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Die Ponyapotheke

Die Ponyapotheke

Titel: Die Ponyapotheke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa-Marie Blum
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Regenwürmer!«
    »Großartig«, hatte Fridolin gerufen. Somit wurde auf die Vorderseite der großen Pappwand, die wir vor das eine Bodenfenster gestellt hatten, >Wald< geschrieben und auf die Rückseite >Schloß<. Das war notwendig. Man konnte wahrhaftig nicht erkennen, daß es ein Schloß vorstellen sollte. Die Seitenwände wurden von Vorhängen äbgedeckt.
    »Modernes Theater, am besten gar keine Kulissen«, meinte Peter gedankenvoll. Er war am meisten bei der Sache. Verständlich, sein zukünftiger Beruf! Leider konnte er nicht gut auswendig lernen. Fredegunde lernte zur Vorsicht seine Rolle mit und flüsterte ihm die Worte zu, wenn er etwas vergaß. Aber nervös war sie. Ich durfte gar nicht daran denken. So etwas steckt an. Und durch Trudchens Tante im Zeitungskiosk wollte auch jemand von der Presse kommen.
    >Wenn er sich nur das Haus ordentlich ansieht und über die Ponyapotheke schreibt, wir sind nicht so wichtig< dachte ich unentwegt. Bekam ich etwa auch Lampenfieber?
    Am besten, ich schreibe an Ellen, überlegte ich. Auch wenn sie mir auf meinen Brief noch nicht geantwortet hatte.
    War sie wirklich eingeschnappt über das, was ich ihr im Brief geschrieben hatte?
    Aber es war so! Freundschaft wegen der Erdkundezeichnungen, das war keine Freundschaft.
     
    Mittags brauchte ich nicht viel zu essen. Mutti hatte Mitleid mit mir. Sie würde selbstverständlich zur Vorstellung kommen. Ob Vati konnte, war fraglich. »Ich glaube, du bist selbst ein Tunnel geworden«, beklagte ich mich gestern bei ihm, »ein Tunnel, tief unter der Erde, du siehst und hörst nicht, was oben passiert.«
    »Schon möglich, schon möglich«, hatte er abwesend geantwortet. Ich weiß gar nicht, was man mit so einem Vater anfangen soll.
    Nur für Tom und Rudi hatte er mitgesorgt, Leitungsschnüre und Kabel beschafft, einen ganzen Koffer voll. Sie hatten eine wunderbare Beleuchtungsanlage zusammengebastelt, ungestört. Die Männer im blauen Overall waren nicht wiedergekommen.
    »Wozu eigentlich der ganze Aufwand?« hatte Hugo gestern nach der Generalprobe gesagt. »Das Haus und der Garten werden doch von den Baggern aufgefressen. Glaubt ihr, wir könnten das ändern? Solche Märchen liest man, in Wirklichkeit gibt es das nicht!«
    Fridolin hatte gerade seinen blauen Schal abgewickelt. »Recht hast du, mein lieber Hugo, aber es macht doch Spaß, vor allem für meinen Großvater. Ein fröhlicher Abschied von dem alten Haus? So einfach ist es für den alten Herrn nicht, auszuziehen. Wenn ihr mich fragt: Ich freue mich auf die Wohnung im Hochhaus. Aber über zweihundert Jahre! Da soll man sich ruhig mal anstrengen.«
    Damit hatte er sich die Busenkissen aus der Bluse gezogen und war aus dem unmöglichen Rock gestiegen.
    Daß er immer so ruhig und fröhlich war! Man konnte sich vernünftig mit ihm unterhalten. Auch auf Trudchens viele Fragen und Wünsche ging er geduldig ein. Sie lief ihm nach wie ein kleiner Hund. In der Klasse mochten sie ihn alle!
    Ein paarmal hatten auf dem Schulhof einige gerufen: »Guck mal den Dicken!« Er hatte sich umgedreht, gelacht und gesagt: »Bin ich, kommt her, guckt mich an ; von allen Seiten. Los, los, dreimal herumgehen. Alles gesehen? Na also. Schluß jetzt, verstanden? Genug gelacht?«
    Seitdem rief ihn keiner mehr so.
    Mir würde das nie gelingen. Nie! Mit meinen Aufsätzen war es immer noch so. Ich mußte so schreiben. Und die Jungen und Mädchen in der Klasse lachten. Aber etwas war doch anders geworden, seitdem Fridolin hinter mir saß. Der lange Hugo prustete trotzdem, wenn ich etwas sagte, was seiner Meinung nach zum Lachen war. Auch stand Fridolin nicht jedesmal auf und verteidigte mich und meine Arbeit. Ich war'sogar froh darüber, daß er es nicht tat.
    Aber es war beruhigend zu wissen, daß er hinter mir saß.
    »Schreib von blauen Wiesen und grünem Himmel«, hatte er mir damals gesagt, »wenn du es so meinst.«
    Und Fräulein Richardson? War es die Englischarbeit gewesen, die glatte Zwei? Die nächste war wieder knappe Mittelbahn, sehr knapp. Trotzdem, seitdem Fridolin hinter mir saß, war sie anders. Ich durfte sie ruhig ansehen. Sie wurde nicht mehr so oft nervös davon.
    Ich wollte mir Mühe geben. Später, wenn alles vorbei war. Nun hatten wir es angefangen, nun mußten wir es auch durchstehen.
    Meine Rolle konnte ich im Schlaf. Die Hauptsache, Fredegunde fiel nicht um.
     
    Das hatten wir nicht erwartet! Wir hörten bis auf den Boden das Lachen und Reden. Das Haus brodelte förmlich von

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