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Die Probe (German Edition)

Die Probe (German Edition)

Titel: Die Probe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Anderegg
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vorhergehenden, aber sie arbeiten in einem größeren Wellenlängenbereich.« Das war ein entscheidender Vorteil. Es bedeutete nichts anderes, als dass die Zellen einen größeren Bereich des sichtbaren Lichts in elektrischen Strom umwandeln konnten. Sie studierte die Messungen und Mais Anmerkungen eingehend, dann riss sie ein leeres Blatt von seinem Block und kritzelte rasch ein paar Notizen darauf.
    »Großartig. Ich weiß jetzt, wie ich die Parameter für die nächste Probe einstelle«, sagte sie und wandte sich zur Tür.
    Verwundert sprang Daisy zur Seite, als Lauren aufgeregt hinaus stürmte. Sie hätte sie nur kurz über den Stand ihrer Untersuchung informieren wollen, Entwarnung geben. Ihre Arbeit war so gut wie abgeschlossen, nur der Bericht fehlte noch, der bestätigen würde, dass sich Saitou in diesem Fall völlig korrekt verhalten hatte, und dass keine nachweisbaren Umweltschäden entstanden waren. Zu spät, die Chefin war wohl bereits wieder in ihrer ›Küche‹, wo sie ihre unsichtbaren Kristalle wachsen ließ. Auch gut, dann eben später. Seit sie Renate kennengelernt hatte, eilte es Daisy nicht im Geringsten, ihre Zelte hier abzubrechen. Sie zögerte die Abreise hinaus, benutzte jede Gelegenheit, der faszinierenden Frau nahe zu sein. Mittlerweile hatte sie von ihr mehr über Chemie gelernt als in ihrer Schulzeit. Aber die Uhr tickte, viel länger konnte sie dieses Spiel nicht mehr spielen. Sie zog sich ins winzige Sitzungszimmer zurück, das man ihr als temporären Arbeitsplatz zur Verfügung gestellt hatte, und klappte lustlos den Laptop auf. Noch bevor sie die paar Standardfelder der Reportvorlage ausgefüllt hatte, erwachte ihr Handy auf dem Tisch zum Leben.
    »UNEP, James am Apparat«, meldete sich die bekannte Stimme ihres Kontaktmannes im Londoner Büro.
    »Du bist früh dran«, antwortete sie verblüfft nach einem Blick auf die Uhr. »Was gibt’s, haben sie dich endlich gefeuert?«
    »Immer gute Laune, wie? Hör mal, ich habe keine Zeit für Späße, ich möchte nur noch in die Klappe.«
    »Ich höre.«
    »Es geht um Charlie, beziehungsweise um den Toten vom Rio Madeira, Ryan Hogan. Seine Identifizierung ist jetzt offiziell bestätigt worden. Wie du weißt, war er ein Jugendfreund deines Chefs. Er war verheiratet, und jetzt darfst du raten, mit wem.«
    »Dr. Lauren Griffith-Hogan, mein Gott«, antwortete sie kaum hörbar.
    »Woher weißt du ...?«
    »Eine andere Geschichte«, antwortete sie kurz angebunden. »Es gibt also keinen Zweifel, dieser Ryan war der Ehemann der Lauren Griffith, deren Laden ich hier untersuche?«
    »Nicht den geringsten Zweifel.« Daisy konnte sich vorstellen, was als nächstes käme und wartete, bis er es aussprach. »Darum dachten wir, dass du es ihr persönlich sagen solltest, bevor wir offiziell informieren.«
    »Dachtet ihr!« Der Zynismus half nicht. Sie wusste, dass es ihre Pflicht war, die schlimme Nachricht zu überbringen.
    Nach dem Gespräch rief sie Renate an. »Es gibt ein Problem, wir müssen reden. Hast du kurz Zeit?« Ein paar Minuten später saß Renate ihr gegenüber und blickte sie mit großen Augen fragend, fast ängstlich an. »Es hat nichts mit der Firma zu tun. Ich brauche deinen Rat.« Sie hatte so etwas noch nie gemacht und hoffte, Renate wüsste besser, wie sie bei Lauren vorgehen sollte. Sie schilderte ihr die neue Situation kurz.
    »Ich hatte gleich ein flaues Gefühl im Magen, als ich den Namen hörte, wie du dich erinnerst.«
    »Ja. Wie wird sie es aufnehmen?« Renate zögerte, doch dann antwortete sie bestimmt:
    »Sie wird nicht gleich zusammenbrechen, denke ich. Die lebten seit langem getrennt. Wie ich es sehe, hatten sie sich nicht mehr viel zu sagen. Ich glaube, sie ertrug seinen missionarischen Eifer nicht mehr, und er hat ihr wohl nie verziehen, dass sie für die korrupte Schwerindustrie arbeitete. Nein, das Beste ist, nicht lange um den heißen Brei herum zu reden. Wenn du willst, können wir es ihr gemeinsam sagen.«
    »Gut!«, rief Daisy begeistert aus, und ärgerte sich sogleich über ihren unkontrollierten Gefühlsausbruch. »Entschuldige. Ja, das wäre sehr nett.« Renate erhob sich schmunzelnd.
    »Ich suche sie«, sagte sie und schloss die Tür hinter sich. Daisy beugte sich missmutig wieder über ihren Bericht. Das Mailsymbol zeigte eine neue Meldung an. Eine Nachricht von ihrem Fax-Service. Das Fax stammte von Charlie aus Manaus. Gleich darauf summte das Telefon, und ihr Chef berichtete, was er über Saitou Energy, genauer

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