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Die Poison Diaries

Die Poison Diaries

Titel: Die Poison Diaries Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maryrose Wood
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er mir, dass er Gerede über eine Hexe gehört hätte, über eine junge Frau, die im Fluss ertränkt werden solle. Ich erinnerte mich daran, was Sie mir gesagt hatten, und bekam es mit der Angst zu tun. Ich habe ihn gebeten, nach Ihnen zu sehen. Ich bin so froh, dass er Sie gefunden hat. Und jetzt sehen Sie sich an! Wie Sie zittern! Ich fürchte, Sie sind die Nächste, die krank wird.«
    Ganz plötzlich werden meine Augenlider so schwer, dass ich kaum noch aufrecht sitzen kann. »Es ist nicht Ihre Schuld«, murmele ich. »Vielen Dank für Ihre Fürsorge. Aber wenn es Ihnen recht ist, möchte ich mich jetzt gerne ausruhen.«
    Sie nickt und geht zur Tür, bleibt aber stehen und dreht sich noch einmal um. »Ich verstehe diese Leute nicht«, sagt sie. »Wir werden nicht mehr mit ihnen reisen. Und Sie auch nicht, damit Sie’s nur wissen. Miss Rowan, Sie müssen mit uns kommen. Bitte versprechen Sie mir das. Wir haben genügend Platz in unserem Wagen. Meinem Mann macht es nichts aus zu laufen. Und auf diese Weise bleiben Sie in unserer Nähe – wenn Maryams Fieber zurückkehrt oder wenn Sie jemanden brauchen, der sich um Sie kümmert.«
    »Wir können morgen darüber reden.« Ich lächle schwach. »Und ich verspreche, dass ich die Brühe trinken werde.«
    Sie geht und ich schlürfe ein paar Löffel. Die heiße Brühe erwärmt mich gerade so weit, dass ich ins Bett kriechen und mich unter den Decken vergraben kann.
    Mein letzter Gedanke, ehe ich in tiefen Schlaf versinke, gilt dem erstaunlichen Umstand, dass es noch immer gute Seelen auf dieser Welt gibt. Nicht viele. Aber ein paar.
    ***
    Wieder versinke ich. Diesmal werde ich in die Tiefe gezogen. Ein schweres Gewicht liegt auf mir, wie ein Stein, der auf mein Herz drückt.
    Die Pflanzen am Grund des Flusses winken mir zu. Ich spähe durch das trübe Wasser auf die grünlichen Gestalten unter mir. Diesmal erwartet mich keine Wiese aus schwankenden Seegrashalmen, sondern die Pflanzen aus dem Giftgarten meines Vaters. Mondsame, Seidelbast, Rittersporn, Schweigrohr.
    »Warum seid ihr hier?«, frage ich verwirrt. »Ihr wachst doch gar nicht unter Wasser.«
    Sie zucken und schütteln sich, als ob sie in spöttisches Gelächter ausbrechen würden. Und dann – zu meiner großen Überraschung – sprechen sie.
    »Willkommen, liebliche Jessamine.«
    »Willkommen zu Hause …«
    Aufkeuchend erwache ich aus dem Traum.
    Was hat mich geweckt? Reglos sitze ich da und lausche. Ein leises Klicken, als sich die Tür öffnet. Ein Schritt im Dunkeln.
    Jemand steht in meinem Zimmer und atmet leise.
    »Hab keine Angst. Ich bin es. Rye.«
    »Aber … die Tür …«
    Er entzündet einen Kerzenstummel und hält ihn dicht an sein Gesicht. Ich kann das schiefe Lächeln auf seinem Mund sehen.
    »Ich bin nicht das, was man einen gesetzestreuen Bürger nennen würde. Verschlossene Türen können mich in der Regel nicht aufhalten.«
    Ich kämpfe mich in eine sitzende Position, was mir schwerfällt, weil mich der Traum immer noch halb im Griff hat. Außerdem habe ich den Eindruck, dass irgendein Gewicht meine Glieder nach unten drückt. Ich fühle mich wie lebendig begraben.
    »Bleib unter der Decke. Du willst dich doch nicht erkälten. Nicht, nachdem du heute so knapp dem Tod entronnen bist.« Er kniet sich neben mich. »Ich wollte dir nur sagen, wie leid es mir tut, was ich dir angetan habe. Unten am Fluss.«
    »Du hast mein Leben gerettet. Das weiß ich.«
    »Vielleicht, mag sein. Trotzdem. Ich will nicht, dass du mich hasst.«
    »Weil du mich gerettet hast? Vielleicht sollte ich dich dafür wirklich hassen.«
    »Rede nicht solchen Unsinn, Rowan.« Er verstummt. »Soll ich dich immer noch Rowan nennen?«
    »Es ist der Name, den ich mir erwählt habe.«
    »Also gut, Rowan. Bis wir einen schöneren Namen für dich gefunden haben.« Wieder gerät er ins Stocken. »Du hast mir jede Menge Rätsel aufgegeben. Ich habe den ganzen Tag damit verbracht, nach Antworten zu suchen.«
    »Hast du welche gefunden?«
    »Vielleicht. Ich habe so dies und das gehört, während ich unterwegs war. Das ist auch der Grund, warum ich gekommen bin.«
    Etwas in seiner Stimme macht mir Angst. »Was hast du gehört?«
    »Eine Geschichte über einen Mord in der Nähe von Alnwick.« Er beugt sich näher und seine Stimme wird so leise, dass es mir scheint, als ob sie aus meinem Inneren kommt. »Es sieht so aus, als ob es sich nicht um einen gewöhnlichen Kräuterkundigen handelt, sondern um einen weithin bekannten

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