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Die Ponyapotheke

Die Ponyapotheke

Titel: Die Ponyapotheke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa-Marie Blum
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einer Schublade unter dem Tisch. »So, nun setzt euch mal, da auf die Hocker.«
    Er blätterte in dem Buch, suchte, schlug zurück, sah wieder vorne nach. »So, hier is es.«

    »Olle Kamellen«, kreischte Ottilie.
    »Stimmt nicht, meine Jute. Also guckt mal da«, er wies mit dem Finger auf eine Zeile:
    »17. Dezember - Abgang: Shetlandpony, schwarz. Name: Jonni. Käufer: Doktor Kassel, Duvenstedt, Fontanestraße 4.«
    »So weit«, sagte ich fassungslos.
    »Wat heest hier weit?« Der Wärter schlug das Buch zu und legte es wieder in die Schublade. »Jonni hat einen Garten, ein jroßer soll es sein. Na und? Is det nicht schön für so een kleenes Pferdchen, ordentlich ’rumtoben?«
    »Ja, aber...«, stammelte ich, »man kann doch nicht, unseren Jonni?«
    »Doch, junge Dame, et stimmt jenau. Mehr darf ich nicht verraten. Et handelt sich um eine Weihnachtsüberraschung, hat mir der Direktor jesagt.«
    »Eine schöne Überraschung«, murmelte ich.
    Fridolin war aufgestanden. Er zog mich auch vom Hocker.
    »Vielen Dank für die Auskunft«, bedankte er sich höflich, »wir kannten Jonni so gut, deshalb, nochmals vielen Dank.«
    »Jern geschehen, junger Mann, kommen Se man öfter. Die anderen Pferdchen freuen sich ooch. Dat braune mit der hellen Mähne, habt ihr das schon richtig angesehen? Das ist eine Wilde.«
    Er lachte in sich hinein, während wir hinausgingen.
    »Verstehst du das? Hat dein Großvater dir etwas gesagt?«
    »Nein.« Fridolin war ebenso erstaunt wie ich.
    »Wir müssen ihn sofort anrufen, drüben ist eine Telefonzelle.« Ich wollte hinüberlaufen.
    »Nein, bleib.« Er hielt mich zurück. »Das Ganze ist eine Verwechslung, bestimmt. Ich will meinen Großvater nicht aufregen. Es ist genug Trubel bei uns. Wir fahren selber nach Duvenstedt und erkundigen uns.«
    »Morgen?«
    »Morgen kann ich nicht, Petersilie, morgen kommt meine Mutter«, er lachte verlegen, »ich will sie abholen.«
    »Das mußt du. Vom Flugplatz?«
    »Nein, Bahnhof.« Er blieb stehen. »Hast du Lust auf Eis?«
    »Bei der Kälte?«
    »Macht nichts. Das haben wir uns verdient nach der Aufregung.«
    »Du sollst nicht soviel Eis essen«, erwiderte ich matt.
    »Ja, ich bin zu dick, ich weiß. Nach Weihnachten fange ich an zu hungern. Mach nicht solch ein Gesicht, Petersilie. Bist du traurig?«
    »I wo, ich denke nach«, widersprach ich laut.
    Er sah mich von der Seite an. Natürlich war ich erschrocken und traurig. Aber ich dachte, man sähe es mir nicht an. Außen fröhlich und innen traurig, das ist nicht leicht. Das muß man üben, vor dem Spiegel, überlegte ich. Und entschieden war noch gar nichts. Eine Verwechslung, nichts anderes. Jonni kam zurück ins Gehege, und dieser Doktor Kassel holte sich ein anderes Pony.
    Wir aßen Eis. In der kleinen Eisdiele neben der U-Bahn. Ein bißchen kalt war es im Bauch. Aber es schmeckte. Und es tröstete auch.
    »Übermorgen, um drei«, sagte Fridolin. »Ich erkundige mich nach den Fahrzeiten. An der Bushaltestelle neben dem Hauptbahnhof.«
    Ich löffelte den Rest aus meinem Eisglas.
    »Und den anderen sagen wir nichts, noch nicht.«
    Ich nickte und wußte im gleichen Augenblick, daß ich schon morgen fahren würde, allein. Ich war viel zu aufgeregt. Unmöglich konnte ich einen ganzen Tag lang warten. Und es war fraglich, ob Fridolin übermorgen Zeit hatte.
     
    Fredegunde fragte am nächsten Morgen gar nicht nach dem Pony. Sie war ganz erfüllt von dem Nachmittagsbesuch bei der bekannten Dame.
    »Denk mal, Petersilie, der Schauspieler war auch da. Ich werde Unterricht bekommen. Eigentlich habe ich es ja dir zu verdanken, dir und Fridolin.«
    »Oh, bitte«, antwortete ich, »das macht nichts.«
    »Und wenn ich erst Schauspielerin bin, bekommst du natürlich Freikarten.«
    »Ja? Das ist aber nett von dir.«
    »Die Dame meint, vielleicht würde ich mich auch für komische Rollen eignen.«
    »Ja, warum nicht.«
    »Begreifst du überhaupt, was ich sage?«
    »Natürlich, du eignest dich auch für komische Rollen.«
    »Du bist komisch heute«, rief sie beleidigt. »Wo bleibt bloß Fridolin?«
    »Der hat frei bekommen. Er holt seine Mutter ab.«
    »Anna Pilander! Ach, Petersilie, es muß wunderbar sein, berühmt zu sein. Ich verkehre dann ja auch in diesen Kreisen.«
    »Das tust du. Vorher streng dich aber tüchtig an.«
    »Wie meinst du das?« wollte sie wissen. Zum Glück fing die Stunde an, ich mußte darüber nachdenken, was ich mit dem Herrn Doktor Kassel besprechen wollte.
    Ich hatte wirklich keine

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