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Die Prophetin

Die Prophetin

Titel: Die Prophetin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: wood
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letzten Einsatz zu wagen.
    Sie hofften wie immer auf den großen Gewinn, aber diesmal für ein Morgen, das möglicherweise nicht mehr kommen würde.
    Vielleicht hofften sie auch auf eine Affäre mit einem der Showgirls oder sie wollten Sünden begehen, die sie sich nur im Angesicht des nahen Endes zu erlauben wagten.
    Warum auch nicht? Entweder kam das Jüngste Gericht oder das eintönige Leben ging weiter wie bisher…
    »Also«, sagte Raphael und wischte sich Fett und Ketchup vorn Kinn. »Wie wollen wir in dem Gewühl einen Priester finden, der sich wie eine Nadel im Heuhaufen der Sünde versteckt?« Zeke hatte Mr. Havers noch immer nicht darüber informiert, daß sie eine heiße Spur verfolgten. Ihr Boß dachte zu kompliziert und nur in weltumspannenden Computer-Dimensionen. Er hielt nichts von der bewährten Methode, einer Spur mit Ausdauer zu folgen.
    »Wir werden sie mit unseren Computern finden«, hatte er das letzte Mal zu Zeke gesagt. »Haltet euch einsatzbereit. Wenn wir sie ausfindig gemacht haben, dann müßt ihr sofort zur Stelle sein.«
    Einsatzbereit, dachte Zeke und lächelte bitter. Wir sind bereits im Einsatz!
    Er hatte erfahren, daß die Polizei den roten Ford Escort im Motel in Goshen sichergestellt hatte. Diese Information brachte Zeke auf die Idee, die Archäologin und der Priester könnten mit dem Bus weitergefahren sein. Mit gefälschten FBI-Ausweisen erkundigten sich Zeke und Raphael im Busbahnhof und erfuhren, daß ein Priester zwei Fahrkarten nach Mojave gekauft hatte. Auch die Fragen im dortigen Busbahnhof erbrachten nützliche Antworten: Ein Priester in Begleitung einer Frau hatte Fahrkarten nach Las Vegas gekauft.
    Leider hatte im Busbahnhof von Las Vegas niemand einen Priester gesehen. Das bedeutete, Zeke und Raphael mußten sich wie Spürhunde auf die Suche machen. Zeke zweifelte jedoch nicht daran, daß der Priester und die Frau hier in der Stadt waren. Er glaubte, sie zu spüren. Es blieb die Frage, wie man die beiden in der Spielhölle Las Vegas, einer Stadt, die fast nur aus Hotels bestand, finden sollte.
    Waren die beiden in einem billigen oder in einem teuren Hotel abgestiegen?
    Die Menge schrie vor Entsetzen, als der Stier auf die halbnackte Frau zuraste. Dann jubelten die Zuschauer, als sie den Stier geschickt bei den Hörnern packte, auf seinen Rücken sprang und nach einem Salto hinter dem Tier mit beiden Füßen auf dem Boden landete. Das, so erklärte das Atlantis-Hotel stolz, sei die Wie-derbelebung eines alten minoischen Sports: das sogenannte ›Stierspringen‹, wie es auf Kreta als sportliche Disziplin schon vor dreitausend Jahren ausgeübt wurde.
    Stierspringen war jedoch nicht das aufsehenerregendste Abenteuer im neuesten und teuersten Luxushotel von Las Vegas. Das wußte Garibaldi bereits, als er sich durch die Menschenmenge einen Weg zur Rezeption bahnte. Erbaut auf einer Insel mitten in einem See, bot das Hotel allerhand verrückte und seltsame Amü-
    sements. Doch sie wurden alle von der Tatsache übertroffen, daß das zwanzig Stockwerk hohe Atlantis keine Fahrstühle hatte. Der Luxusbau stand gegenüber dem Beau Rivage am Las Vegas Boulevard. ›Mars rettet Atlantis‹, hatte ein Journalist bei der Einweihung treffend geschrieben, denn zu den großen Attraktionen gehörte der tägliche Untergang von ›Atlantis‹. Fresken, Säulen und Statuen des ›Altertums‹ konkurrier-ten mit der superfuturistischen Architektur. Die Hotelhalle war das größte Atrium der Welt, und schwerelo-se ›Raumschiffe‹ beförderten die Gäste zu den mehr als viertausend Zimmern. In den Raumschiffen hatte man in der Tat den Eindruck zu ›fliegen‹, aber diese Illusion entstand durch Lichteffekte, Laserstrahlen und die trompe l’oeil-Architektur, hinter der die sehr zuverlässigen Schienen verschwanden, auf denen die
    ›Mars-Raumschiffe‹ schwebten. Das Atlantis war von Anfang an ein Riesenerfolg und ständig ausgebucht.
    Touristen strömten in Scharen hierher, um die Wunder der Illusion zu bestaunen, die das Hotel bot. »Im Atlantis sind wir sicher«, hatte Garibaldi in Mojave zu Catherine gesagt. »Niemand wird uns in der Menschenmenge finden.« Er hatte in ihrem Zimmer eine Werbebroschüre gefunden, die das Hotel mit seinen Attraktionen ausführlich beschrieb. Als Garibaldi die Rezeption erreichte, stellte er jedoch fest, daß die Leute ihn anstarrten. Er fiel auf, denn ein Priester in Soutane war ein seltener Anblick im Atlantis von Las Vegas.
    Zeke und Raphael fuhren

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