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Die Ponyapotheke

Die Ponyapotheke

Titel: Die Ponyapotheke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa-Marie Blum
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haben den gleichen Weg.« Er ging mit uns hinaus auf die Straße.
    Fredegunde rief sofort: »Ja, komm, Fridolin. Fredegunde und Fridolin. Unsere Namen passen zusammen.«
    »Stimmt«, stichelte ich unwillig. Sie benahm sich unmöglich. Aus diesem Fridolin wurde ich auch nicht schlau. Er drängte sich förmlich auf.
    Den ganzen Weg bis zur Tankstelle schwieg er. Fredegunde schwatzte in einem fort. Ich hörte gar nicht zu. Nun mußte sie abbiegen. »Kommst du mit?« fragte sie Fridolin.
    »Nein, heute nicht, vielleicht morgen. Auf Wiedersehen!« Er gab ihr die Hand. »Ich laufe von hier aus direkt auf die Sabinenstraße zu.« Er nickte lächelnd, ohne Fredegundes Enttäuschung zu beachten.
    Es half also nichts. Mindestens sieben Minuten mußte ich ihn noch ertragen.
    Er nahm die Büchertasche von der einen auf die andere Seite.
    »Soll ich deine Tasche tragen? Nein? Gut. Hast du heute nachmittag Zeit? Kannst du zu mir kommen?«
    »Warum? Ich brauche keine Tropfen. Ich habe die Flasche noch nicht einmal angebrochen«, antwortete ich steif.
    »Ich möchte dir etwas zeigen.« Er sprach sehr ruhig. »Es ist wichtig, wegen der Kommission.«
    »Das ist wohl ein Tick von dir?«
    Er zuckte die Schultern.
    »Kommst du? Vielleicht kannst du mir helfen?«
    »Ich?« fragte ich spöttisch. »Vielleicht Knoten in Nylonschnüre knoten?«
    Verwirrt blickte er mich an.
    Ich lachte. Endlich war ich überlegen. »Na, Jungen basteln doch immer etwas, meine Brüder wenigstens. Mondumlauf-dinger, oder so ähnlich. Ich habe den Namen schon wieder vergessen. Da brauchen sie mich manchmal, eben zum Knotenmachen.«
    »Nein«, erwiderte er, »nicht für Monddinger, sicher sehr interessant. Mußt du mir mal erklären.«
    »Bedauere, wende dich an Rudi und Tom.«
    Er schien gar nicht zuzuhören. »Ja, ja, ich meine etwas anderes.« Auf einmal blieb er stehen. »Es geht hier um etwas ganz anderes.«
    »Alte Weidenbäume?« spottete ich.
    Er blieb unverändert freundlich. »Weißt du übrigens, daß ich dich gesehen habe, an dem Morgen, als du das Pony auf der Wiese gestreichelt hast?«
    Auch das noch. Das war ja entsetzlich! Mir wurde heiß und kalt zugleich.
    »Nein«, murmelte ich.
    »Konntest du auch nicht. Du drehtest dich ja nicht um. Und nachher bist du so schnell gelaufen. Ein hübsches kleines Pony. Komisch, daß die beiden Jungen nicht stehenblieben.«
    »Meine Brüder, die leben nur auf dem Mond.«
    »So, jedenfalls, sie sahen mich auch nicht. Ich saß zusammengekauert in einem der Gräben, die die Wiese durchziehen, und fotografierte.«
    Foto? Noch schrecklicher! Womöglich war ich auch mit auf dem Bild? Konnte er Gedanken lesen? Er schüttelte lächelnd den Kopf.
    »Sie sind nichts geworden, die Bilder. Ich habe falsch belichtet. Außerdem ist alles verwackelt. Das Pony bewegte sich ja auch. Kommst du?« fragte er wieder.
    »Gut, meinetwegen«, gab ich schließlich nach. »Aber ich muß erst Schularbeiten machen. Um vier Uhr also, früher kann ich nicht.«
    Nun hatte ich es versprochen. Ich wollte doch gar nicht. Ich wunderte mich über mich selber. -
    Noch mehr wunderte ich mich über meinen Vater, als ich nach Hause kam. Er sang im Badezimmer, am hellen Mittag. Er sang so laut, daß es bis ins Treppenhaus hallte.
    >Hoffentlich fängt Mutti nicht auch noch an<, dachte ich. Ich mochte sehr gern, wenn man Vater froh war. Aber so fröhlich, daß man es bis auf die Straße hörte, mochte ich ihn nun auch wieder nicht. Es war mir direkt peinlich.
    »Was ist denn nun passiert?« erkundigte ich mich vorwurfsvoll. Genau in dem Ton, in dem Mutti fragt, wenn ich etwas Unmögliches angestellt habe.
    »Gar nichts«, erwiderte Mutti mit fröhlichem Gesicht, »außer, daß dein Vater froh ist.«
    »Das merke ich.« Meine Büchertasche ließ ich einfach fallen. »Im Aufsatz habe ich eine glatte Vier.«
    »So«, sagte Mutti. Sie war weder erschüttert noch traurig. Sie rief nur: »Oh, meine Kartoffeln«, und verschwand wieder in der Küche. Das regte mich auf. Hier war etwas los, was mir unheimlich vorkam. Und nun öffnete sich die Badezimmertür. Frisch rasiert, strahlend, kam Vati heraus.
    »Da bist du ja, Petra.«
    »Ja, da bin ich, die Schule ist nämlich aus.«
    »Petra, ich reise nicht, ich habe die Genehmigung!«
    »Daß du nicht verreisen mußt?«
    »Nein, für den Abriß. Endlich verschwindet der Plunder, die Rattenhöhlen, die Seuchenherde, die Pestbeulen.«
    Mein Vater steigerte sich förmlich in die schwärzesten Ausdrücke hinein.
    Aber

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