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Die Portugiesische Reise (German Edition)

Die Portugiesische Reise (German Edition)

Titel: Die Portugiesische Reise (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: José Saramago
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davor nicht die riesige Statue eines Senhor dos Passos gestanden und ihn zu akrobatischen Höchstleistungen gezwungen hätte, um überhaupt einen Blick darauf werfen zu können. Die Bruderschaft hätte auch einen anderen, weniger ungünstigen und dennoch ehrenhaften Platz finden können. Wichtig ist nicht der Dom António darinnen, sondern eine würdevolle Umgebung.

Neue Versuchungen des Teufels
    Ohne Fornos de Algodres und Mangualde beleidigen zu wollen: Über die Fahrt nach Viseu ist nichts zu berichten. Vielleicht ergibt es sich, dass der Reisende eines Tages doch an die eine oder andere Tür klopft, die jetzt auf der Strecke blieben: Er will nur hoffen, dass man dann keine Rechenschaft von ihm verlangt.
    Er erinnert sich an ein besonderes Reisgericht, das er vor langer Zeit einmal in Viseu gegessen hat und auf das er jetzt großen Appetit hat, zumal er zum Mittagessen ankommen würde. Was es schließlich zu essen gab, weiß er nicht mehr, und wo das war, braucht auch niemand zu wissen. Widrigkeiten dieser Art ist man als Reisender zwangsläufig ausgesetzt, und deswegen muss man es auch niemandem übelnehmen. Aber richtiges und doppeltes Pech ist es, danach ins Museu Grão-Vasco zu gehen und dort einem Wechselspiel von Licht und Dunkelheit ausgeliefert zu sein, was an der desolaten Stromversorgung liegt. Im ersten Stock finden Reparaturarbeiten statt, und seine Museumsführerin schaltet in jedem Raum vor ihm das Licht an und hinter ihm wieder aus, um den Stromkreis nicht zu überlasten, weil sonst immer wieder Sicherungen durchknallen, was trotz all dieser Vorsichtsmaßnahmen einige Male geschieht. Erst das Mittagessen und dann das. Ein wenig schlechte Laune sei dem Reisenden gestattet.
    Das Museum befindet sich im ehemaligen Bischofspalast Três Escalões, was hier nicht aus topographischer Gewissenhaftigkeit erwähnt sein soll, sondern weil es sinnvoll ist, die Namen schöner Dinge zu kennen, wie den dieses Gebäudes, dessen wuchtiger äußerer Eindruck genauso besticht wie im Innern die Dekoration der unteren Räume mit religiösen Motiven. Die Dekorateure im 18. Jahrhundert hatten ein gutes Gespür für Farbe und Gestaltung, auch wenn sie den strengen Vorgaben der Kirche unterlagen. Auf jeden Fall fügen sich die Verzierungen aus Barock und Rokoko harmonisch in die Decken ein, deren Anblick eine Freude ist.
    Wenn das Museum schon Grão-Vasco heißt, dann sollte man sich den großen Vasco einmal ansehen. Jeder geht zum Bild des heiligen Petrus, auch der Reisende. Allerdings muss gesagt werden, dass er den Chor der Lobeshymnen über dieses Gemälde bis heute nicht verstanden hat. Sicher ist es ein imposantes Bild, und zweifelsohne sind die Kleider der Apostel meisterhaft dargestellt, aber für den Reisenden sind diese Dinge nicht entscheidend, und außerdem gilt das auch für die Seitenszenen und Predellen. Man könnte sagen, das sei doch schon etwas, und der Reisende würde antworten, dass das Beste am heiligen Petrus nicht da zu finden ist, wo man es vermutet, und dabei will er es belassen, sofern es überhaupt irgendjemandem nützt.
    Es sei jedoch darauf hingewiesen, dass er Vasco Fernandes nicht verunglimpfen will, und der Beweis dafür liegt in der ergebenen Wertschätzung, die er allen Bildern des sogenannten Retábulo da Sé entgegenbringt, die ebenfalls hier im Museum zu sehen sind. Es sind vierzehn wunderbare Tafeln mit Stationen des Lebens Jesu, mit einer Aufrichtigkeit und Ausdruckskraft dargestellt, wie man sie in der heutigen Malerei selten findet. Vasco Fernandes ist in dieser Hinsicht, wie sich im Übrigen bei jeder Gelegenheit zeigt, ein Landschaftsmaler. Es ist offensichtlich, dass er Entfernungen zu erkennen und in die allgemeine Komposition einzufügen wusste, aber der Betrachter kann mühelos die Landschaft als Einzelnes betrachten, und sie wird dabei nicht an Wert verlieren.
    Um die Bilder betrachten zu können, muss der Reisende die Füße heben und über ein paar Kinder steigen, die auf dem Boden sitzen und über deren religiösen Inhalt unterrichtet werden, allerdings von einer Lehrerin, die auch die künstlerische Qualität der Malerei nicht verschweigt. Und da die Katechese sich häufig der künstlerisch weniger wertvollen Exponate bedient, sei diese Episode in Viseu als ein Beispiel guter Pädagogik genannt.
    Was das Museum sonst noch zu bieten hat, erforderte eine ausführlichere Erklärung. Der Reisende will nur noch auf die vortreffliche Sammlung von Columbano-Bildern hinweisen,

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