Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Ponyapotheke

Die Ponyapotheke

Titel: Die Ponyapotheke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa-Marie Blum
Vom Netzwerk:
lesen?«
    Ich las: Doktor Shetland und Herr Martin Krüger. »Shetland?« wiederholte ich.
    »Ja, Shetland«, nickte sie. »Die Herren haben jetzt natürlich keine Zeit. Am besten ist es, du schreibst hierher, mein Fräulein.«
    »Und Sie?« fragte ich. »Wie heißen Sie, Fräulein?«
    »Wiese«, antwortete sie, »Helma Wiese.«
    Ich schrieb den Namen ebenfalls auf den Zettel.
    »Für Sie habe ich auch eine Überraschung. Vielen Dank, Fräulein Wiese.« Ich knickste, drehte mich um und ging schnell hinaus. Sie hatte mich sehr erstaunt angesehen.
    Aber sie war so freundlich gewesen. Sie sollte eine Einladung bekommen. Doktor Shetland! Es war nicht zu glauben.
    »Wie hast du das gemacht?« fragte Fridolin nach zwei Tagen immer wieder.
    »Daß er dich überhaupt empfangen hat«, wunderte sich Hugo.
    »Mach den Mund endlich auf. Petersilie, du bist doch sonst nicht so stumm.«
    Ich saß auf der Truhe unter dem Fenster auf dem Dachboden und ließ sie ein bißchen zappeln, die Jungen und Fredegunde und Trudchen. Alle redeten auf mich ein. Dabei war es ganz einfach gewesen.
    »Ich bin abends nach sieben zu Doktor Shetland in die Privatwohnung gegangen und hatte die Einladung mitgenommen. Aber seine Frau sagte, ich könne mit ihm selber sprechen. Sie war dick und gemütlich, so mittelalterlich, ein bißchen älter als unsere Mütter. Und sie kicherte und lachte und sagte, für Überraschungen sei ihr Mann immer zu haben. Und dann schob sie mich ins Zimmer. Er saß gerade vor dem Fernsehapparat.«
    »Und weiter?«
    »Weiter? Ich sagte: >Guten Abend, Herr Doktor Shetland, darf ich Sie einen Augenblick stören?<«
    »Hui«, feixte Rudi.
    Mich rührte das nicht.
    »Der Doktor drehte sich um«, erzählte ich weiter, »er war genauso rund und rosig wie seine Frau. Und sie sagte: >Männe, eine Überraschung.< Und er sagt«?: >Au fein, Überraschungen habe ich bisher nur böse gehabt. Ist sie gut?< — >Ja, sehr gut.< Ob er gern lache. >Und wie<, sagte er. Da gab ich ihm die Einladung mit den Worten, er und seine Frau müßten unbedingt kommen. Lächerlich sei es genug. Außerdem sähe er etwas ganz Seltenes, Kostbares. Ob er die Ponyapotheke in der Sabinenstraße schon gesehen hätte.
    »Ponyapotheke? Schätzchen«, wandte er sich an seine Frau, >kenne ich die?<
    >Pony? Nein<, antwortete seine Frau.
    >Aha<, dachte ich, >er kennt das Stadtviertel nur von den Plänen, nur auf dem Papier.< Aber ich wollte ihm das natürlich nicht sagen. Schließlich kann so ein Bauchrektor oder was er ist, nicht überall sein. Laut sagte ich, dann wüßte er gar nicht, welche Schätze seine Stadt beherberge, es sei nämlich noch etwas sehr Kostbares dabei. Und er, als Bauchrektor, müsse das ja schließlich kennen. Selbstverständlich wäre Herr Krüger auch eingeladen.«
    »Mensch, Petersilie, und du hast keine Angst gehabt?« kicherte Fredegunde. Trudchen starrte mich mit offenem Mund an.
    »Natürlich hatte ich Angst. Aber nicht vor dem Doktor. Er war sehr gemütlich. Nein, die verflixten Sessel. Ich rutschte und rutschte immer tiefer hinein. Und ich wußte nicht, wie ich meine Beine halten sollte. Die schwebten so komisch über dem Fußboden herum.
    Da haben beide mich lachend hochgezogen. Frau Shetland gab mir Orangensaft zu trinken. Und Doktor Shetland bedankte sich sehr, daß ich ihm von der Apotheke erzählt hätte.
    >Sieh mal an, Schätzchen<, sagte er immer wieder zu seiner Frau, >da lebt man zwanzig Jahre in dieser Stadt und weiß nichts von dem uralten Haus.<
    >Als Bauchrektor<, dachte ich vorwurfsvoll.«
    »Blödsinn«, warf Rudi ein, »er kennt die Pläne, er kann sich nicht jedes Haus angucken, hat er selber gesagt.«
    »Ja«, gab ich zu, »finde es aber trotzdem merkwürdig, und nun unterbrich mich nicht immer. Frau Shetland meinte auch, es wäre unverantwortlich, daß ihr Mann nichts von einer Ponyapotheke wüßte. Und er sähe mal wieder, was die Kinder heutzutage alles in der Schule lernen, und wie man sie auf wertvolle Kunstschätze aufmerksam mache.
    Ich saß nun auf einem richtigen Stuhl und wurde kein bißchen rot, weil ich in der Schule wirklich nicht die Beste bin. Sie schienen es aber anzunehmen. Mir war es gleich, sollten sie denken, was sie wollten. Ich sagte nur, schon der Name Shetland verpflichte geradezu, die Ponyapotheke kennenzulernen. Und ich erzählte ihnen von den Shetlandinseln, alles, was Fridolin mir darüber erzählt hatte, und das war eine ganze Menge. Und sie saßen still und hörten mir zu und stellten den

Weitere Kostenlose Bücher