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Die Ponyapotheke

Die Ponyapotheke

Titel: Die Ponyapotheke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa-Marie Blum
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Lust, mich mit Fredegunde über ihren zukünftigen Beruf zu unterhalten.
     
    Der Garten war groß. Viel größer als der Garten der Ponyapotheke. Das Haus lag still und weiß und vornehm am Ende des Gartens. Ich ging den langen geraden Weg entlang, der zum Haus führte. Ein sehr ordentlicher Weg, und ein ordentlicher Garten.
    Und Jonni? Das kleine Pferd konnte ich nirgends entdecken. Vielleicht hat Doktor Kassel das Pony schon zurückgebracht? Hat eingesehen, daß alles eine Verwechslung ist. »Alles ist in Ordnung«, murmelte ich, um mich zu beruhigen. Fragen wollte ich trotzdem. Die endlose Fahrt hierher hatte mich müde gemacht.
    Nach langem Suchen fand ich endlich den winzigen Klingelknopf. Ich drückte. Es geschah überhaupt nichts. Warten, warten, wieder klingeln. Nichts. Nicht einmal Schritte.
    Ich hätte vorher anrufen sollen, überlegte ich. Klingelte noch einmal, kräftiger. Dann wollte ich gehen.
    Nun kam doch jemand. Ein Schlüssel klirrte. Spaltbreit öffnete sich die Tür. Ein graues, langes Gesicht, ein ältliches Fräulein.
    »Doktor Kassel? Ich möchte Herrn Doktor Kassel sprechen.«
    »In welcher Angelegenheit?«
    »Wegen Jonni.«
    »Wegen was?« Die Tür ging vollends auf. Vor mir stand eine hagere Gestalt im geblümten Kleid, mit grauen Haaren.
    »Wegen des kleinen Pferdes«, verbesserte ich mich, »es heißt Jonni.«
    Kühle Augen musterten mich prüfend. Dann, nach einer ganzen Weile, sagte sie: »So, na, dann komm. Du hast Glück, daß der Doktor zu Hause ist. Tritt die Schuhe ab!«
    Ich rieb auf der roten Fußmatte, bis ich nicht mehr konnte.
    Das Fräulein führte mich in ein Zimmer mit blauen Sesseln.
    »Warte!«
    Und lautlos, man hörte kaum ihre Schritte auf dem Teppich, verschwand sie hinter der weißlackierten Tür.
    Stille! Wie damals in der Ponyapotheke, fuhr es mir durch den Kopf. Nur daß es hier im Raum hell war, fast sonnig. Auf der gelben Tapete leuchtete ein großes farbiges Bild.
    Geräusche, Schritte, schnelle kräftige Schritte.
    »Hallo, mein Fräulein, Sie wünschen?«
    Sie? Ich war doch gar nicht erwachsen. Hastig drehte ich mich um.
    Ein junger Mann stand vor mir. Er lächelte freundlich. »Du kommst vom zoologischen Garten? Habe ich etwas vergessen? Aber setz dich bitte.« Er wies auf den blauen Sessel.
    Ich setzte mich vorn an die Kante. Die Dinger waren gefährlich. Die kannte ich von meinem Besuch bei Herrn Doktor Shetland. Unversehens rutschte man hinein. Und wo blieben meine Beine?
    »Nein«, antwortete ich, »nicht vom Zoo, ich bin, ja also ich bin hier privat.«
    »Das verstehe ich nicht, ich habe Jonni ordnungsgemäß...«
    »Gewiß«, unterbrach ich ihn, »es geht hier nicht um irgendein Pony. Jonni gehört eigentlich uns. Wir sind sieben Kinder. Wir haben für Jonni entsetzlich gearbeitet. Er sollte nicht in den Zoo. Es hat nicht geklappt. Das ist eine andere Sache, das ist nicht wichtig. Wissen Sie, Herr Doktor, wir meinen, wir haben fünfzehn Mark, und wir wollen fragen, ob wir es zurückkaufen können, ich meine, ob Sie es wieder verkaufen. Sie können sich ja ein anderes Pony aus dem Zoo kaufen. Dies nämlich, der Jonni, der stammt aus der alten Apotheke.«
    »Wie? Aus einer Apotheke?« Doktor Kassel sah mich ungläubig an.
    »Nicht direkt aus der Apotheke, aus dem Apothekergarten, ein sehr schöner Garten, nicht so groß wie dieser, aber...« Ich stockte. Was sollte ich sagen? Vielleicht interessiert ihn der Kaufpreis?
    »Die fünfzehn Mark sind natürlich nur eine Anzahlung«, klärte ich ihn schnell auf, »wir könnten das Drama eventuell so oft wiederholen, bis wir die Summe zusammen haben, die Sie verlangen.«
    Ich schwitzte. Das war ja gräßlich, dieses lange Erklären. Und wie dieser Doktor Kassel zuhörte. Warum sprach er nicht? Er könnte ja auch einmal etwas sagen, damit ich nicht immer reden muß. Hätte ich bloß bis morgen gewartet. Mit Fridolin war alles viel leichter.
    »Welches Drama?«
    »Ein Theaterstück, mit dem wir das Geld verdient haben. Der Eintritt war frei, Unkostenbeitrag nach Belieben. Aber das kann man ändern. Sie erhalten natürlich Freikarten.«
    Ich überlegte krampfhaft, was er wohl für das Pony haben wollte. Und wie oft wir dieses blöde Stück noch aufführen mußten, damit wir Jonni wenigstens im Zoo besuchen konnten. Vielleicht war es praktischer, Zeitungen auszutragen?
    Doktor Kassel blickte mich nachdenklich an. Er hatte ein rundes gesundes Gesicht, fast keine Haare und trug eine
    schwarzumränderte Brille. Er sah

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