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Die Prophezeiung

Die Prophezeiung

Titel: Die Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Krystyna Kuhn
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anrufen. Sie wählte seine Nummer, doch erhielt keine Antwort.
    »Verdammt! Geh an dein Handy«, beschwor sie ihn aus der Ferne.
    Endlich hörte sie eine Stimme am anderen Ende der Leitung. »David?«, schrie sie.
    »Nein, hier ist Chris.« Die Stimme klang erschöpft. »David wird gerade untersucht.«
    Mist. Katie wusste für einen Moment nicht, was sie tun sollte. Wenn sie Chris jetzt von ihrem Fund erzählte, würde er Fragen stellen. Und darauf beharren, dass er Antworten bekam. Egal. Das musste sie jetzt einfach in Kauf nehmen. »Chris, hol dir was zu schreiben«, befahl sie.
    Chris überraschte Katie einmal mehr, als er den Namen des Pilzes notierte, ohne sich zu erkundigen, wie sie darauf gekommen war. »Und ich hab richtig verstanden, diese Pilze hat Benjamin gegessen?«
    Katie biss nervös auf ihren Fingernagel. »Ja, doch. Ich bin mir fast hundertprozentig sicher.«
    »Okay«, Chris hörte sich an, als hätte er den Stift zwischen den Zähnen. »Ich melde mich wieder.«
    Aufseufzend drückte Katie das Gespräch weg. Sie fühlte sich, als ob sie drei Flaschen Cola auf einmal getrunken hatte, so aufgekratzt war sie. Mit Benjamin hatte all das angefangen und zwischendrin, das musste sie zugeben, hatte sie tatsächlich vergessen, dass er sie um Hilfe gebeten hatte. Aber zum ersten Mal seit gestern Morgen hatte sie das Gefühl, etwas richtig gemacht zu haben.
    Sie legte das Handy beiseite und griff wieder zum Stapel mit den losen Papieren.
    Diesmal gelang es ihr deutlich besser, sich zu konzentrieren, und bald war sie so vertieft, dass sie alles um sich herum vergaß. Sie las, wie die Studenten damals in den Siebzigern dort oben auf dem Ghost anfangs noch jede Kleinigkeit übereinander notiert hatten, bis sie nach und nach aufhörten, sich gegenseitig zu beobachten. Stattdessen wurden die Notizen immer spärlicher, fragmentarischer.
    Dafür nahmen die Berichte zu, wie die Stimmung dort oben zunehmend gereizter wurde. Jeder von ihnen hatte sich scheinbar nur noch mit sich selbst beschäftigt.
    Paul Forster zum Beispiel prahlte die ganze Zeit mit dem Abenteuer, wie er sich in den unterirdischen Gängen unter dem Ghost verirrt hatte und schließlich diese merkwürdigen, im Dunkeln leuchtenden Pilze entdeckt hatte, die aus dem Gestein wuchsen.
    Er hatte einen von ihnen gegessen und seiner Meinung nach war es nur ihrer Wirkung zu verdanken, dass er überhaupt wieder aus dem Labyrinth herausgefunden hatte.
    So hatte er in seinem Notizbuch notiert:
    Wie wenn dein Verstand plötzlich ganz klar wird, versteht ihr? Als hätte ich einen Plan vor mir gesehen, eine gezeichnete Karte. Und ich musste nur noch dem richtigen Weg folgen.
    Und Milton Jones hatte angefangen, in den Notizen der anderen zu lesen.
    Die Aufzeichnungen ihrer Mutter dagegen waren prägnant, knapp und aussagereich. Katie las sie mit zunehmender Gereiztheit. Sie gab kaum etwas Persönliches preis, bis auf eine Tatsache, dass sie und dieser Mark de Vincenz offenbar schwer ineinander verliebt gewesen waren.
    Sie wollte gerade die Notizen ihrer Mutter auf einen Haufen ordnen, als sie in der Loseblattsammlung auf einen Zettel stieß, der sich deutlich von den restlichen Aufzeichnungen unterschied. Er war zwar auf demselben Papier geschrieben, das auch der Ordner enthielt, aber es handelte sich offenbar um eine Abschrift.
    Und Katie pfiff durch die Zähne, als sie begriff, was sie da in der Hand hielt.
    Es war ein Reisebericht. Offenbar war er historisch.
    Und er war von niemand anderem verfasst als von Dave Yellad.

Kapitel 26
    Normalerweise spürte und sah man den Unterschied zwischen Dämmerung und Nacht. Aber jetzt, am späten Abend war der Nebel zurückgekehrt und sein erstickendes einheitliches Grau machte die ganze Welt farblos und dumpf.
    Die Uhr tickte.
    Nur dass es keine in Katies Zimmer gab.
    Aber sie konnte es körperlich spüren, wie die Sekunden und die Minuten verrannen.
    20:32. Schon wieder war eine Stunde vergangen. Und Robert war noch immer verschwunden.
    Im College war es verdächtig still. Nein, es war nicht so, dass die normalen Geräusche nicht zu hören waren. Stimmen erklangen, der Wasserkocher zischte laut, die Badezimmertür klappte auf und zu. Eilige Schritte auf dem Flur von den Studentinnen der anderen Apartments, laute Rufe vom Campus unterhalb ihres Zimmers, die Studenten machten kurz vor Ladenschluss noch schnell ihre letzten Besorgungen.
    Aber sie hörte auch Julias leises Schluchzen aus der Küche und immer wieder Rose, die an

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