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Die Prinzessin

Titel: Die Prinzessin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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war zu sehen. Roter Samt bedeutete Garnituren: Kolliers, Armbänder, Ohrringe. Schwarzer Samt hieß Ringe, gelbe Ohrringe, blaue Uhren, grüne Broschen, und weißer Samt stand für ihre Diademe aus Perlen, Diamanten, Rubinen und Smaragden.
    Aria lächelte, während sie eine Schublade nach der anderen aufzog. Jedes Schmuckstück hatte seine eigene Geschichte, jedes war früher Eigentum einer anderen Person gewesen. Sie hatte alles geerbt, weil sie die zukünftige Königin war.
    Stirnrunzelnd schloß sie den Safe wieder und hängte den Spiegel zurecht. Von draußen war der Klang von Schritten zu hören. Als Aria aus dem Schrank kam, stand Lady Werta vor ihr.
    »Sehr gut. Sie machen sich also bereits mit der Garderobe der Prinzessin vertraut.«
    Aria hatte nicht vor, dieser Frau weitere Freiheiten zu gestatten. »Wie können Sie es wagen, meine Gemächer ohne meine Erlaubnis zu betreten?« rief sie ärgerlich aus.
    Lady Werta sah einen Moment lang überrascht drein, aber sie fing sich schnell wieder. »Sie brauchen vor mir nicht zu schauspielern. Ich weiß, wer Sie sind. Wir müssen über den heutigen Abend reden. Graf Julian ist hier.«
    »Ich werde über nichts mit Ihnen reden«, sagte Aria und wollte durch die Tür in den Salon gehen.
    »Warten Sie eine Minute«, rief Lady Werta und griff nach Arias Arm.
    Aria überlief ein Schauder, als die Frau sie berührte. Sie war nicht mehr die neue Aria, die die Prinzessin nur darstellte — sie war die Prinzessin.
    Lady Werta trat zurück. »Wir müssen darüber reden«, wiederholte sie, doch aus ihrer Stimme war jede Strenge gewichen.
    »Rufen Sie meine Damen herein«, befahl Aria und wandte sich ab. »Ich muß mich für das Abendessen umkleiden.«
    Aria wählte ein weißes, hochgeschlossenes Kleid, das bis zum Boden reichte und mit Tausenden von Perlen bestickt war. Die Diamantohrgehänge hatte ihr Lady Werta überreicht, die sehr darauf bedacht war, daß Aria den Safe nicht entdeckte. Sie hatte wohl Angst, daß die Amerikanerin etwas stehlen könnte.
    »Wir sind froh darüber, daß Sie wieder wohlauf sind, Königliche Hoheit«, sagten die drei anderen geschäftigen Hofdamen.
    Eine der Zofen musterte sie kritisch: »Sie sind dünner geworden. In Amerika waren Sie fülliger, Königliche Hoheit.«
    Aria bedachte die Frau mit einem vernichtenden Blick. »Behalten Sie Ihre persönlichen Anmerkungen für sich. Ziehen Sie mich jetzt an.«
    Es war recht schwierig, nicht ungeduldig zu werden. Allein hätte es Aria in der Hälfte der Zeit geschafft. Die steife Unterkleidung war ihr vertraut und fremd zugleich. Die letzten Überreste der amerikanischen Aria schienen zu verschwinden, als die Zofe ihre kurzen Haare zu einem straffen Chignon zusammenfaßte. Ihre Sekretärin saß derweil hinter einem Wandschirm und las laut den Terminkalender vor: »Morgen neun Uhr, Reiten; Zehn Uhr dreißig, Besuch des neuen Kinderkrankenhauses; um ein Uhr nehmen Sie zusammen mit drei Mitgliedern des Kronrates das Mittagsessen ein, um den Vanadiumvertrag mit Amerika zu besprechen; um zwei Uhr übergeben Sie Golduhren an verdiente Eisenbahnangestellte; um vier Uhr Tee mit den Ehefrauen der Kronratsmitglieder; um halb sechs findet in der Akademie der Wissenschaften ein Vortrag über die Insekten der Baleanberge statt; um sieben Uhr kehren Sie zurück und ziehen sich für das Abendessen um, das um halb neun beginnt; zehn Uhr abends .. .«
    »Findet ein Jitterbug-Wettbewerb im Ballsaal statt«, rief Aria dazwischen. Alle im Raum Anwesenden starrten sie fassungslos an
    Lady Werta quollen fast die Augen aus dem Kopf. »Ihre Königliche Hoheit hat das in Amerika gesehen. Es ist nur ein Scherz.«
    Die Frauen lachten, aber sie sahen sich dabei an, als ob ein Scherz etwas Ehrenrühriges wäre.
    »Tun Sie das nicht noch einmal«, zischte Lady Werta Aria warnend zu.
    Später, als Aria in das Speisezimmer trat, wurde alles still. Alle blickten auf sie und erwarteten ein Zeichen. Wenn der König abwesend war, gab die Kronprinzessin den Ton an.
    Aria holte tief Luft. »Nun, Freddie«, sagte sie zu ihrem Vetter zweiten Grades, Prinz Ferdinand, »du hast dir also noch immer keine Manieren zugelegt. Verdiene ich keine Begrüßung?«
    Er kam zu ihr und beugte sich höflich über ihre ausgestreckte Hand. »Wir hatten Angst um dich«, bemerkte er auf lakonisch.
    Einen Moment lang zögerte Aria. Dieser Mann war ihr Vetter, sie hatten den Großteil ihrer Kindheit zusammen verbracht, und er begrüßte sie nach kurzer

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