«
    Zu meiner großen Erleichterung zeigt sich Weed unbeeindruckt.
    »Manchmal kommt Vater hierher und sucht nach ungewöhnlichen Pflanzen«, füge ich hinzu.
    »Ich verstehe«, sagt Weed. »Es ist still hier.«
    Mir kommt es nicht stiller als an jedem anderen Steinhaufen in der Umgebung vor, aber wenn diese besondere Stille Weed Freude bereitet, will ich mich gerne mit ihm freuen.
    »Wir können jetzt umkehren«, sagt er und wendet sich ab. »Für einen Tag bin ich genug gelaufen.«
    ***
    Ich möchte nicht, dass unser Ausflug zu Ende ist, noch nicht. Als wir fast wieder beim Haus angelangt sind, deute ich geradeaus. »Dort ist noch ein Garten. Wir können nicht hineingehen, aber ich kann dir zeigen, wo er ist.«
    »Wie du willst«, sagt er, aber in seiner Stimme liegt ein leises Zögern.
    Ich führe ihn den Pfad entlang, der sich links am Haus vorbeiwindet, kurz hangabwärts verläuft und dann den nördlichsten Hügel der Ländereien des alten Klosters emporsteigt.
    Ich schaue über meine Schulter nach hinten. Weed fällt zurück.
    »Sollen wir umkehren?«
    Auf seinem Gesicht liegt ein merkwürdiger, gehetzter Ausdruck. »Wir sind fast da«, sagt er. Es ist keine Frage.
    »Ja«, nicke ich. »Dies ist der Apothekergarten. Vaters geheimer Garten.«
    Ich deute voraus, der Biegung des Pfades folgend. Dort ist es: das hohe schwarze Tor, die schwere Kette, das eiserne Schloss. Hinter dem Tor schwanken die verbotenen Pflanzen leicht in der Brise, als wollten sie uns hereinwinken –
schlüpft durch das Tor, es ist ganz leicht, kommt herein …
    Weed sieht aus, als hätte er Schmerzen. Er hebt die Hände und hält sich zitternd die Ohren zu.
    »Was ist los?«, rufe ich erschrocken. »Was hörst du?«
    Er schüttelt den Kopf und stößt einen kurzen, gequälten Schrei aus. Die Furcht packt mich. Was um alles in der Welt passiert mit ihm?
    »Genug; wir gehen nach Hause«, sage ich und ziehe ihn von dem Tor weg. »Du bist gewiss erschöpft. Es war zu viel für dich. Immerhin bist du heute das erste Mal hinausgegangen. Schaffst du es bis zum Haus?«
    Er nickt und lässt es zu, dass ich ihm den Arm um die Taille schlinge und ihn stütze, während er

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