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Die Prophezeiung der Steine

Die Prophezeiung der Steine

Titel: Die Prophezeiung der Steine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pamela Freeman
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Atemzug auf und starrten einander wütend an. Er war wie erstarrt, ohne Worte, fast ohne Gedanken.

    »Ash. Töte sie sofort.«
    »Sie hat versucht, dich mit diesem Messer umzubringen?«, fragte er, Martine dabei wachsam im Auge behaltend.
    Diese erwiderte seinen Blick, während sich ihr Atem beruhigte. Sie sagte nichts, sondern entspannte sich ein wenig. Sie trat von Doronit weg auf den Kaminsims zu, auf dem nach wie vor Actons Brosche lag.
    »Du hast es gesehen!«, sagte Doronit.
    Ash beobachtete nach wie vor Martine.
    »Ash, Liebster, ich weiß, dass du nicht gerne tötest, aber manchmal ist es notwendig. Zu wissen, wann, macht eine gute Schutzwache aus. Jemand, dem ich trauen kann. Jemand, den ich bei mir behalte. Für immer.«
    Sie kam verschleierter daher als am Vorabend der Wintersonnenwende, aber eine Drohung war es trotzdem: Tu, was ich dir sage, oder ich verlasse dich. Wie damals überkam ihn Panik. Er schaute erst das Messer, dann Martine, und dann wieder das Messer an.
    »Das hier«, sagte er langsam, »ist nicht ihr Messer.«
    Doronit starrte ihn an. »Was?«
    »Das ist nicht ihr Messer. Ihres ist weiß.«
    »Nun, dann hat sie vielleicht zwei!«
    »Kann sein. Kann aber auch sein, dass du das hier arrangiert hast. Wie viel bezahlt dir Ranny?«
    Einen Augenblick schien es, als wolle sie leugnen, dann lachte sie. »Aha, du meinst wohl, besonders schlau zu sein, was? Alt genug nun, um mehr als ein Lehrling zu sein. Ranny bezahlt gut - sie bezahlt uns gut, und sie wird noch mehr bezahlen, wenn wir sie von diesem Dorn in ihrem Auge befreien.«
    Doronit stand nun nahe bei ihm, die Hand auf seiner Schulter, ihr Atem an seiner Wange; er war einen Moment
benommen von der süßen Nähe und dem Gefühl der Zugehörigkeit.
    »Sie ist ein Nichts für uns, Ash. Tu es schnell, dann haben wir es hinter uns.«
    Zum ersten Mal entdeckte er Verlangen in ihren Augen und begriff, dass er ein Mörder sein musste, damit sie ihn begehrte.
    Martine wartete. Er schloss die Augen. Doronits Geruch war um ihn, Wärme, Zuhause...
    Mit dem Griff nach vorn warf er Martine das Messer zu. »Sie sagt, es sei deins. Dann nimm es auch.«
    »Du Narr!«, zischte Doronit. Sie holte nach ihm aus, und ihr Ring zerkratzte ihm die Wange. »Ich hätte dich zu meinem Partner gemacht. Zu meinem Nachfolger.«
    »Dem Nachfolger von Angst und Tod«, sagte Martine.
    »Warum nicht?« Doronit warf Ash einen Blick zu. »Warum sollte es mich kümmern, was mit Actons Volk geschehen ist? Warum sollte es dich kümmern? Wir drei gehören zu den Letzten vom alten Blut. Warum sollten wir uns um die Turviter scheren, die unser Volk ermordet, unser Land geraubt und unsere Geister verlacht haben? Warum sollte ich nicht auf ihre Kosten reich werden?«
    Nach all den Lügen konnte er nun die Wahrheit erkennen; Doronit war von einem langen, verqueren Hass beseelt. »Um dich an ihnen zu rächen, hast du versucht, Martine zu töten, eine vom alten Blut?« Er schüttelte den Kopf. »Ich glaube, in deiner Rache schwingt Geldgier mit.«
    Zum ersten Mal geriet sie aus der Fassung. Ihre Sicherheit geriet ins Wanken. Dann verhärtete sich ihr Mund. »Ich habe gelernt, dass nur ich selbst für mich sorgen kann. Das ist eine Lektion, die du noch lernen wirst, Junge, draußen auf der Wanderschaft, ohne Fertigkeiten und ohne Schutz. Daran wirst du dich noch erinnern. Du wirst es bereuen.«
    Sie machte die Tür auf und trat in den schräg herabfallenden Platzregen hinaus. Der Wind fegte herein, und der Regen durchnässte den Teppich.
    Martine schloss die Tür und legte das Messer auf den Tisch. Dann nahm sie ihn am Arm und führte ihn zu dem kleinen Feuer. Sie stocherte darin, bis die Schatten der Flamme an der Decke tänzelten.
    Er konnte sein Zittern nicht unterdrücken. Der Schweiß auf seinem Gesicht trocknete und straffte ihm die Haut. Regentropfen zischten den Kamin herab und spritzten daraus hervor. Zum ersten Mal nahm er den Geruch von Lavendel, Holzrauch, nasser Wolle und Tee wahr. Als sich Martine zum Feuer bückte, fiel ihr das lange Haar ins Gesicht. Sie hielt ihm einen Becher an die zusammengebissenen Zähne. Tee. Der Duft löste seine Kiefer, und Ash nippte erst einmal, dann noch einmal daran. Sie drückte ihm den Becher in die Hände, und er hielt ihn ungeschickt fest.
    Martine setzte sich zu seinen Füßen und warf die Steine.
    »Weitblick. Befreiung. Erkenntnis. Schmerz«, sagte sie. »Und der leere Stein. Das bedeutet, dass von nun an alles passieren

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