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Die Prophetin vom Rhein

Titel: Die Prophetin vom Rhein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Riebe
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allein. Auch die Verleihung und Ausübung des Marktrechtes füllt die herzoglichen Truhen.«

    »Wäre ich Herzog von Bayern, so würde ich kurzen Prozess machen«, rief Gero, der durstig war, weil die Sonne ihm schutzlos auf den Kopf brannte. »Wieso lässt er uns die Brücke des Bischofs in Feringa nicht einfach niederbrennen? Dann könnten wir endlich diesen verdammten Wald verlassen und als Ritter mit ihm in den Krieg ziehen!«
    Freimut wusste, worauf dieser Ausruf abzielte: auf die Schwertleite, auf die Gero hinfieberte wie kaum auf etwas anderes in seinem jungen Leben. Der Ritter war längst entschlossen, Herzog Heinrich bei passender Gelegenheit darum zu bitten. Doch dazu mussten er und sein Knappe erst einmal unter Beweis stellen, wie sehr er auf sie bauen konnte.
    Der Rückritt in den Forst wäre um vieles unerquicklicher für Freimut gewesen, hätte er geahnt, dass Gero längst vor der bischöflichen Brücke in Feringa gestanden war. Skeptisch hatte der Knappe die einfache Konstruktion von allen Seiten beäugt.
    So ein schwaches, hölzernes Ding! Ein prasselndes Feuer, am besten von beiden Seiten zugleich gelegt - und schon wäre die leidige Angelegenheit aus der Welt. Sollte er dem schwarzen Herzog diesen Gefallen erweisen? Feuerstein und Zunder trug er immer bei sich, und trockenes Holz zu finden, war an diesen sommerlichen Tagen ein Kinderspiel. Gero war schon kurz davor, sich zu bücken und einen Haufen zusammenzutragen, als er plötzlich die dunklen Augen des Herzogs vor sich sah.
    Streng sei er, hatten die Männer Otto von Wittelsbachs erzählt, gerecht, aber äußerst eigen in seinen Entscheidungen. Treue vergesse er niemals, doch wer sich ihm nur ein einziges Mal widersetze, bleibe sein Feind bis in alle Ewigkeit.
    Gero drehte sich um, ging zu seinem Wallach und saß auf.

    Die nächsten Tage waren so brütend heiß, dass die kleinste Bewegung zur unerträglichen Anstrengung wurde. Sogar der Wald, der bislang kühlen Schutz geboten hatte, lud sich mit Wärme auf und schien sie nachts regelrecht zu speichern. Die Männer ließen in großen Mengen Bier durch die durstigen Kehlen fließen; einige von ihnen offenbar entschlossen, gar nicht mehr richtig nüchtern zu werden. Damit das kostbare Nass nicht ausging, hatte Hartmut von Sulz den Wagen seiner Männer, der neue Vorräte bringen sollte, am Vormittag zum Kloster Ebersberg eskortiert.
    Inzwischen war die Luft an der Schranke träge und sirrend. Grillen zirpten. In der Ferne hörte man den Ruf des Wiedehopfs.
    Gero war halb weggedöst, als Geräusche ihn hochschrecken ließen. Mit einem Schlag war seine Müdigkeit verschwunden - da näherte sich ein schwer beladener Wagen!
    Doch wo blieben die Rauchzeichen, die Sixt jedes Mal schicken sollte, sobald ein Fuhrwerk in Sicht kam? Und waren die Männer, die nach Ebersberg aufgebrochen waren, schon wieder zurück in der Salzburg?
    Gero fehlte die Zeit, um sich davon zu überzeugen.
    »Salz!«, schrie er aus Leibeskräften, die Hände vor dem Mund zum Trichter geformt, wie Freimut es ihm beigebracht hatte. »Salz!«
    Das Knirschen der Räder auf dem unebenen Weg wurde lauter. Noch immer war kein Hufschlag aus Richtung der Salzburg zu hören. Gero nahm den Bogen, der neben ihm an einem Baum gelehnt hatte, zog einen Pfeil aus dem Köcher und spannte.
    Langsam trat er dem Fuhrwerk in den Weg.
    Drei Männer sah er auf dem Bock, das war das Übliche. Was ihn verwunderte, war der grimmige Ausdruck, mit dem sie ihm entgegenstarrten. Unter den Salzsendern hatte
sich wohl inzwischen herumgesprochen, dass sie auf der bislang befahrenen Route mit Schwierigkeiten rechnen mussten. Entsprechend hatten sie wohl ihre Fuhrleute ausgewählt.
    »Hier geht es nicht weiter«, sagte Gero, heilfroh darüber, dass seine Stimme endlich tief blieb und nicht mehr unversehens kiekste wie noch im vergangenen Jahr. »Fahrt dort drüben entlang, wenn ihr heil über die Isar kommen wollt!«
    »Halt’s Maul, Bürschchen!«, rief der Fuhrmann, ein bulliger Mann mit kurzem dunklem Haar. »Das hier ist unser Weg. Bringt ihn zur Vernunft, Männer!«
    Wie auf ein Stichwort erhoben sich seine Begleiter und zwei weitere Kerle auf dem Wagen, die sich bislang zwischen den Fässern versteckt gehalten hatten. Die Männer sprangen herunter, mit Mistgabeln und Dreschflegeln bewaffnet, die sie Gero drohend entgegenhielten.
    »Haltet ein!« Da war sie, die Stimme, auf die er sehnlichst gewartet hatte.
    Nur, wo blieben die anderen? Gero sah nur zwei

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