Die Prophezeiung des Adlers
den Putz zu hauen.«
»So wird es nicht sein. Wir werden uns heute achtbar benehmen. Minucius will uns seiner Freundin vorstellen. Sie führt eine Taverne.« Macro lächelte. »Das Traummädel eines jeden Soldaten.« Er blickte zu Cato hinüber. »Das Traummädel eines jeden normalen Soldaten, meine ich.«
»Macro?«
»Ja?«
»Du kannst mich mal.«
Macro klopfte ihm auf die Schulter und lachte. »So ist es recht. Dann also los, wir verschwenden gute Zeit, in der wir längst zechen könnten.«
Sie liehen sich zivile Tuniken und Umhänge aus der Materialausgabe, um nicht ihre auffälligen roten Militärtuniken tragen zu müssen. So, wie die Stimmung derzeit in Ravenna war, war keiner der Männer scharf darauf, die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Sie schlüpften aus einem Seitentor und folgten Minucius Wegbeschreibung durch die engen Gassen in eine heruntergekommene Hafengegend, die voller Tavernen, Bordelle und billiger Mietshäuser war. Die Straßen waren gerammelt voll mit betrunkenen, lärmenden Matrosen und Marineinfanteristen aus dem Flottenstützpunkt, aber die einheimischen Männer, die sich um die öffentlichen Trinkbrunnen drängten, wirkten hart und feindselig. Eine Handvoll Militärpolizisten patrouillierte in dem Viertel und beobachtete alles misstrauisch.
»Man hat das Gefühl, als könnte jeden Augenblick ein Kampf ausbrechen«, brummte Cato. »Wir hätten in der Kaserne bleiben sollen.«
»Ach, komm schon!« Macro stieß ihn mit dem Ellbogen an. »Du hast doch wohl keine Angst vor ein paar schlecht gelaunten Jugendlichen?«
»Doch, habe ich«, räumte Cato bereitwillig ein. »Zumindest vor denen hier. Die sehen so aus, als wäre ihnen nichts lieber als ein Streit.«
»Oooh.« Macro tat so, als schauderte er zusammen. »Dann sollten wir lieber schnell Schutz suchen … Da sind wir ja. Die Krabbenstraße.«
Er bog in eine breite Durchgangsstraße ein, die auf Schritt und Tritt von Tavernen gesäumt war. Das betrunkene Lärmen der Gäste malträtierte Catos Ohren. Macro rief ihm etwas zu und zeigte quer über die Straße auf ein bunt bemaltes Schild hoch oben an einer schmuddeligen Hausfassade.
»›Der Tanzende Delfin – wir gießen kein Wasser in den Wein … ‹«, las Cato leise. »Ein reizender Name.«
Die beiden Centurionen bahnten sich einen Weg über die Straße und durch den Torbogen, der in die Taverne führte. Drinnen war die Luft geschwängert von billigem Räucherduft und gerade von so vielen Lampen trübe erhellt, dass die Gäste bis zur Theke und nach hinten zu den Latrinen sehen konnten. Zwei muskulöse, schlagkräftig aussehende Männer arbeiteten hinter der Theke, zusammen mit einer hochgewachsenen, grauhaarigen Frau, die den Rücken zum Eingang gekehrt hatte und einen betrunkenen Gast abwehrte, der versuchte, sie zu begrapschen. Cato beobachtete, wie einer der Kellner sich über die Theke beugte und den Betrunkenen mit einem schnellen Aufwärtshaken ruhigstellte.
In der Mitte der Taverne standen dicht an dicht Bänke und auf Böcke gestellte Tische, an denen große Gruppen wilder Burschen saßen und tranken oder die Flittchen anmachten und einen Preis für deren Dienste aushandelten. Am Rande der Taverne befanden sich ein paar Nischen mit Vorhängen, die man vorziehen konnte, um eine gewisse Privatsphäre zu wahren.
»Cato!«
Die beiden Centurionen wandten sich nach dem Rufer um und entdeckten Minucius, der sie zu der Nische in der hinteren Ecke winkte, die der Theke am nächsten lag. Ihm gegenüber saß Anobarbus. Er begrüßte sie mit einem Lächeln, als Macro und Cato sich durch die Zecher hindurch zu ihnen drängten. Sie glitten zu beiden Seiten des zerschnitzten Tisches auf die Bänke, und Minucius füllte sofort zwei Lederbecher und schob sie, ein wenig Wein verschüttend, zu Macro und Cato hin.
»Ich dachte schon, ihr kommt nicht mehr.«
»Das wollte ich um keinen Preis versäumen«, erwiderte Macro. »Es sieht so aus, als hätten wir einiges nachzuholen. Prosit!« Er hob seinen Becher und trank einen Schluck.
Cato saß neben Anobarbus und wandte sich ihm zu. »Wie verheilen deine Verletzungen?«
»Nicht schlecht. Sie tun immer noch ein bisschen weh. Die Haut auf meiner Brust fühlt sich so an, als wäre sie zusammengeschrumpft und reichte nur noch für einen Mann, der halb so groß ist wie ich.«
Cato nickte. »Ich weiß. Ich hatte auch schon Verbrennungen. Du wirst dich erholen. Gib der Sache Zeit.«
»Genau das sagt mein Quacksalber auch. Prosit.«
Sie
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