Die Principessa
zur Zeit beschäftigen.«
»Was könnte wichtiger sein als die Bischofskirche des Papstes?«, fragte Francesco.
»Natürlich nichts«, erwiderte Donna Olimpia verärgert. »Trotzdem müssen wir jetzt unsere ganze Kraft dem Palazzo Pamphiliwidmen. Was nützt dem Heiligen Vater die herrlichste Bischofskirche, wenn seine weltliche Residenz hinter Wohnhäusern der gewöhnlichsten Familien zurücksteht? Wäre eine solche Demütigung von Gottes Stellvertreter keine Beleidigung des himmlischen Herrschers und Seiner heiligen Kirche?«
»Soll ich Ihren Worten entnehmen, dass Rainaldis Pläne die Erwartungen Seiner Heiligkeit nicht erfüllen?«
»Würden ausschließlich künstlerische Erwägungen zählen«, sagte Donna Olimpia mit einem Achselzucken, »hätten wir uns für Cavaliere Bernini entschieden. Allein, nach dem unseligen Ausgang der Glockenturmgeschichte, welche, wie uns nicht verborgen blieb, manche seiner Rivalen in durchaus eigennütziger Absicht vorantrieben, könnte jetzt die Ernennung von Urbans Günstling dem Ansehen der Familie Pamphili Schaden zufügen.«
»Bernini, Bernini«, fiel Innozenz ihr mürrisch ins Wort. »Wir wollen diesen Namen nicht mehr hören! Ich mag diesen Menschen nicht. Er ist eitel und unzuverlässig.«
»Wie dem auch sei«, fuhr Donna Olimpia fort. »Unsere Absicht ist es, die Piazza Navona in einen Ort zu verwandeln, der seiner neuen Bedeutung entspricht. Zu diesem Zweck wünscht der Heilige Vater, dass dort ein prächtiger Brunnen entsteht, der prächtigste Brunnen von ganz Rom, prächtiger noch als die Fontäne auf dem Petersplatz.«
»Mir ist bekannt«, sagte Francesco, »dass zu diesem Vorhaben ein Wettbewerb ausgeschrieben wurde.«
»Ach«, erwiderte sie, »dann ist San Giovanni also doch nicht so wichtig, als dass die Basilika Ihre volle Aufmerksamkeit genießt und …«
»Kurz und gut«, unterbrach sie Innozenz, sich an Francesco wendend, »wir wünschen, dass du dich an diesem Wettbewerb beteiligst. Wir halten große Stücke auf dich und sind geneigt, deinen Entwurf mit besonderem Wohlwollen zu prüfen.«
Innozenz nickte ihm zu, und sein Blick ließ keinen Zweifel, dass er seine Worte aufrichtig meinte. Francesco spürte, wie seinMund vor Erregung trocken wurde. Auch wenn es vorerst nur um die Errichtung eines Brunnens ging: Hier bot sich eine Gelegenheit, die sein ganzes künftiges Leben verändern konnte. Der Brunnen sollte Innozenz’ persönliches Siegesmal werden; durch seine Pracht – das hatte Donna Olimpia unmissverständlich zum Ausdruck gebracht – wollte die Familie Pamphili den weltlichen Wohnsitz des Papstes über den Amtssitz des Kirchenfürsten erheben. Der Baumeister, dem ein solches Vorhaben gelang, würde für alle Zeiten Innozenz’ Vertrauen und das seiner Schwägerin genießen. Andererseits – mit ihrer Bemerkung, dass eigentlich Bernini ihr Favorit sei, hatte Donna Olimpia ihn gezielt gedemütigt. Er war in ihren Augen nur zweite, nein, dritte Wahl, schließlich gab es ja auch noch Rainaldi …
»Nun, mein Sohn?«, forderte Innozenz ihn auf, sich endlich zu äußern.
Francesco räusperte sich. »Ich bitte untertänigst um Vergebung, Heiliger Vater, aber eine Teilnahme an dem Wettbewerb ist mir nicht möglich. Ich gebe grundsätzlich keine Entwürfe mehr aus der Hand.«
»Wie sollen wir das verstehen?«, rief Donna Olimpia. »An dem Wettbewerb nehmen die bedeutendsten Künstler der Stadt teil – die beiden Rainaldis, Pietro da Cortona, Algardi. Ich glaube kaum, dass sie Ihnen auch nur einen Deut nachstehen. Eher ist das Gegenteil der Fall!«
»Meine Entscheidung ist grundsätzlicher Natur«, beharrte Francesco unbeeindruckt. »Ich baue den Brunnen nur, wenn ich den Auftrag ohne Wettbewerb bekomme.«
»Haben Sie Angst, im Vergleich zu unterliegen? Oder ist es der Hochmut, der Sie leitet? Wenn ja, dann handelt es sich um eine unerhörte Anmaßung. Vergessen Sie nicht, wer Sie sind! Soweit mir bekannt ist, haben Sie bislang nur zwei oder drei größere Bauwerke ausgeführt. Sie scheinen zu verkennen, welche Ehre es ist, dass der Heilige Vater Sie zur Teilnahme am Wettbewerb auffordert.«
»Du verlangst in der Tat sehr viel«, pflichtete Innozenz seinerSchwägerin bei. »Dein Ansinnen setzt geradezu blindes Vertrauen in deine Fertigkeiten voraus.«
»Wenn ich solches Vertrauen nicht verdiene, Heiliger Vater, bin ich der Letzte, der sich darum anheischig macht.«
»Wollen Sie sich über das Wort des Papstes erheben, Signor Borromini?«,
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