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Die Ponyapotheke

Die Ponyapotheke

Titel: Die Ponyapotheke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa-Marie Blum
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nicht?« fragte ich vorwurfsvoll.
    »Doch, sehr sogar.« Fridolin nahm etwas von seinem Tisch. »Hier sind sieben Dauerkarten für den zoologischen Garten. Als Geschenk von meinem Vater. Wir können Jonni so oft besuchen, wie wir wollen.«
    Wir besuchten ihn am Sonntagnachmittag. Man konnte nicht nah genug heran. Fünf Ponys grasten auf einer weiten Fläche. Das sechste war Jonni. Das kleinste von allen.
    Aber ein Gatter war zwischen uns.
    »Jonni!« rief Fridolin lockend.
    Er drehte den Kopf, stutzte, spitzte die Ohren und trabte über die Wiese, hielt dicht vor dem Gatter. Die großen Augen
    glänzten. Er sah mich an, nein, uns alle, aber mich am längsten. Oder bildete ich mir das ein?
    Man mußte die Hand zwischen Stäbe stecken, damit er den Zucker nehmen konnte. Zwischen harte feste Stäbe.
    Nein, ich konnte das nicht gut finden.
    »Ob es ihm hier gefällt?« Fridolin blickte ihn nachdenklich an.
    Ich hatte mich schon abgewandt.
    »Er gewöhnt sich, sicher«, sagte ich forsch. »Ich geh’ jetzt zu den Elefanten. Bleib nicht zu lange bei ihm, sonst bekommt er noch Heimweh.«
    Damit ging ich weiter. Ich holte tief Luft. In meinem Hals drückte es.
    »Petersilie, nimm dich zusammen«, murmelte ich, »du hast Heimweh. Wie damals im Kinderheim, als die Eltern zu Besuch kamen. Du konntest abends, nach einem solchen Besuchstag vor Kummer nicht einschlafen.«
    Aber nie mehr hierherkommen? Nein, das halte ich auch nicht aus, außerdem ist es unhöflich gegen Fridolins Vater. Er wollte uns Freude machen. Du liebe Zeit, sieben Dauerkarten! Was die kosten.
    Wir waren alle weitergegangen. Fredegunde, die Jungen und Trudchen standen vor dem Affenfelsen. Ich hielt Fridolin zurück.
    »Du, das Geld.«
    »Welches Geld?«
    »Der Unkostenbeitrag. Wieviel haben wir eigentlich zusammenbekommen? Du hast die Kasse.«
    »Fünfzehn Mark und fünfunddreißig Pfennig.«
    »Gib das deinem Vater!«
    »Wieso?«
    »Na, die Karten, hier für den Zoo, siebenmal. Das ist ein Vermögen. Und die fünfzehn Mark... es ist sinnlos.«
    »Du meinst mit dem Pony?«
    »Du darfst ruhig lachen. Ich war überzeugt davon, bevor wir anfingen. Ich dachte, wir könnten es zurückkaufen. Aber wohin damit? Wir haben keinen Garten.«
    »Mußt nicht mehr daran denken. Und das Geld sollen wir uns teilen, sagt mein Vater. Ich hatte es ihm schon angeboten. Er meint, wir hätten es ehrlich erarbeitet. Es hat doch Spaß gemacht?«
    »Ja«, ich nickte. Ob er nicht doch lachte? Ich sah ihn von der Seite an. Nein, er war ernsthaft und vernünftig. Und die ganze Aufregung um das Pony schrumpfte immer mehr zusammen, wie bei einem Ballon, dem die Luft ausgeht.
    Traumsuse, Petersilie, eine ziemliche Traumsuse bist du! Was hast du dir eingebildet?
    Wir standen vor dem Elefantengehege. Ein kleiner Elefant verkroch sich immer wieder unter dem Bauch der Mutter und ließ neugierig den kleinen Rüssel spielen. Zu drollig.
    »Was wünschst du dir zu Weihnachten?« fragte Fridolin plötzlich.
    »Ein Foto von Jonni, für meine Ponykoppel. Und du?«
    »Ich? Bücher. Ich habe meinem Vater schon einen langen Wunschzettel geschrieben, zum Aussuchen natürlich.« Er lachte. »Außerdem kommt Weihnachten meine Mutter.«
    »Für sie wolltest du Jonni behalten?«
    »Für Mutter? Petersilie! Nein, was soll sie mit einem Pony?«
    »Du hast selbst gesagt, damals, als wir anfingen, das Pony brauchst du notwendig.«
    »Stimmt. Aber das war etwas anderes, ein Einfall. Es ging nicht.«
    Warum nicht? War er so verrückt wie meiner?
    »Erzähl«, drängte ich.
    »Kennst du auf der anderen Seite des Stadtparks das weiße Haus? Nein? Der Garten ist viel größer als unser Garten. Ein Kinderheim! Man sieht das nicht von außen. Ich mußte einmal Medikamente hinbringen. Die Kinder spielten im Garten. Vier saßen im Rollstuhl, einige humpelten oder gingen steif, mit Schienen an den Beinen. Ein kleiner Junge hatte zu kurze Arme. Aber sie lachten alle und schrien und spielten mit einem großen Ball. Auch die Kinder im Rollstuhl. Sie fuhren geschickt hin und her. Ich dachte, wenn sie Jonni bekämen...«
    »Und?«
    »Nichts«, er zuckte die Achseln. »Mein Großvater hat sich erkundigt. Die Heimleitung hat abgewinkt. Der Arzt sei dagegen. Es würde die Kinder nervös machen.«
    »Nervös? Unser Jonni? Begreifst du das?«
    Fridolin antwortete nicht.
    »Und du hast nie geglaubt, daß die Ponyapotheke doch noch erhalten bleibt?« fing ich wieder an.
    »Nie, das war jahrelang vorbereitet und beschlossen. Ich habe

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