Die Portugiesische Reise (German Edition)
meine Herren, also, diese Papas de Sarrabulho , was soll man zu diesen Papas de Sarrabulho sagen, außer dass der Reisende nie etwas Köstlicheres gegessen hat und vermutlich nie wieder essen wird, denn der Mensch kann unmöglich ein weiteres Mal eine so phantastische und gleichzeitig einfache Speise kreieren, diese Weichheit, diese Festigkeit, die Kombination der vielen verschiedenen Geschmacksrichtungen, die alle vom Schwein stammen und in diesem heißen Gemisch veredelt sind, das den Körper nährt und der Seele Trost spendet. Wo immer auf der Welt er sich fortan befindet, wird er Loblieder auf die Papas de Sarrabulho singen, die er im Restaurante Arantes gegessen hat.
Wer so zu Mittag gegessen hat, sollte zum Abend bleiben. Aber der Reisende muss weiter, nachdem er noch eine Runde durch Barcelos gedreht hat. Diesmal führt ihn sein Weg zur gotischen Pfarrkirche, die vernünftig restauriert ist, und wenn er sie auch als Ganzes zu schätzen weiß, so doch insbesondere jene liebliche Santa Rosália, die, so frisch, wie ihr Name klingt, in ihrer Nische lehnt, und so weiblich ist, dass ihr die Heiligkeit gar nicht besonders gut steht. In der Igreja do Terço, die zum ehemaligen Benediktinerinnenkloster gehört, bestaunt der Reisende die Azulejos aus dem 18. Jahrhundert, die António de Oliveira Bernardes zugeschrieben werden und das Leben von São Bento erzählen, das ebenfalls auf den vierzig reichverzierten Bildern an der Decke dargestellt ist. Hervorzuheben ist auch die Kanzel, die wie das Werk eines Silberschmiedes gearbeitet ist. Vergoldet und bunt, einer der seltenen Fälle, in denen der Barock seine Argumente anführt und gewinnt. Auch diese Kirche, das lässt sich allein an der Gestalt erkennen, ist das Werk jenes unermüdlichen Erzbischofs von Braga, Dom Rodrigo de Moura Teles, jener, der nur einige Handbreit groß war.
Der Reisende wirft einen Blick in eine bescheidene Kapelle und ist überrascht, einen heiligen Christophorus zu sehen, der Dom Rodrigo mit Leichtigkeit auf den Schultern hätte tragen können. Er besichtigt und bestaunt die Häuser der Adligen, die Casa do Condestável , den Solar do Apoio , sieht oben auf dem hohen Sims des Solar dos Pinheiros den Bärtigen sich die Barthaare ausreißen, und in diesem Moment stellt er fest, wie hoch die Sonne steht und wie weit er noch zu fahren hat, und beschließt, dass es Zeit ist, sich wieder auf den Weg zu machen.
Manhente erinnert an Abade de Neiva, was den Abstand zwischen Kirche und Festungsturm betrifft, aber das Portal aus dem 12. Jahrhundert hat reichere Skulpturen, es sind mehr Motive darauf zu sehen und sie sind besser gearbeitet. In Lama steht der Torre dos Azevedos, den der Reisende aber nicht betritt: Manche Eingänge sehen nicht wirklich einladend aus. Und so gibt er sich mit einer Betrachtung von außen zufrieden, die Zinnen sind angeschrägt, das Fenster aus der Renaissance, eine Festung, die sich, wenigstens für dieses Mal, nicht erobern lässt.
Die Straße führt am nördlichen Ufer des Rio Cávado entlang durch eine Gegend, die mit bloßem Auge aussieht, als bestünde sie aus Obst- und Gemüsegärten, was vielleicht aber auch gar nicht so ist; jedenfalls strotzt der Minho nur so vor Üppigkeit, sowohl jetzt im November als offenbar auch im Mai, sodass der Reisende sich vollkommen verliert inmitten all des Grüns, das sich gegen die herbstlichen Farben behauptet und am Ende als Sieger daraus hervorgeht. Braga liegt inzwischen ein ganzes Stück weit südlich, und der Reisende ist fast schon in Rendufe, als er dank einer seiner plötzlich aufblitzenden Eingebungen die Erforschung der Sitten und Gebräuche des Vogels, den wir Elster nennen, revolutioniert. Die Elster ist, wie man weiß, als Diebin bekannt. Wenn man auf ihr Nest stößt, findet man alle möglichen glitzernden Gegenstände, Glasscherben, Porzellan, alles, was das Sonnenlicht widerspiegelt. Das ist bis hierhin nichts Neues. Aber der Reisende hatte im Laufe der Reise oftmals die Gelegenheit, zu beobachten, dass diese Vögel ihr Lustige-Witwen-Gewand wie absichtlich vor ihm entfalteten. Auf der Straße nach Rendufe findet sich schließlich die Erklärung. Als die Elster den Wagen kommen sieht, wird sie ganz aufgeregt bei dem Gedanken, diese funkelnde Scherbe, die sich da auf offener Straße anbietet, mit in ihr Nest zu nehmen. Angestachelt von der Gier, spannt sie die Flügel auf, aber als er näher kommt, bemerkt sie die Unverhältnismäßigkeit zwischen ihren kleinen
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