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Die Prophezeiung der Steine

Die Prophezeiung der Steine

Titel: Die Prophezeiung der Steine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pamela Freeman
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ihm, dass sie bald wieder an einem Rennen teilnehmen würden.

    In diesem Jahr ritten sie noch zwei weitere Male, in unterschiedlichen Städten, und sie gewannen jedes Mal, was sie
zur Teilnahme am Pless Challenge im Herbst berechtigte. Die Jagdbeute überholten sie dabei nicht mehr - sie hatten gelernt, vorsichtig zu sein. Außerdem wollte sie das Risiko nicht eingehen, der Jagdbeute Banner und Lanze im Herbst zu entreißen, was als verhängnisvoll galt. Sie war wiedergeboren, und dabei beließ sie es lieber. Als wiedergeborene Jagdbeute wurde Bramble in der Welt des Hindernisreitens schlagartig so bekannt wie die erfahrensten Reiter. Man bot ihr mehr Pferde zum Reiten an, als sie hätte nutzen können, doch sie lehnte alle ab. Mit einem anderen Pferd an einem Rennen teilzunehmen kam für sie nicht infrage. Sie genoss den Applaus und die Zurufe, wenn sie den Rotschimmel vor Beginn eines Rennens bestieg, und sie genoss das Gejubel danach. Doch war es das Reiten selbst, das sie bei Gorham bleiben ließ und von der Wanderschaft abhielt - das Jagdreiten und das Gefühl, dem Tod entkommen zu sein. Vielleicht konnte sie ja auch der Prophezeiung des Dämons entkommen. Nun, da sie wieder lebendig war, konnte sie ja vielleicht lieben und geliebt werden.
    Das Pless Challenge war das angesehenste und am heißesten umkämpfte Jagdrennen in den Domänen. Nur Pferde und Reiter, die mindestens drei aufeinanderfolgende Rennen gewonnen hatten, durften teilnehmen, die Konkurrenz war also stark. Bramble schaute sich die Rennbahn vor dem Rennen tagelang genau an. Pferde waren allerdings erst am Renntag zugelassen. Sie sah, dass andere Reiter das Gleiche taten. Die meisten kannte sie bereits, einer hingegen war ihr unbekannt. Es war ein junger Mann mit langem blondem Haar, das er sich zu einem Pferdeschwanz, wie ihn die meisten erfahrenen Reiter trugen, zurückgebunden hatte. Er streifte mit langen, geschmeidigen Schritten über die Rennbahn, als müsse er sich bremsen, um nicht in den Laufschritt zu fallen. Sein Pferdeschwanz wippte dabei auf
und ab, was Bramble kichern ließ, ohne dass sie den Grund dafür hätte sagen können. Sein Gehör war ausgezeichnet. Obwohl sie auf der anderen Seite der Wiese stand, reckte er den Hals (genau wie ein Pferd, dachte sie) und wirbelte herum, um sie zu anzusehen.
    Grinsend kam er auf sie zu. »Die wiedergeborene Jagdbeute!«, rief er auf halbem Weg über die Wiese. »Ich habe schon vor dir gehört!«
    Er blieb ruckartig vor ihr stehen und musterte sie. »Aha, ja, gutes altes Blut, hervorragender Körperbau, nicht allzu viel auf den Knochen allerdings, könnte Probleme bei harter Arbeit bereiten.«
    War das ein Witz? Sie vermochte es nicht recht zu sagen, konnte ihn nicht einschätzen, beschloss aber, so zu tun, als wäre es einer gewesen. Sie musterte ihn ihrerseits. Er war gekleidet, wie sie es auch war, trug eine lederne Reithose und ein lose sitzendes Leinenhemd, nichts Ausgefallenes, aber gute Qualität, dazu gut genähte Stiefel. Ein rot umsäumtes Tuch um seinen Hals verlieh ihm einen Hauch von Extravaganz. Er sah aus wie die Karikatur von Actons Leuten, hatte so blondes Haar, dass es schon fast weiß war, blassblaue Augen, war hellhäutig und hatte eine schlaksige Figur. Er trug kleine goldene Ohrringe, die seinen langen Nacken zur Geltung brachten.
    »Hmmm«, machte sie. »Reinrassig. Reine Blutlinie, aber ein bisschen zu langer Rücken, und diese reinrassigen Tiere neigen ja immer zur Nervosität. Vergeudet eine Menge Energie. Kostspielig im Unterhalt, würde ich sagen.«
    Er lachte laut los und warf dabei den Kopf in den Nacken. Sie musste unwillkürlich lächeln. »Bei den Göttern, da hast du Recht!« Er grinste sie an und legte dabei schiefe Zähne frei. »Ich bin Leofric. Leof. Komm, lass uns etwas trinken gehen.«

    Diese Zähne waren es, resümierte sie später, die sie aus der Fassung brachten und seine Einladung annehmen lie ßen. Sie waren so unerwartet bei einem ansonsten so hübschen Mann und brachen ihre abwehrende Einstellung. Es war wie bei Wilf daheim in ihrem Dorf - ein süßer, aber unattraktiver Mann -, und irgendwie ließ Unvollkommenheit sie sanfter werden als sonst.
    Sie kehrten über die Wiesen nach Pless zurück.
    »Also, die wiedergeborene Jagdbeute in Sendat …«, sagte er.
    »Das bin ich.«
    »Wie viele Rennen hattest du denn davor schon geritten?«
    Seine Absicht war offenkundig - die Widersacherin einzuschätzen. Das war nur recht und billig.
    »Keins.« Er

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