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Die Prophezeiung der Nonne: Roman (German Edition)

Die Prophezeiung der Nonne: Roman (German Edition)

Titel: Die Prophezeiung der Nonne: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Bilyeau
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Agatha bereit war, endgültig von meinem Leben als Nonne Abschied zu nehmen und zu heiraten, waren sie bereit, mich zu akzeptieren.
    »Constable, ist Eure Musterungsliste komplett?«, fragte ein Mann hinter mir.
    »Ja«, antwortete Geoffrey, »ich habe sie bereits abgeschickt. Wir sind wohlvorbereitet für einen Angriff auf unser Land.«
    Der erste Mann sagte: »Die Liste für London ist sicherlich sehr lang?«
    Geoffrey antwortete: »Ich habe gehört, dass der König die Listen, die von den Londoner Constables eingereicht wurden, selbst durchgesehen hat. Nächste Woche reist er nach Dover, um die neuen Befestigungsanlagen zu besichtigen.«
    Sie begannen, von Bollwerken, Blockhäusern und Festungsmauern zu reden, die an der Küste errichtet worden waren. Ich ging schneller, ja ich rannte beinahe, um diesem Gespräch zu entkommen, und war froh, als ich die beiden jungen Trommler vormir einholte, die den Hochzeitsmarsch schlugen. Wir kamen an knospenden Apfelgärten und braunen Äckern vorüber, die schon zur Aussaat von Gerste und Weizen umgepflügt waren. Die Bauern hatten Grenzlinien ins Erdreich gezogen, um ihre zwei oder drei Ackerreihen zu kennzeichnen. Der scharfe Geruch der frischen Erde tat mir wohl.
    Von der Hauptstraße führte ein breiter Fahrweg zu dem Herrschaftshaus, wo die Blumenbeete in erster Frühlingsblüte standen. An den Bäumen grünten die jungen Triebe.
    Im Vergleich mit den üppigen Girlanden aus Efeu und Blumen, mit denen das Haus geschmückt war, wirkte mein schon etwas welkes Sträußchen recht armselig. Lange Tische bogen sich unter der Last wohlgefüllter Schüsseln und Schalen; Wein und Bier flossen reichlich. Die Familie Hancock scheute offensichtlich keine Mühe, um sich die Leute von Dartford gewogen zu machen.
    Alle hier schienen entschlossen, sich zu amüsieren. Im vergangenen Jahr hatte es wegen der religiösen Unruhe im Land weit weniger Fest- und Feiertage gegeben. Heute lechzten wir in Dartford danach, endlich wieder zu feiern.
    Im Mittelpunkt der allgemeinen Fröhlichkeit stand natürlich das Brautpaar, Agatha im Kreis ihrer neuen Familie. Mein Blick schweifte zu Geoffrey Scovill, der sich einer Gruppe biertrinkender Männer angeschlossen hatte. Schwester Beatrice war nicht bei ihm. Ich hatte den Eindruck gehabt, sie wiche ihm keinen Schritt von der Seite, doch jetzt fiel mir auf, dass ich sie zuletzt in der Kirche gesehen hatte.
    Sehr bald wurde in einem großen Saal zum Tanz gebeten. Als Erstes spielten die Musikanten ein Lied zu Ehren des Brautpaars, und wir klatschten alle, als Agatha sich in den Armen ihres Ehemanns drehte. Ich hatte auch ihr Tanzunterricht gegeben. Oliver Gwinn war, um die Wahrheit zu sagen, ein ziemlich grobschlächtiger Mensch, und auch seine neue Frau hätte niemand als hübsch bezeichnet. Doch die Schönheit, die diese beiden ineinander fanden, verlieh ihnen eine Anmut ohnegleichen.
    Nach dem Hochzeitstanz wurde eine Gaillarde angekündigt.Es war kein einfacher Tanz; viele der Gäste wechselten zweifelnde Blicke und machten sich unauffällig davon.
    Mr Hancock trat zu mir. Er habe als Junge meinen Vater im Turnier kämpfen sehen, sagte er, und wolle der Tochter von Sir Richard Stafford einen herzlichen Empfang bereiten. Stolz führte er mich zum Tanz, und wir nahmen die Anfangsposition ein. Seine Frau stellte sich mit einem Mann, den ich als den bekanntesten Gastwirt im Ort kannte, hinter uns auf. Außer ihnen schlossen sich nur noch zwei weitere Paare an.
    Sobald die Musiker das Lied anstimmten, setzten wir den ersten Schritt. Die Gaillarde besteht aus einer Reihe kleiner Sprünge und Wendungen, die einem strengen Takt folgen. Doch ich brauchte nicht auf den Takt zu achten, ich folgte der Musik mit dem Herzen – es war, als wäre die Zeit stehen geblieben, während ich meine Schritte und Sprünge machte und mich mit Mr Hancock im Kreis drehte.
    Als nach der Gaillarde die Musiker zu einem weniger höfischen Tanz aufspielten, drängten alle zur Tanzfläche. Ich dankte Mr Hancock mit einem Knicks und wollte mich zurückziehen, als der Gastwirt mich um den nächsten Tanz bat.
    Und so ging es fort. Einer nach dem anderen verbeugten sich die ehrenwerten Herren von Dartford vor mir, um mich zum Tanz aufzufordern. Jedes Mal plagte mich ein wenig das schlechte Gewissen. Ich hätte nach Hause gehen sollen, zu Arthur und Schwester Winifred. Doch gleichzeitig war ich froh, denn während ich mich der Poesie der Musik hingab, vergaß ich beinahe meine

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