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Die Prinzen von Queens - Roman

Die Prinzen von Queens - Roman

Titel: Die Prinzen von Queens - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suhrkamp-Verlag <Berlin>
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sagt er zu der Schwester.
    Durch zwei große Türen, die sich keuchend öffnen, wird Isabel in einen anderen Trakt des Krankenhauses geschoben, wo die Lichter greller und die Geräusche lauter sind. Turnschuhe quietschen, als Schwestern und Ärzte vom Blinddarmdurchbruch in 104 zum Opfer einer Messerstecherei über den Flur hetzen. Der Geruch hier – faulende Haut und antibakterielle rosa Seife – hat die gleiche Wirkung wie ein Schlag ins Genick. Das Schlimmste: Während Isabel durch diesen Elmhurster Basar kutschiert wird, hastet die Schwester im Gleichschritt mit Alfredo hinter ihr her. Eine nicht gerade ideale Konstellation für Isabel, die im Kino immer hinten sitzt, an die Wand gedrückt schläft und im Restaurant unbedingt so sitzen will, dass sie die Tür im Blick hat. Wenn Leute hinter ihrem Rücken stehen und Stimmen hinter ihrem Kopf umherschwirren, kribbelt Isabels Kopfhaut und ihre Arme werden steif. Die Schwester erklärt Alfredo den Weg: Gehen Sie da lang, hier nach links. Vielleicht zeigt sie mit dem Kinn. Vielleicht mit dem Finger. Vielleicht berührt sie vor einer Kurve Alfredo im Kreuz.
    »Ich komme gerade von einem Vorstellungsgespräch«, sagt Alfredo. Er spricht nicht mit Isabel. »Ist, glaub ich, ganz gut gelaufen. Das Gespräch. Hab ein paar gute Fragen gestellt, glaub ich. Hoffe gerade auf den beruflichen Durchbruch. Aber wer weiß, stimmt’s?«
    Er muss sich an die Schwester erinnern – was Isabel nicht wundert, ihm entgeht wenig –, und er versucht aus Gründen, die Isabel nur halb versteht, irgendetwas wiedergutzumachen. Vor sechs Monaten, auf dem Rückweg vom Krankenhaus, hatte sich Alfredo im Q32er darüber beklagt, dass er sich als arbeitslos habe ausgeben müssen. Er hatte auf das Klemmbrett in der Hand der Schwester geschaut und gesagt, er befinde sich derzeit zwischen zwei Jobs. Hatte die Worte ausgespuckt, als wären sie sauer gewordene Milch. Als ob er erwartet hätte, es gebe auf dem Anmeldeformular für die Gesundheitsfürsorge unter »Art der Beschäftigung« ein Kästchen mit »Drogendealer«. »Weißt du, wie hart ich arbeite?«, hatte er Isabel gefragt. »Wie sehr ich mir jeden Tag den Arsch aufreiße?« Und es ging noch weiter. Er beklagte sich, wie mies er sich fühle, wie erbärmlich, wie sehr ihn dieser Krankenhaustermin runtergezogen hätte. Bis Isabel, um die Dinge mal klarzustellen, gesagt hatte: » Dein Krankenhaustermin? Ich hatte eine Hand in der Muschi.« Im Bus hatte sich eine überraschend hohe Zahl von Leuten (drei) nach ihnen umgedreht. Für den Rest des Heimwegs sagte Alfredo nichts mehr. Er starrte aus dem Fenster, sah zu, wie Elmhurst in Jackson Heights überging.
    »Ich hab’s vergessen«, sagt Isabel. »Für welchen Job hast du dich noch mal beworben?«
    »Verkauf. Mobiltelefone und Pager. So die Schiene.«
    Isabel schmunzelt, hat keine Ahnung, wo er diesen Scheiß immer her hat. Ob er die Frage vorausahnt und sich bleich eine Antwort zurechtlegt, oder ob er einfach drauflos labert und sich alles direkt aus dem Hintern zieht.
    »Ich habe den Eindruck, Sie werden den Job bekommen«, sagt die Schwester. »Sie wirken sehr sympathisch.« Der Rollstuhl hält vor einem leeren Untersuchungszimmer. Obwohl klein und fensterlos, zieht es ziemlich aus dem Raum, wovon Isabel an den Beinen Gänsehaut bekommt. Die Schwester geht um den Rollstuhl herum und beugt sich zu ihr runter. »Meinen Sie, Sie können jetzt aufstehen?«
    »Ich hätte mich gar nicht erst hinsetzen müssen.«
    Die Schwester wirft Alfredo ein Lächeln zu. Isabel hat einen Verbündeten auf dieser Welt – wenn Christian Louis da ist, werden es zwei sein, aber bis dahin ist es Alfredo und nur er. Versuch also nicht, du blöde Blaukittel-Kuh, ihn gegen mich aufzubringen. In der Filmversion von Isabels Leben geht sie auf die Schwester los und zerkratzt ihr das Gesicht.
    Isabel betritt das Untersuchungszimmer. Darin begrüßen sie ein Waschbecken, eine Blutdruckmanschette, ein Monitor und eine Schachtel Gummihandschuhe, aus der oben fünf Finger herausragen, als würden sie ihr zuwinken. Metallwaage, Metallschränke und der Metallhocker machen alle den Eindruck, als hätten sie bloß auf sie gewartet. Die griesgrämige Ausnahme bildet lediglich der Untersuchungstisch mit seiner wenig einladenden weißen Papierbahn. Und die Schwester natürlich. Sie drückt Isabel einen kleinen Becher in die Hand.
    »Die Toilette ist nebenan«, sagt sie und zwinkert ihr zu. »Sie müssen wahrscheinlich eh pullern, hab

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