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Die Ponyapotheke

Die Ponyapotheke

Titel: Die Ponyapotheke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa-Marie Blum
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alle Schriftstücke gelesen. Nicht einmal mein Vater kann das ändern.«
    »Dein Vater?«
    »Er war auf dem Baubüro, bei allen zuständigen Stellen. Ich glaube, er hat ihnen jedesmal etwas vorgesungen. Auch dem Bürgermeister.« Fridolin lachte. »Er singt bei den unmöglichsten Gelegenheiten. Gedroht hat er, das Engagement könne er nicht annehmen, da er keinen Übungsraum fände, wie den Dachboden bei uns. Aber sie ließen sich nicht beeindrucken. Mein Vater dürfe in der Musikhalle üben, soviel er Lust habe. Und später, im Hochhaus im vierzehnten Stock. Mein Großvater hat sich für den vierzehnten Stock entschieden.« Er grinste vergnügt. »Und da oben könne mein Vater singen, soviel und so laut er wolle. Es stimme schon mit der Akustik. Man habe es extra für ihn gebaut.«
    »Fridolin!«
    »Nein, natürlich nicht. Sie haben ihn aufgezogen. Und zum Schluß wurde alles friedlich. Auch mein Großvater gewöhnt sich langsam daran, daß wir umziehen. Die alten Dinge bekommen im Museum einen gesonderten Raum. Übrigens läuft der Vertrag diesmal über vier Jahre.«
    »Was? Mit dem Museum?«
    »Nein, mit dem Theater. Vier Jahre brauche ich keine Hotelbesuche'zu machen.« Er atmete tief auf. Ich verstand ihn, das war wichtig, viel wichtiger für ihn, als das kleine Pony.
    Da sahen wir schon die anderen. Fredegunde winkte, Trud-chen schrie und zappelte und erzählte von den kleinen Affen.
    Auf der Heimfahrt im Bus verabredeten wir uns, wenigstens einmal im Monat Jonni zu besuchen.
     
    Kurz vor Weihnachten aber fuhren Fridolin und ich allein. Fredegunde war eingeladen. Sie genoß ihren Ruhm als angehende Schauspielerin. »Meine Mutter und ich gehen heute zu Bekannten«, erzählte sie mir am Telefon. »Die Dame kennt einen Kellner, der einen Schauspielerfreund hat. Vielleicht prüft der mich.«
    »Ja, ja«, hatte ich geantwortet, »viel Erfolg. Hast du auch genug auswendig gelernt?«
    »Selbstverständlich. Tschüs, Petersilie!« Man spürte durchs Telefon, wie beglückt sie war.
    Hugo und Peter sahen sich bei Bernd Fußball an im Fernsehen. Rudi und Tom bastelten, wie immer. Und Trudchen, die schon seit vierzehn Tagen wieder zu Hause von der Nachbarin betreut wurde, mußte diesmal auf die kleinen Mädchen aufpassen.
    »Ich bin nämlich schon groß genug, sagt meine Tante«, verkündete sie stolz.
    »Bist du, wir werden Jonni von dir grüßen.«
     
    So fuhr ich mit Fridolin allein in den zoologischen Garten. Es war ziemlich kalt draußen und es hatte geschneit. In der Stadt sah man nicht viel davon. Der Schnee wurde Matsch. Aber draußen schimmerten große weiße Flächen. Der Wind sauste
    durch die breiten Alleen. Wenig Menschen begegneten uns. Die meisten Tiere blieben in den geschützten Häusern. Nur die Ponys liefen alle in dem großen Gehege herum. Alle? Mit Jonni waren es sechs kleine Pferde, vier braune - eins davon mit einer ganz hellen weißen Mähne - und zwei schwarze. Wir zählten nur fünf.
    »Da drüben in der Ecke, das schwarze, ruf mal, Fridolin.«
    »Jonni!«
    Das Pferdchen spitzte die Ohren, drehte den Kopf. Aber es kam nicht. Es war nicht Jonni.
    Wir warteten. Die Stalltür stand offen. Vielleicht hatte er sich versteckt? Warum war er nicht draußen?
    »Ein Shetlandpony«, ich hörte Frau Mooges Stimme, »das kann viel vertragen.«
    Jonni ist krank, durchfuhr es mich. »Wir fragen, wir gehen ' hinten herum. Der Wärter ist sicher im Haus und weiß Bescheid.«
    Er wußte Bescheid. Es war ein älterer Mann mit einer blauen Schirmmütze. Auch seine Augen waren blau in dem braunen Gesicht. Er sah uns verwundert an.
    »Der Jonni? Der Kleene? Er war der Kleenste hier, stimmt, den haben wir aber nur vorübergehend hier gehabt. So gewissermaßen in Pension, junger Mann. Det stimmt nicht? Doch et stimmt. So wahr ick Schulze heiße. Kommt mal mit, ihr beeden. Ick habe alles zu Buch. Immer hübsch ordentlich und alles uffgeschrieben.«
    Er ging uns voraus einen schmalen Gang entlang, stieß eine Tür auf und schob uns in eine kleine Stube. Eine sehr enge Stube.
    »Verschwinde, Tür zu, ’raus!« krächzte es uns entgegen. Auf dem kleinen Tisch stand ein Riesenkäfig mit einem Papagei.
    »Amanda, verschwinde, es zieht, zieht!« krächzte er aufgeregt.
    »Schnabel halten, Ottilie«, sagte der Wärter, »die beeden sind Besuch, verstanden?«
    »Olle Kamellen«, krächzte er.
    Wir lachten.
    »Na, siehste, junge Dame, det jefällt mir, immer lachen.« Der Wärter nahm ein umfangreiches grünes Notizbuch aus

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