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Die Prophezeiung der Steine

Die Prophezeiung der Steine

Titel: Die Prophezeiung der Steine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pamela Freeman
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Stimme nicht länger hören konnte, bis ich zu Boden sank und ohnmächtig wurde.
    Als ich aufwachte, brauchte ich dringend Wasser und suchte einen Bach. Ich fand einen, kniete mich hin und trank. Dieser Augenblick war ein Neubeginn. Beim Aufwachen hatte ich geglaubt, mein Herz sei nun leer, aber wie ich da kniete, mit dem Wasser in meinen hohlen Händen, erkannte ich, dass ich mich täuschte. Mein Herz war kalt und taub und voller Hass, aber noch immer gefährlich. Ich würde Actons Leute dafür bezahlen lassen, was sie mir und den Meinen angetan hatten. Mir blieb nur noch die Rache.

Saker
    Saker erwachte von einem Traum, in dem seine Mutter ihn beim Namen gerufen hatte. Er erkannte, wie dumm er gewesen war. »Alder, erwache!«, hatte er gesagt. Der eine Unterschied, der einzige Unterschied zwischen dem Zauberspruch, den er bei seinem Vater benutzt, und denen, die er bei anderen Knochen verwendet hatte, war der, dass er den Namen seines Vaters ausgesprochen hatte. Er brauchte Namen, nicht bloß Knochen.
    Aber die Namen der Ermordeten waren in Vergessenheit geraten. Die Mörder hatten die Namen ihrer Opfer nicht vermerkt - sie hatten sie meist gar nicht gekannt. Wie konnte er die Namen derer ausfindig machen, die für immer verloren waren? Trotz des kühlen Abends schwitzte Saker vor Erregung. Er stand auf und ging in seinem Zimmer auf und ab, bemüht, eine Lösung zu finden. Ein Zauberspruch vielleicht? Eine Prophezeiung? Nur so etwas hatte ihn die Zauberin nie gelehrt. Er betrat sein Arbeitszimmer und brütete dort die ganze Nacht über dem Problem. Er ging hin und her, führte Selbstgespräche, konsultierte seine Schriftrollen in der Hoffnung, irgendwo könne ein Name verzeichnet sein. Nichts.
    Als sich schließlich die Sonne über die niedrigen Hügel östlich von Whitehaven erhob und die Baumkronen am Stadtrand erhellten, erkannte er aufs Neue, wie dumm er
gewesen war. Die Menschen, die er erwecken wollte, waren vom alten Blut. Sie benannten ihre Kinder, wie es dem Brauch entsprach, nach dem ersten Wesen, das die Mutter außerhalb des Entbindungsraums sah. Es galt als Glücksfall, einen Vogel zu sehen; sein eigener Name, Saker, war eine Falkenart. In jeder größeren Gruppe der Dahingemetzelten musste es nach Vögeln, Bäumen, Blumen und Tieren benannte Menschen geben. Er musste es einfach versuchen. Bestimmt würde er es spüren, wenn er die richtigen Namen aussprach - seine seherische Fähigkeit würde es ihm sagen.
    Er begriff, was dies bedeutete, und erstarrte. Es war an der Zeit, die Toten zu erwecken.

Bramble
    Bramble packte die Lanze mit dem roten Banner und spürte, wie der Nebel von einer Welle von Gefühlen zerrissen wurde. Das Leben hatte sie wieder, ihre Lebensgeister kehrten zurück. Es schmerzte wie bei jeder Geburt, aber sie hieß es mit erstaunter Freude willkommen.
    »Wiedergeborene Jagdbeute!«, rief die Menge, und Bramble schwang die Lanze triumphierend herum. Sie war tatsächlich wiedergeboren. Der Anblick und der Lärm der Menge, die anderen Hindernisreiter, das lebendige Grün des Frühlings waren überwältigend. Gorham rannte zur Ziellinie und schlug ihr zum Zeichen seiner Gratulation auf das Bein, so außer Atem, dass er nichts hervorbrachte, dafür grinsend wie ein Verrückter. Sie erwiderte sein Lachen.
    Sie folgte ihm zum Zahltisch und nahm den Beutel Silber für den Sieger in Empfang. Nach wie vor war sie zu benommen, als dass sie hätte reden können. Sie lächelte nur und lächelte, und manchmal grinste sie auch breit, aber alle schienen das für ganz normal zu halten.
    Die sich anschließende Feier war laut und ausgelassen. Sendat feierte das Glück, eine wiedergeborene Jagdbeute bekommen zu haben, und man beschloss, dies ausgiebig zu feiern.
    Wenn sie gewollt hätte, hätte Bramble sich zehnmal betrinken können, ohne auch nur eine einzige Kupfermünze
dafür hergeben zu müssen. Alle wollten sie ihr ein Getränk ausgeben, auf die Schulter klopfen, ihr ein Lächeln schenken. Nicht wenige wollten auch mehr als das. Selbst wenn sie klumpfüßig gewesen wäre, geschielt und den Mundgeruch einer Todesfee gehabt hätte, wären anscheinend trotzdem sämtliche Männer hinter ihr hergewesen. Glück färbt ab, heißt es, und so wollten ihr alle Männer nahe sein, vor allem mit ihrem Schwanz.
    Nach dem fünften ungeschickten Versuch, sie zu verführen, schlüpfte sie hinaus in den Stall, um zu dem Rotschimmel zu reden. Sie sprudelte vor Freude, war lebendig, genoss die Wohltat jedes

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