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Die Ponyapotheke

Die Ponyapotheke

Titel: Die Ponyapotheke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa-Marie Blum
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haben sie übrigens fünf Ponys. Ein sechstes ist überflüssig. Am besteji ist es, Jonni bleibt hier.«
    »Ach Kind, sie werden die Mauer einreißen, und die Bäume...« Er brach ab. Es war wirklich sehr schwer, seine matte Stimme zu ertragen. Und in mir das Gekribbel! Vielleicht gehe ich lieber hinein und helfe den Jungen beim Brettertragen, überlegte ich.
    »Ich würde mich noch nicht aufregen«, versuchte ich ihn etwas zu trösten. »In vier Tagen haben Sie Geburtstag. Geburtstag ist etwas Herrliches. Ich kann schon eine Woche vorher nicht schlafen.«
    Ungläubig sah mich der alte Herr Konitz an. Er lächelte, ganz wenig, aber es war ein Lächeln. Ich gab mir innerlich einen Stoß, vielleicht konnte ich ihm so helfen?
    »Bestimmt, Sie müssen mir glauben«, fuhr ich schnell fort, »ich liege fast die ganze Nacht wach. >Das ist die Vorfreude^ sagt meine Mutter. Und Sie sollten sich auch vorfreuen. Es lohnt sich. Nein, nein, ich darf nichts verraten. Aber es wird ein bißchen laut werden.«
    »Das macht nichts«, er lächelte immer noch.
    »Das ist nett von Ihnen, wirklich. Wir strengen uns auch sehr an. Und bis Sonntag denken wir einfach nicht mehr an die gräßlichen Bagger. Vielleicht ändert sich alles. Mein Vater sagt oft: »Jeder Tag ist neu, und vielleicht geschieht...<« Ich stockte. Ein Wunder, wollte ich sagen. Verschluckte es noch rechtzeitig. Wunder! Das war höherer Blödsinn.
    Der alte Herr Konitz merkte nicht, daß ich den Satz nicht beendet hatte. Er sagte: »Ja, ja« und murmelte vor sich hin. Mich hatte er vergessen. Langsam ging er den Weg an der Mauer entlang. Der Wind wirbelte die Blätter hoch und fegte sie ihm über den Mützenpüschel.
    Ich hörte meinen Namen vom Haus her. Jonni stutzte und spitzte die Ohren. Ich gab ihm einen Klaps und rannte davon. Natürlich, ich mußte den anderen jetzt helfen.
     
    Am Sonntagmorgen wurde ich sehr gesund und fröhlich wach. Es gelang mir kein bißchen Übelsein oder mich elend zu fühlen. Ich schaffte es nicht. Vom Lampenfieber keine Spur. Als ich in die Wohnküche kam, saßen meine Brüder am gedeckten Tisch. Der Toast duftete. Mein Hunger war unvorstellbar.
    »Na, edler Ritter, graulst du dich nicht?« fragte Rudi.
    »Nie«, erwiderte ich würdevoll und ließ Honig auf meine Toastscheibe tropfen. »Die Hauptsache ist, ihr macht keinen Unsinn mit den Scheinwerfern. Der linke funktioniert immer noch nicht. Und das gräßliche Zischen dabei, man versteht sein eigenes Wort nicht.«
    »Das Zischen muß sein, das verstehst du nicht. Wir haben dir schon mal gesagt, du begreifst nichts von Physik, du bist eben ein Mädchen.«
    »Na, hör mal, es gibt Frauen, die sind viel klüger als Männer, mein Lieber, zum Beispiel Madame Curie.«
    »So klug wie ihr Mann«, meinte Rudi gelassen. »Petersilie, du willst doch nicht behaupten, daß Pierre Curie dümmer als seine Frau war?«
    »Ihr seid dumm«, sagte ich wütend. Warum ärgerten sie mich gerade heute?
    »Na, na, Kleine«, Tom rührte in seiner Tasse, »ein beleidigter edler Ritter?«
    »Prinz«, verbesserte ich, »nicht mal bei den Proben paßt ihr auf.«
    »Nein, nicht auf dich, auf die Scheinwerfer«, spottete Rudi.
    Zum Glück kamen die Eltern in die Küche. Meine Brüder schwiegen. Ich wußte, sie hatten es nicht so gemeint. Aber ich bin empfindlich. Aufziehen kann ich nicht ausstehen. Fridolin ist da ganz anders.
    >Komisch<, dachte ich und goß mir zum zweitenmal Tee ein, >man vergißt ganz, daß er so unmöglich dick ist, wenn man mit ihm spricht.<
    »Trotzdem muß er dünner werden«, sagte ich laut.
    »Gehört das zu deiner Rolle?« fragte Vati interessiert.
    »Ja«, ich nickte, trank hastig einen viel zu großen Schluck und verschluckte mich.
    Sonst ging der Vormittag friedlich vorüber. Am Sonnabend war auf dem Dachboden alles vorbereitet und auch fertig geworden, Stühle, Hocker und Bänke aufgestellt. Den Vorhang hatte uns Frau Marogis aus einer der alten Truhen herausgekramt. Einen langen geblümten Schal und einen blauen. Sah verrückt aus, wenn er zugezogen war. Verrückt wie das ganze Theaterstück. Hoffentlich fing Fredegunde nicht zu weinen an. Sie hatte gestern schon Lampenfieber und war vor Aufregung in die Schloßkulisse gefallen. Es hatte ein ziemliches Loch gegeben, aber meine Brüder hatten es wieder zusammengeflickt.
    Die Kulissen hatten die Jungen gemalt. Der Wald war sehenswert. »Ihr müßt darüberschreiben: Bäume!« hatte ich kopfschüttelnd gesagt, »sonst denkt man, es sind

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