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Die Probe (German Edition)

Die Probe (German Edition)

Titel: Die Probe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Anderegg
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Als Antwort gab ihr Michael das Fax aus der UNEP-Zentrale in London, das er noch in der Hand hielt. »Saitou Mining, kenne ich nicht«, murmelte sie, nachdem sie die Nachricht gelesen hatte.
    »Saitou! Sollte mich eigentlich nicht wundern. Seit Lauren für diesen Konzern arbeitete, war er ganz versessen darauf, denen dreckige Machenschaften nachzuweisen«, sagte er kopfschüttelnd. »Als hätte ihm die Firma die Frau ausgespannt.«
    »Hast du mit ihr gesprochen? Weiß sie es?«
    »Sie ist informiert, aber ich habe noch nicht mit ihr gesprochen. Ich werde sie am Abend anrufen. Es gibt einiges zu organisieren. Scheiße, der Kleine, tot, ich kann’s nicht fassen!« Sie verstand seine Gefühle, aber die Zeit drängte. Das Leben ging weiter, und sie war gerade daran, einen besonders dicken Fisch an Land zu ziehen. Sie überlegte sich noch, wie sie ihn darauf ansprechen sollte, als er unvermittelt fragte: »Warum bist du eigentlich gekommen?«
    »Gute Nachrichten, mein Lieber. Du wirst nicht glauben, mit wem ich eben gegessen habe.«
    »Dolce & Gabbana?«
    »Du kannst es auch jetzt nicht lassen, wie?«, schnaubte sie unwirsch. »Du wirst dich noch wundern. Es war ein Businesslunch mit einem der reichsten und attraktivsten Männer dieser Welt.«
    »Reich und attraktiv? Gibt es nicht.«
    »Louis Vidal. Er will mit meiner Bank ins Geschäft kommen.«
    »Vidal, der Hai«, murmelte er nachdenklich. »Habe ich befürchtet, nachdem du mich über ihn ausgefragt hast. Francesca, ich weiß wirklich nicht, ob ich weinen oder lachen soll.«
    »Lachen, schlage ich vor. Er plant, einen Teil seines Risikokapitals in die Schweiz zu transferieren, erwartet aber eine hohe Rendite. Und da kommst du ins Spiel.«
    »Wie hoch? Wie viel?«
    »Fünfzehn Prozent, mindestens.« Er lachte laut auf und erwiderte:
    »Hat er noch nichts von einer Finanzkrise gehört? Fünfzehn Prozent, der ist wahnsinnig. Die Märkte beginnen sich erst langsam wieder zu erholen.« Ungerührt ließ sie die nächste Bombe platzen:
    »Fünfhundert Millionen Dollar.« Sein Lachen erstarb augenblicklich. Ungläubig vergewisserte er sich:
    »Du machst Witze, oder?«
    »Mir war nie so ernst wie jetzt. Hör mal, er will uns prüfen. Er ist bereit, ein paar Kisten in einen Test zu investieren, um sich von unserer wundersamen Geldvermehrung zu überzeugen. Eine einmalige Gelegenheit für dich, mit einer deiner Aktionen zu brillieren, findest du nicht?« Michael betrachtete sie gedankenverloren, als hätte er die Frage nicht gehört. Sie schmunzelte befriedigt. Die halbe Milliarde Investitionsvolumen hatte in ihm den Automatismus ausgelöst, der unweigerlich anlief, wenn es darum ging, eine möglichst gewinnbringende Strategie für verfügbares Kapital zu entwerfen. Kurz entschlossen nahm er ihr das Fax wieder aus der Hand und eilte damit zur Tür.
    »Komm, ich muss etwas überprüfen.« Sie gingen in den Handelsraum, wo er sich an sein Pult setzte. Nach einem kurzen Blick auf die Weltzeituhr an der Wand wählte er die Nummer, die unten auf dem Beilageblatt des Fax stand, die Nummer, unter der Charlie in Brasilien zu erreichen war. Francesca hatte sich daneben auf die Tischkante gesetzt, ließ ihre schlanken Beine baumeln, hörte mit einem Ohr zu und beobachtete den bleichen Walter am Nebentisch, bis er entnervt den Raum verließ. Hoch befriedigt legte Michael den Hörer auf den Tisch und brach die Verbindung ab, nachdem Charlie ihm offenbar bestätigt hatte, was er wissen wollte. Mit breitem Grinsen legte er seine Hände auf ihre Knie und sah ihr in die Augen. »Wir sind im Geschäft, aber Vidal muss sich beeilen.«
    »Ich bin ganz Ohr.«
    »Charlie hat mir gerade bestätigt, was mir Ryan bei seinem letzten Anruf vor etwa zwei Wochen gesagt hat. Saitou Mining hat ein grobes Problem im Amazonasbecken. Wenn nicht ein Wunder geschieht, muss ihre Mine dort geschlossen werden, und sie verlieren die Schürflizenz.« Sie kannte ihren Michael gut, verstand schnell, worauf er hinaus wollte.
    »Du spekulierst auf Baisse?« Er nickte lachend.
    »Und wie! Die Information ist pures Gold wert. Saitou wird mindestens vorübergehend tauchen, und das können wir mit einem schönen Hebel ausnutzen.« Er beugte sich vor und küsste sie rasch auf den Mund, bevor sie ausweichen konnte. »Mädchen, ich denke, da hast du deine Aktion. Aber ich brauche das Kapital spätestens am Montag. Fünfzig wäre ein guter Anfang.« Fünfzig Millionen. Sie war nicht überrascht. Die meisten Handelsgeschäfte

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