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Die Prophetin vom Rhein

Titel: Die Prophetin vom Rhein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Riebe
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um ihr doppeltes Glück beneidete; und dass auch sie sich nichts sehnlicher wünschte als ein Kind von Willem, das freilich seinem Glauben gemäß weder empfangen noch geboren werden durfte, weil die leibliche Welt vom Teufel stammte und nur Geistiges zur Schöpfung des guten Gottes gehörte.
    Was für ein heilloses Durcheinander, das die andere doch nur verwirrt und bedrückt hätte!
    So schwieg sie lieber und ließ sich von Hannas weichen Armen einfach nur halten und wärmen. Irgendwann schlich sich Joshua zu ihnen, den sie in ihre Mitte nahmen, bis er vor Wohlbehagen leise zu summen begann.
    Doch der Wind, der Theresas Umhang beutelte, kaum dass sie wieder draußen war, blies unfreundlich und scharf. Im Schutz der Judenpforte blieb sie stehen, um das Kleidungsstück enger zu wickeln. Da spürte sie plötzlich eine Berührung an ihrer Schulter.

    »Theresa!« Adrian van Gents Stimme klang freundlich, seine dunklen Augen aber blickten so abweisend und kalt wie eh und je, als sie zu ihm herumfuhr. »Da hab ich dich ja endlich!«
    Eine eisige Kralle griff nach Theresas Herzen. Hatte sich denn auf einmal alles gegen sie verschworen?
    »Adrian, ich … wir …« Vergebens rang sie nach Worten. »Was willst du hier?«
    »Dich um einen Gefallen ersuchen, Theresa. Einen Gefallen, den du mir nicht abschlagen kannst.«
    Er war noch hagerer als in ihrer Erinnerung, doch wie stets in feinstes Tuch gewandet. Die Flucht aus Mainz schien keinen armen Mann aus Adrian van Gent gemacht zu haben. Hatte der Flame bereits vorausschauend gehandelt, als sie alle noch ahnungslos gewesen waren? Es gab inzwischen kaum noch etwas, das sie ihm nicht zutraute.
    Hatte sie etwa genickt oder ihn auf andere Weise ermutigt? Jedenfalls sprach Adrian weiter, hastig und eindringlich, als treibe ihn eine unsichtbare Kraft.
    »In wenigen Tagen kommt die Magistra vom Rupertsberg nach Trier. Sie wird im Dom predigen und diese einmalige Gelegenheit benutzen, um abermals zum Kampf gegen uns gute Christen aufzurufen. Hindere sie daran, Theresa! Das kann und muss ich von dir verlangen.«
    Aus schmalen Augen funkelte sie ihn an. »Wer bist du, Adrian, um dir anzumaßen, so etwas Unmögliches von mir zu fordern? Gar nichts werde ich tun, denn ich bin euch gar nichts schuldig!«
    »Du hast mir meinen Neffen gestohlen«, erwiderte er. »Ist das vielleicht nichts? Damit stehst du tief in meiner Schuld.«
    »Was redest du da? Willem ist ein erwachsener Mann, der selbst entscheiden kann, was er will, und er liebt mich.
Lass uns endlich in Frieden! Wir haben unser Glück gefunden.«
    »Euer Glück?«, wiederholte er gedehnt. »Und das sieht so aus, dass man Willem das Gesicht zerkratzt und die Rippen zertrümmert, weil man ihn und seine Arbeit in dieser Stadt so überaus schätzt?«
    »Du warst bei uns zu Hause, bei Willem …« Fassungslos starrte sie ihn an.
    »Natürlich war ich das. Wie sonst hätte ich dich finden sollen? Deinen früheren Hochmut scheinst du tatsächlich abgestreift zu haben, Grafentochter! Ja, ich war in diesem winzigen Verschlag, wo ihr euch wie in einem Rattennest verkrochen habt. Aber Trier hat viele wachsame Katzen, Theresa. Ihre Krallen hätten längst schon zuschlagen können, wenn ich nur gewollt hätte. Natürlich wusste ich, wo ihr seid. Was glaubst du denn! Die guten Christen leben inzwischen beinahe überall im Reich, keusch und fromm, wie unsere Gebote es verlangen, auch, wenn sie sich nach außen hin nicht zu erkennen geben.«
    Er reckte seinen mageren Hals.
    »Damit dies baldmöglichst ein Ende hat, wirst du die Magistra umstimmen. Wenn sie endlich schweigt, werden auch die übrigen Stimmen gegen uns leiser werden und eines Tages sogar für immer verstummen.«
    Er musste einen starken Trumpf gegen sie in der Hand haben, sonst würde er nicht derart selbstbewusst auftreten. Trotz ihres innerlichen Zitterns, das sich nur schwer verbergen ließ, beschloss Theresa, Adrian zu provozieren, um herauszubekommen, worum es sich handelte.
    »Und wenn nicht?«, spie sie ihm entgegen. »Willst du uns dann an den Haaren zurückschleifen? Versuch es nur! Wir kuschen nicht länger vor dir.«
    »Doch noch immer so hochmütig wie früher? Oder nur
einfach dumm? Dann hör mir jetzt einmal genau zu, Theresa! Nur ein Wort von mir gegenüber dem hiesigen Magistrat, das ihm offenbart, dass er zwar eine Wehmutter wollte, stattdessen aber eine skrupellose Engelmacherin in seinen Mauern aufgenommen hat, und man wird dich mit Schimpf und Schande aus Trier

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