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Die Prophezeiung des Adlers

Die Prophezeiung des Adlers

Titel: Die Prophezeiung des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Scarrow
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Plötzlich teilte sie sich vor ihm, denn eine hochgewachsene, schlanke, elegante ältere Dame bedachte die Männer um sie herum mit einem vernichtenden Blick. An dem Muster ihrer Stola erkannte Cato, dass sie die Frau war, die er zuvor an der Theke erblickt hatte. Sie kam zum Tisch und erwiderte Minucius’ Lächeln.
    Vor Stolz strahlend, wandte der alte Centurio sich seinen Gefährten zu. »Leute, darf ich euch Portia vorstellen, die Besitzerin dieses reizenden Lokals und bald meine errötende Braut.«
    »Achtet nicht auf ihn«, meinte Portia lächelnd. »Er sagt schon seit zwanzig Jahren, dass er mich bald zu seiner Frau machen wird.«
    Minucius lachte und wandte sich dann den anderen Männern zu. »Portia, das hier sind die Männer, von denen ich dir erzählt habe. Wir haben gemeinsam dieses kleine Abenteuer in den Bergen erlebt. Das hier ist Anobarbus, der junge Mann dort ist Cato und dieser unverbesserliche Säufer ist Centurio Macro.«
    Anobarbus und Cato nickten zum Gruß, aber Macro saß einfach nur mit aschfahlem Gesicht wie erstarrt da.
    Portia betrachtete ihn besorgt. »Alles in Ordnung mit dir?«
    Macro schluckte nervös und brachte erst dann eine Antwort heraus. »Hallo, Mama.«

KAPITEL 15
    D as Schweigen wurde endlich durchbrochen, als Portia einen leisen Schreckensruf ausstieß und die Hand vor den Mund schlug. Ihre Augenlider zuckten, und sie brach wie ein zerbrochener Wäscheständer zusammen.
    »Portia!« Minucius drängte sich an Macro vorbei und schob ihr die Hände unter den Kopf. »Portia, Liebste! Sprich mit mir!«
    Während er versuchte, die Frau aus ihrer Ohnmacht zu wecken, blickte Cato vollkommen verwirrt zwischen ihr und Macro hin und her. Macro starrte Portia einfach nur unverwandt an, als wäre die ältliche Frau der erstaunlichste Anblick der ganzen Welt. Als Cato allmählich begriff, was da gerade Umstürzendes geschehen war, verstand er, warum Macro wie gelähmt reagiert hatte.
    »Was ist denn los?«, fragte Anobarbus, der Cato am Ärmel zupfte. »Wie hat er sie genannt?«
    »Mama. Er hat sie Mama genannt.«
    »Sie ist seine Mutter?« Anobarbus lächelte. »Was macht sie dann hier? Ich dachte, ihr beide wäret aus Rom gekommen.«
    »Ich weiß es nicht.« Cato schüttelte den Kopf. »Macro hat mir erzählt, dass sie ihn als Kind im Stich gelassen hat. Dass sie mit einem Marineinfanteristen weggelaufen ist … oh … « Cato sah zu Minucius hinüber, der inzwischen auf dem Boden hockte und das graue Haar der alten Frau streichelte. »O nein! Macro.«
    Macro starrte noch immer mit bestürzter Miene auf Portia hinunter. Cato packte ihn beim Arm und schüttelte ihn kräftig.
    »Macro! Komm! Wir müssen gehen.«
    Macro riss seinen Blick los und schaute Cato aus trüben Augen an. »Gehen? Wohin denn?«
    »Glaub mir, wir müssen gehen. Jetzt sofort.«
    »Aber das da ist meine Mutter.«
    »Ich weiß. Wir kommen zurück und besuchen sie, wenn du wieder nüchtern bist.«
    »Ich habe sie zwanzig Jahre lang nicht gesehen.« Tränen sammelten sich in seinen Augenwinkeln. »Seit meiner Kindheit.«
    »Ja, richtig.« Cato tätschelte sanft seinen Arm. »Wunderbar, dass sie hier ist. Aber jetzt wollen wir doch nicht, dass sie dich so betrunken sieht, oder? Lass uns erst mal gehen und dafür sorgen, dass du wieder nüchtern wirst. Los, komm.«
    Cato stand auf, trat zwischen Macro, seine Mutter und ihren Liebhaber und versuchte, Macro von der Bank zu hieven.
    »Hier, Anobarbus, fass mal mit an.«
    Der Kaufmann blickte Macro misstrauisch an. »Warum? Was ist hier los?«
    »Fass einfach mit an. Wir müssen ihn hier rausschaffen.«
    »Sie ist meine Mutter«, nuschelte Macro, und Tränen rollten ihm die Wangen hinunter. »Sie ist meine Mama, und sie hat mich im Stich gelassen. Hat uns für einen Marineinfanteristen sitzen lassen.« Macro erstarrte plötzlich und sah Minucius mit aufgerissenen Augen an. »Seinetwegen.«
    »O nein!« Cato sank der Mut. »Schnell! Gehen wir!«
    Er packte Macro am Arm und zerrte ihn mit aller Kraft hoch. Der Centurio kam auch tatsächlich auf die Beine, doch nun hatte er die Situation trotz seiner Betrunkenheit ganz erfasst. Sein Kopf fuhr zu Minucius herum.
    »Du! … Du Drecksack!«, knurrte er, und dann entriss sich seiner Kehle ein Schrei von purem Hass. »Du warst es! Du hast sie uns weggenommen!«
    Minucius blickte auf, erschreckt von diesem Wutgebrüll. Er riss die Hände hoch, um sich zu verteidigen, und Portia landete mit dem Kopf auf dem Boden. Ihre Augenlider gingen

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