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Die Prophezeiung der Steine

Die Prophezeiung der Steine

Titel: Die Prophezeiung der Steine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pamela Freeman
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zog die Brauen hoch.
    »Aber du reitest schon lange?«
    »Ein paar Monate.« Mit Genugtuung sah sie den Schock auf seinem Gesicht.
    »Bei den Göttern! Und da hast du einfach beschlossen, an einem Rennen teilzunehmen?«
    »Ja.«
    »Hast du etwa einen Zauber aufgetrieben, der dich gewinnen lässt?« Plötzlich war seine Miene angespannt, als würde er, falls so ein Zauber möglich war, Himmel und Erde in Bewegung setzen, um ihn zu bekommen.
    »Ich selbst bin die Zauberin.«
    Er brach in Lachen aus, als habe es die Anspannung zuvor gar nicht gegeben. »Unbedingt!«, sagte er und zwinkerte ihr zu. »Ich stehe schon in deinem Bann, seit ich dich zum ersten Mal gesehen habe.«
    »Was lässt dich glauben, ich würde mir die Mühe machen, dich in meinen Bann zu ziehen?«

    Er blieb stehen, fasste Bramble an die Schulter und zog sie an sich. Dann legte er ihr den Finger unter das Kinn und hob es an. Sie war hin- und hergerissen, ob sie seine Hand wegschlagen oder ihre Wange daran schmiegen sollte. Sie regte sich nicht. Er beugte sich näher zu ihr herunter, bis sie das saphirblaue Funkeln seiner Augen sehen konnte.
    »Wäre ich es denn nicht wert, verzaubert zu werden? Es heißt, in den Wind Cities könnten die Frauen Männer in Liebessklaven verwandeln. Würdest du so etwas bei mir denn nicht gerne tun?«
    Seine Stimme war tief und vertraulich, geübt, sicher. Er war es allzu sehr gewohnt, unwiderstehlich zu sein, erkannte sie. »Dann wäre ich ja für deinen Unterhalt verantwortlich - das kann ich mir nicht leisten.«
    Er kicherte erneut und ließ ihr Kinn los. »Wo du gerade davon sprichst, ich verhungere!«
    Sie gingen in den ersten Gasthof, der auf ihrem Weg lag, das Shield , das teuerste Gasthaus in der ganzen Stadt, gleich am Fluss gelegen.
    »Hier wohne ich«, sagte Leof. »Es ist nicht schlecht.«
    Der Schankraum sah eher wie ein Speiselokal aus als ein Gasthof. Seine Wände waren so grün gestrichen wie frühlingshafte Scheinbuchenblätter, und der Zierstreifen stellte Herbstblätter in Rotbraun und Gelbbraun dar. Auf den Bänken lagen große Kissen, und die Tische waren poliert, sodass sie glänzten. Es war ein himmelweiter Unterschied zu dem Gasthof in der Nähe des Hofs, den sie zuweilen mit Pferdepflegern aufsuchte, die zu Besuch kamen, oder zu der Bierschänke in ihrem Dorf.
    Sie setzten sich auf eine Bank in der Nähe des Fensters und schauten über den Fluss auf die Rennbahn. Leof winkte dem Schankkellner, und der Mann kam zu ihnen. Ein Mann war er noch gar nicht, dachte Bramble. Er war nicht älter
als sechzehn, ein gelenkiger Junge, der gut ausgesehen hätte, wäre er nicht Opfer verheerender Pickel gewesen. Er liebäugelte mit Leof, lächelte ihn ständig an, strich sich sein braunes Haar zurück und stellte sich so nahe neben ihn, wie er konnte.
    »Ale, vielleicht, und ein bisschen Brot und Käse?«, schlug Leof vor. Sie nickte. »Euer bestes Ale, und zwar sofort«, sagte er zu dem Jungen und zwinkerte.
    Der Junge errötete und hastete in die Küche. Bramble sah Leof mit hochgezogener Braue an. Er lachte.
    »Nein, nein, mir sind Frauen lieber. Aber man braucht ja nicht gleich unhöflich zu sein, oder? Er scheint mir ein netter junger Bursche zu sein.«
    Offenbar gefiel ihm einfach Bewunderung, ganz gleich, von welcher Seite sie kam, dachte Bramble.
    Während sie auf das Essen und die Getränke warteten, nahm Leof sie ins Kreuzverhör, was die Rennen betraf, an denen sie seit Sendat teilgenommen hatte. Zu diesem Spiel gehörten zwei, dachte sie. Er versuchte, ihre Fragen mit einem Achselzucken abzutun.
    »Oh, an ein paar Rennen habe ich schon teilgenommen. Kein schlechter Gasthof hier, was?«
    »An wie vielen, habe ich gefragt«, sagte sie lächelnd.
    »Zwölf«, sagte er und lächelte ebenfalls.
    Der Junge eilte mit einem vollen Tablett zurück und stellte ihnen alles auf den Tisch. Er verweilte noch, bis Leof ihn erneut anlächelte. Dann klemmte er sich das leere Tablett unter den Arm und stolzierte betont lässig davon.
    »Wie viele Siege?«
    Er zögerte und tat so, als überlege er, wie viel Käse er abschneiden solle.
    »Wenn du es mir nicht sagst, wird es mir ein anderer sagen.«

    Er schaute auf und kicherte. »Tja, das ist wahr. Zehn. Hier, trink.«
    Er reichte ihr einen Krug Ale und biss mit Appetit in das Brot und den Käse. Bramble beobachtete ihn amüsiert. Alles, was er tat, tat er mit Inbrunst. Sie nahm ihren Körper und ihre unmittelbare Umgebung auf gleiche Weise wahr wie beim Reiten, das

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