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Die Ponyapotheke

Die Ponyapotheke

Titel: Die Ponyapotheke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa-Marie Blum
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vollkommen.
    »Meine Mutter sagt, ich soll Unterricht nehmen, meine Begabung soll nicht versanden«, hatte sie mir erklärt.
    »Welcher Sand?«
    »Du hörst gar nicht zu.«
    »Doch.« Ich hatte genickt und an Trudchens Regalfach gedacht, das ich ihr einrichten wollte.
    »Ein Doktor Shetland von der Baukommission hat mir gestern geschrieben«, kam die Stimme des alten Herrn Konitz in meine Gedanken.
    Ich blickte zu Hugo hinüber. »Siehst du, mein Lieber<, dachte ich, >nun kommt alles in Ordnung.<
    Erwartungsvoll sahen wir, wie Herr Konitz den Briefbogen aus dem Umschlag nahm, las und sich räusperte:
     
Sehr geehrter Herr Konitz, es war reizend, vielen Dank für den netten Nachmittag. Eine schöne Idee, und ich danke dem kleinen Fräulein besonders.
     
    Das kleine Fräulein war ich. Trudchen schubste mich. Ich saß kerzengerade. Weiter, wünschte ich, weiter? Vom Danken hatte ich nichts.
    Herr Konitz fuhr fort:
     
Ein wunderbares Haus. Es tut mir wirklich leid, daß nun eines der wertvollsten und schönsten Häuser aus dem Stadtbild verschwindet. Aber die neue Zeit fordert ihre Rechte. Ich habe gehört, daß das wertvolle Treppengeländer und viele Möbelstücke dem Museum vermacht sind. Ich danke dem hochherzigen Spender im voraus im Namen der Stadt. Eine Urkunde darüber wird Ihnen noch zugehen. Wie schon vor längerer Zeit mitgeteilt, wäre ein Umzug in das Hochhaus am Marienplatz Ende März möglich. Sie brauchen nur noch Ihre Wünsche anzumelden, ob Sie lieber im vierzehnten Stockwerk oder im ersten Stock gleich über der Apotheke wohnen wollen. Ich erwarte diesbezüglich Nachricht.
Nochmals herzlichen Dank, vor allem an die Kinder, die sich so viel Mühe gegeben haben.
Mit freundlichen Grüßen
Ihr
Erwin Shetland
     
    »Päng«, sagte Hugo respektlos. Wir schwiegen, auch Trudchen. Herr Konitz faltete den Brief sorgfältig zusammen und blickte uns an.
    »Am Freitag wird das Pony in den Zoo gebracht. Es hat sehr viel Platz dort, und fünf Ponys als Spielkameraden. Ihr könnt Jonni besuchen, sooft ihr wollt.«
    »Das kostet Eintritt«, murmelte Bernd.
    »Ihr bekommt Dauerkarten.«
    »Und die Zeit?« Peter schüttelte den Kopf. »Schade, oft werde ich nicht können, es ist viel zu weit.«
    Fridolin schwieg. Und ich dachte, er wollte sich doch etwas einfallen lassen. Da sieht man es wieder. Nur leere Worte! Und wenn ich nicht soviel Kaffee getrunken hätte, müßte ich jetzt bestimmt weinen. Immer kommt alles anders!
    In diesem Augenblick stellte jemand das Radio an, im Nebenzimmer. Oder war es der Fernsehapparat? Ein Sänger. Die
    Stimme klang laut und kräftig. Die Arie des Papageno aus Mozarts Zauberflöte. Wir besaßen die Platte zu Hause. Ich kannte das Lied: »Ein Vogelhändler bin ich ja...« War das überhaupt im Radio oder Fernseher?
    Aber was nützte mir jetzt ein Vogelhändler. Ich wollte das Pony behalten, den kleinen Jonni. Überhaupt Musik, im Augenblick störte sie mich, sehr sogar. Gut, Fridolin war endlich aufgestanden. Er ging zur Tür. Die Stimme klang immer lauter. Man kam gar nicht zum Nachdenken. Nein, so etwas. Das dürften wir uns im Mietshaus nicht erlauben.
    Es war weder das Radio noch eine Stimme aus dem Fernsehapparat. Es war ein Herr im grauen Anzug mit einem runden Gesicht und einem Lockenbusch über der Stirn. Er hatte die Tür geöffnet, bevor Fridolin die Klinke berührte. Und er stand in der offenen Tür und sang und sang und hörte gar nicht auf zu singen. Fridolin starrte ihn an und lachte. Auch Herr Konitz erhob sich und lächelte, sein Gesicht bekam immer mehr Falten. Und mitten in der Arie brach der Herr ab, und Fridolin sagte:
    »Vater, wo kommst du denn her?«
    Und Herr Konitz sagte: »Hans, du wolltest doch erst in vier Wochen kommen?«
    »Ja«, antwortete der graue Herr, »aber das ist keine Begrüßung. Habt ihr noch Kaffee für mich und Kuchen?« Er verbeugte sich lächelnd vor uns: »Guten Tag, meine Damen und Herren. Ich bin Hans Pilander, und dies ist mein Sohn.« Damit umarmte er Fridolin, der sich verlegen befreite.
    Pilander? Der berühmte Sänger, Fridolins Vater?
    »Fridolin heißt aber gar nicht Pilander«, rief Trudchen vorlaut.
    »Mein Künstlername, kleines Fräulein«, wieder verbeugte sich der große Mann.
    Und ich dachte, das scheint wohl in der Familie zu liegen, dieses unerwartete Kommen. Am besten ist es, wir verschwinden. Sie haben sich sicher viel zu erzählen. Ich zwinkerte Hugo und Bernd zu und zog Trudchen vom Stuhl.
    »Halt, niemand geht, nichts

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