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Die Ponyapotheke

Die Ponyapotheke

Titel: Die Ponyapotheke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa-Marie Blum
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besorgt.
    Die Kleine nickte. Hugo ließ ihre Hand fallen, dann Peter. Sie lief nicht fort. Rieb ihre Hände. »Na, komm, Kindchen, komm.« Die alte Frau ging voraus ins Haus. Das kleine Mädchen folgte zögernd.
    Nach langem Fragen bekam es der alte Herr Konitz endlich heraus. Zuerst antwortete sie überhaupt nicht. Nannte auch nicht den Namen. Ich habe noch nie jemand so essen gesehen. Rudi und Tom können ganz schöne Portionen verschlingen, hastig verschlingen. Das kleine Mädchen aß mindestens doppelt so schnell.
    Die alte Frau sah ihr zufrieden zu. Ein lebendiges Menschenkind also, kein unheimliches Wesen.
    Wir saßen in der Küche an dem langen Tisch unter dem Fenster. Wir tranken heißen Kakao. Essen mochte ich nicht, beobachtete nur das kleine schwarzhaarige Mädchen. Ein Zigeunermädchen von dem Lager vor der Stadt. Den weiten Weg bis hierher war sie gelaufen.
    »Ja, jeden Tag«, behauptete sie.
    »Und warum?«
    Keine Antwort. Sie blickte scheu auf die Jungen. Jetzt, wo sie satt war, sah sie nicht mehr so finster vor sich hin.
    »Darfst du denn allein so weit laufen? Warten deine Eltern nicht?«
    Kopfschütteln, dann Nicken. Schlau wurde niemand daraus.
    »Das Pony, dat meinste, was, Kindchen?«
    Die freundliche Stimme der alten Frau schien sie zu beruhigen. Zum erstenmal hob sie länger den Kopf und blickte Frau Marogis an.
    »Dat Pony?« wiederholte die Haushälterin.
    Sie antwortete immer noch nicht. Aber als dann Herr Konitz fragte: »Wie heißt du, mein Kind?«-sagte sie leise: »Juanita!«
    Ich preßte unter dem Tisch die Hände zusammen. >Wenn ich das in einem Aufsatz schreibe, guckt mich Fräulein Richardson bestimmt wieder merkwürdig an<, dachte ich. Was kann ich denn dafür, daß mir immer so seltsame Dinge passieren. Ich suche mir das doch nicht aus. Und das Mädchen paßte zu dem verwunschenen Garten. Und ich dachte, vielleicht ist das wieder ein Zeichen, und ich soll ein Stück schreiben: Sylove und Juanita! Ich überlegte gleich hinterher, wie unmöglich das war, an Theaterstücke denken, wenn hier ein kleines Mädchen saß, das bestimmt keinen Pfennig Geld hatte und richtig hungrig war. Ich schämte mich. Aber meine Gedanken spazierten oft so seltsam herum.
    Da sagte sie, ein bißchen heiser, aber ganz klar und deutlich: »Ich wollte das Pony sehen.«
    »Im Zoo gibt es Ponys genug zum Angucken«, belehrte Peter und stippte seelenruhig seinen Zwieback in den Kakaobecher ein.
    »Im Zoo, du lebst wohl auf dem Mond«, sagte ich ärgerlich, »da muß man Eintritt bezahlen.«
    »Hm«, brummelte Peter. Alle schwiegen. Ich fühlte, niemand glaubte ihr das mit dem Angucken.
    Und dann erzählte sie weiter. Ihr Vater besäße eine kleine Zirkusschau. Zwei Affen, drei dressierte Hunde, ein Pony. Hier stockte sie, ein viel größeres Pony, als dies im Garten. Ja, sie könne seillaufen und -tanzen. Nein, sonst arbeite sie nicht. Sie habe noch zwei kleine Geschwister und die Mutter. Der Vater sei krank gewesen. Jetzt sei er gesund. Bis Ende Oktober würden sie noch Vorstellungen geben. Nicht hier in Hamburg, draußen auf den Dörfern. Im Winter blieben sie in einer kleinen Heidestadt.
    »Sie schwindelt«, murmelte Fridolin neben mir.
    »Und was wolltest du mit dem Pony?« fragte er.
    »Streicheln«, wiederholte sie hartnäckig. Ich glaubte ihr.
    »Mensch«, Bernd sprang auf, »das Tau, das lange Tau im Efeu.«
    »Zum Klettern, du Affe«, spottete Hugo, »sie kann ein Pony doch nicht wie ein Paket einpacken.«
    Juanita duckte sich. Satt war sie. Man sah es ihr an. Nein, sie schüttelte den Kopf, als Frau Marogis ihr Kakao einschenken wollte.
    »Wie oft bist du im Garten gewesen?« wollte die alte Frau wissen.
    Das kleine Mädchen zählte an den Fingern ab: »Drei-, vier-, nein, siebenmal.«
    Herr Konitz blickte sie eine Weile nachdenklich an.
    »Komm morgen wieder«, sagte er und erhob sich, »auch übermorgen, sooft du willst.«
    »Au fein«, das Mädchen war auch aufgestanden.
    »Aber nicht über die Mauer klettern, von vorn durch die Apotheke. Fridolin, zeig ihr den Weg.«
    Er nickte uns zu und ging hinaus. Auch Fridolin und die kleine Juanita verließen die Küche.
    »Jut, dat es keen Spuk ist«, Frau Marogis atmete erleichtert auf, »et war mir direkt unheimlich. Immer dat Gesicht zwischen de Büsche.«
    »Die klaut das Pony«, prophezeite Hugo in einem Ton, der keine Widerrede duldete. »Wir stellen Wachtposten auf, Tag und Nacht.«
    »Nachts schlafe ich«, sagte Peter, während wir hinausgingen und

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