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Die Probe (German Edition)

Die Probe (German Edition)

Titel: Die Probe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Anderegg
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Idylle. Er suchte mit dem Fernglas nach dem Zufluss, und als er ihn fand, wusste er, dass die Schiffsreise hier zu Ende war. Ziemlich genau gegenüber der Stelle, an der sie lagen, ergoss sich der Fluss durch eine enge Schlucht in den See. Zwischen diesen Felsen war kein Durchkommen für ihr Boot. Wahrscheinlich würde die Strömung nicht einmal das Beiboot durchlassen.
    »Sieht ganz nach Fußmarsch aus«, bemerkte Eduardo, als er neben ihn trat. Charlie nickte abwesend. Die Felsen zu umgehen sollte kein Problem sein, aber irgendwie mussten sie die Ausrüstung durch diese Schneise bringen. Als hätte er seine Gedanken erraten, sagte Eduardo: »Vielleicht gibt es einen Weg unten am Wasser entlang. So könnten wir das Schlauchboot hindurchziehen.«
    »Hoffentlich«, murmelte Charlie ohne große Zuversicht. Wie auch immer, wenn nötig würde er ohne Boot und Tauchgerät weitersuchen. Aufgeben war keine Option. José manövrierte das Schiff so nahe es ging an den Zufluss heran und ankerte. Unverzüglich ließen sie das Schlauchboot zu Wasser. Eduardo half ihm, Tauchgerät, Unterwasserlampe, Enterhaken, Seile, Decken und Funkgerät zu verstauen. Zu zweit stiegen sie ins Boot und stießen ab. Mit wenigen kräftigen Ruderschlägen erreichten sie den Fels, hinter dem sich ein stehender Wirbel gebildet hatte.
    »Da! Wie ich vermutet habe«, rief Eduardo aus. Er zeigte auf den gegenüber liegenden Felsvorsprung, der aus einer sanft abfallenden Uferböschung aufragte. Bei diesem Anblick entspannte sich Charlie schlagartig. Ein Glücksgefühl durchströmte ihn, als hätte er ein widerspenstiges Problem gelöst. Grinsend legte er sich in die Riemen.
    Die tückische Strömung war stärker als er erwartet hatte, und der Boden stellenweise glitschig wie nasse Seife. Sie kamen nur sehr langsam und unter größter Kraftanstrengung voran, aber schließlich überwanden sie die enge Schlucht und standen schweißnass und keuchend vor einem zweiten, viel kleineren See, dessen Wasser sich im Halbdunkel zwischen den Bäumen verlor. Charlies Zuversicht wuchs jäh, als er die breiten Stromschnellen im Hintergrund bemerkte.
    »O. K., folgen wir der Strömung. Wenn etwas angeschwemmt worden ist, dann haben wir hier eine gute Chance, es zu finden.« Sie ruderten zur Stelle, wo sich das Wasser in den See ergoss und ließen sich treiben. Die schwache Strömung führte sie ohne Umwege in den Wald, zwischen die Stämme der überfluteten Bäume. Wortlos glitten sie über versunkenes Gestrüpp und bizarre Korallenriffe aus Ästen.
    Plötzlich tippte ihm Eduardo auf die Schulter und zeigte auf ein Dickicht, das sie eben passiert hatten. Charlie spürte, wie ihm das Blut in den Kopf schoss und sein Herz begann aufgeregt zu pochen, als er sah, was sich da in den Zweigen verfangen hatte. Eine leuchtend rote Tasche, ein Rucksack trieb im Wasser, halb verdeckt von den Blättern eines Nussbaums. Seine Hände zitterten vor Aufregung und wohl auch Angst vor der Gewissheit, als er den nassen Sack ins Boot hievte. Fieberhaft öffnete er die Verschlüsse, während Eduardo ihn gespannt beobachtete. Die Außentaschen enthielten eine verfaulte Banane, einen Kompass, Schreibzeug, einen Brei aus Papiertaschentüchern, ein paar Wasserschnecken und einen verirrten winzigen Frosch, nichts von Bedeutung. Er kippte den Inhalt des Sacks ins Boot. Aus dem Haufen faulig stinkender Kleidungsstücke ragte die Ecke eines dicken Plastikumschlags. Behutsam zog er ihn heraus und betrachtete ihn von allen Seiten. Es war ein mit Dokumenten prall gefüllter Klarsichtbeutel aus reißfester Folie, und er war offensichtlich wasserdicht. Schon ohne ihn zu öffnen, erkannte er den englischen Pass, der zwischen den Papieren steckte.
    »Muito interessante«, murmelte Eduardo, der den Pass auch gesehen hatte, und rückte neugierig näher.
    »Allerdings, ein Engländer.« Wenn er richtig interpretierte, was von der Unterwäsche übriggeblieben war, konnte es sich nur um einen männlichen Eigentümer handeln. Charlie wusste, wessen Sachen hier vor ihm lagen, auch ohne den Beutel zu öffnen.
    »Ihr Freund?«, fragte Eduardo leise, als er das Bild im Pass sah, den sein Begleiter in den zittrigen Händen hielt und lange wortlos musterte, als suchte er nach einer anderen als der offensichtlichen Erklärung.
    »Ryan Hogan – wir waren sozusagen Blutsbrüder, hielten zusammen wie Pech und Schwefel.« Charlie ärgerte sich sogleich über seine Wortwahl. Er konnte nicht fassen, dass er bereits von

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