Die Portugiesische Reise (German Edition)
setzt einen anderen drauf und denkt an die schönen Dinge des Lebens, wie mild der Tag ist, wie grün das Pinienwäldchen dahinten, dass, wer den Turm neben dieser Kirche baute, sein Handwerk verstand, und als die Arbeit getan ist, fährt er weiter. So geht es zwei Kilometer. Der Reisende reitet auf seinem Pegasus durch die Wolken, als er plötzlich das Gefühl hat, einen großen Fehler begangen zu haben. Und siehe da: Er hat tatsächlich vergessen, die Schrauben anzuziehen, mag sein, dass er ein guter Reisender ist, ein schlechter Mechaniker ist er auf jeden Fall. Bleibt nur die Frage, ob die Warnung vom heiligen Christophorus kam oder von Merkur, wenn man bedenkt, dass es in Griechenland, wo dieser Gott erfunden wurde, keine Autos gab, aber auch nicht in Syrien, wo der Heilige geboren wurde.
Eigentlich wollte der Reisende nach Quintiães, aber dann entschließt er sich doch dagegen. Die Straße ist miserabel, und noch eine Panne hätte ein großes Ärgernis bedeutet. In Erinnerung behält er zwei Eidechsenköpfe, die ein Tor schmücken, sie sehen aus wie echte Wasserspeier oder Ecksteine, und wenn es Imitationen waren, dann waren sie jedenfalls raffinierter als das Gerät, mit dem man Reifenpannen behebt.
Am nördlichen Ufer des Rio Neiva liegt Balugães, ein sehr alter Ort, der schon existierte, bevor die Römer kamen. Der Reisende fährt hinein und kommt gleich an eine Kreuzung. Er hat sich bereits für ein Ziel entschieden, und nach Viana do Castelo geht es links, aber wenn ein Reisender an eine Kreuzung kommt, sollte er eine Pause machen, sehen, ob irgendwo auf einem Pfeiler die Sphinx sitzt und Fragen stellt, und er sollte Witterung aufnehmen. Aber am Straßenrand steht nur ein Mann, der immer die Antworten gibt: »Fahren Sie diese Straße immer geradeaus und dann links.« Das will der Reisende gerade tun, als er plötzlich eine Nische in der Mauer einer Kapelle erblickt. Wie man weiß, interessiert sich der Reisende für solche Dinge. So nähert er sich wie ein Jäger seiner Beute, und wo er eine dieser dekadenten Figuren erwartet, die so oft die heiligen Orte Portugals bevölkern, findet er eine kleine Figur aus Granit mit zwei kleinen grünen Tropfen als Augen und lackierten Fingernägeln an der rechten Hand, die auf Kopfhöhe erhoben ist. Auf dem Stein darunter liest der Reisende: »Só a cabeça« : Nur der Kopf? Es gibt zwar keine Sphinx, aber dafür ein Rätsel.
In solchen Fällen wendet man sich am besten an den Mann, der die Antworten gibt: »Nein, mein Herr. Das ist die Senhora da Cabeça. Es kommen viele Leute mit Beschwerden im Kopf hierher. « Der Reisende hat sich verlesen. Die Heilige hat die Gestalt, das Aussehen und die Gesten eines barbarischen Abgottes, ob sie nun Schwindel, Migräne und Wahnsinn heilt oder nicht, der Reisende starrt sie fasziniert an und fragt sich, ob er nicht versuchen sollte, seine eigenen Torheiten zu kurieren. Der Mann, der die Antworten gibt, lächelt, solche Dialoge ist er sicher gewohnt. Der Reisende tut, als wäre nichts gewesen, und fährt in den Ort hinein.
Balugães ist ein kleines Städtchen. Der Reisende erkundigt sich nach der Kirche, einem der vielen romanischen Bauwerke auf seiner Liste, und erhält eine Auskunft, die, wenn sie denn richtig ist, durch ihre Genauigkeit besticht. Das Schlimmste sind die Straßen. Er muss zu Fuß weitergehen, durch eine steinige Gasse, zwischen Mauern aus losen Steinen und Befestigungen für die Weinreben, aber es ist keine Kirche in Sicht. Der Reisende ist der Meinung, dass eine Kirche, die etwas auf sich hält, die die Menschen beschützen und ihnen schnell Rat und Trost bringen will, doch mitten unter ihnen und nicht so fernab vom Schuss stehen sollte. Er fragt noch einmal nach. Doch, doch, er ist auf dem richtigen Weg, immer geradeaus. Der Reisende stellt sich vor, im Portugal des 13. oder 14. Jahrhunderts zu sein, wer weiß, vielleicht ist dieser Weg noch viel älter, aus römischen oder gotischen Zeiten. Hin und wieder tauchen Steinkreuze auf, zu denen früher die Prozessionen des Senhor dos Passos führten, vielleicht auch andere, da kennt der Reisende sich nicht so gut aus. Er kann sich jedoch vorstellen, wie sich die Herzen der Gläubigen zusammenziehen, wenn sie die Tragen heftig schwanken sehen, denn auf diesem unebenen Weg ist es nicht leicht, etwas auf den Schultern zu tragen. Der obere Teil einiger Kreuze ist mit grünen Flecken bedeckt, wahrscheinlich vom Kupfersulfat, mit dem die Reben behandelt werden,
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