Die Poison Diaries
Apotheker, einen Günstling des Herzogs. Um einen Mann mit mächtigen, gefährlichen Freunden. Ein Mann, der mit Hilfe von Pflanzen heilen – oder großes Unheil anrichten – konnte. Man sagt, dass seine Tochter über ähnliche Fähigkeiten verfügte.«
Ich bin jetzt hellwach.
Er stellt die Kerze auf meinen Nachttisch. »Ich habe sogar den Namen des Mädchens herausgefunden. Eine blonde, hellhäutige Schönheit soll sie gewesen sein, benannt nach einer ebenso strahlend hellen Blume …«
Mit einem Ruck richte ich mich auf. »Was willst du von mir?«
Er stößt einen sanften, leisen Pfiff aus, als ob er ein scheuendes Pferd beruhigen wollte. »Ich will gar nichts, Mädchen, bis auf das, was du mir freiwillig geben willst.«
Ich zittere jetzt heftig, aus Angst und wegen der Eiseskälte, die mir immer noch in den Knochen steckt. Ohne zu zögern oder um Erlaubnis zu fragen, legt sich Rye zu mir auf das schmale Bett und schlingt seine Arme um mich. Instinktiv kauert sich mein Körper an seine Wärme, wie eine Sonnenblume, die sich nach der Sonne dreht.
»Dein Anblick da unten am Flussufer ist nichts, was ein Mann so leicht vergessen kann«, murmelt er in mein Haar. »Wie eine Sirene bist du aus dem Wasser gestiegen, wie eine Seejungfrau, die die Fischer auf die Felsen lockt. Mich hat’s gepackt, Rowan.
Du
hast mich gepackt, wie ein Fieber.«
»Ich könnte dich ganz schnell davon heilen.«
»Das bezweifle ich.« Seine Lippen streifen mein Ohr. »Sag mir die Wahrheit – nein, weiche nicht zurück! Ich will nichts wissen, was du mir nicht sagen möchtest. Ich will nur wissen, ob dir mein Kuss gestern Nacht gefallen hat. Und keine Lügen diesmal.«
»Ja«, flüstere ich beschämt. »Es hat mir gefallen.«
»Dann hör mir gut zu. Ich möchte dir ein Angebot machen. Sag kein Wort, bis du alles erfahren hast.«
Ich versteife mich, aber er hält mich nur umso fester.
»Komm mit mir«, sagt er. »Ich bin schon mein ganzes Leben ein fahrender Händler, ein Landstreicher und ein Schmuggler, immer unterwegs, von einem Ort zum anderen. Mit dir an meiner Seite hätte ich einen Grund, anzuhalten und das Leben zu genießen. Aber wir müssen dieses verdammte Land verlassen und dürfen nie zurückkommen. Wir können es schaffen. Ich kenne alle Schmuggler von Kent bis Cornwall, und es gibt so manchen Kapitän, der mir einen Gefallen schuldet. Ich habe viel Geld verdient und noch nie im Leben einen Penny Steuern bezahlt. Das meiste davon ist zu Hause in Irland versteckt. Wir besorgen uns eine Überfahrt auf einem Kutter, wo keine Fragen gestellt werden. Mit dem Geld, das ich gespart habe, kaufen wir uns einen kleinen Hof in Sligo. Oder wenn dir das noch zu nah an England ist, können wir uns nach Amerika einschiffen. In Virginia ist gutes Land billig zu haben, wird behauptet, und man kann mit dem Tabakanbau reich werden. Es wird kein leichtes Leben werden, aber ein gutes, und wir müssen nicht mehr fliehen.« Er presst seine Lippen auf meinen Nacken. »Komm mit mir.«
»Hör auf damit!« Meine Stimme ist scharf. »Du glaubst mich zu kennen, aber das stimmt nicht. Wenn du wüsstest, was ich getan habe …«
»Ich muss es nicht wissen, weder jetzt noch später. Wenn wir über die irische See gefahren sind, heißt es: ein neues Land, ein neues Leben. Deine Schwierigkeiten werden dir nicht folgen, egal, worum es sich handelt. Das schwöre ich.«
Schon ist das Bett warm von seinem Körper, so warm wie eine sonnengetränkte Wiese an einem langen Sommertag.
Verführerisch, nicht wahr, meine Liebe?
Ich bin Weed versprochen. Ich will keinen anderen.
Aber es ist doch ein angenehmes Gefühl, in den Armen eines Mannes zu liegen, der zur Abwechslung einmal anwesend ist, oder? Dessen Küsse dich aufwühlen und erregen, auch wenn du energisch behauptest, einen anderen zu lieben.
Es ist … wunderbar.
Und wo war Weed, als meine liebreizende Jessamine in den Fluss geworfen wurde und bis zum schlammigen Grund sank? Der Pferdehändler war da, bereit, dich aus jeglicher Gefahr zu retten und dem Leben zurückzugeben. Weed? Nirgends zu sehen. Wie üblich.
»Wirst du mit mir kommen, Rowan?«
Warum sagst du nicht ja, Liebchen?
Ich kann nicht. Ich will nicht.
Welch edle Regung! Du glaubst doch wohl nicht, dass Weed diese Nacht allein verbringt, oder?
Ich weiß, dass er mir treu ist.
Tatsächlich? Du hast zwar keine Ahnung, wo er sich befindet, aber das gilt nicht für mich. In diesem Moment reicht er einer errötenden jungen Frau
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