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Die Prophezeiung von Umbria

Die Prophezeiung von Umbria

Titel: Die Prophezeiung von Umbria Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Hale
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einen schmalen Gang entlang, wobei sie laut auf Comtung übers Kochen und Servieren redete. Abrupt schob sie Maura in eine Wandnische, in der ein Regal voller Geschirr stand.
    “Hat Euch denn keiner gesagt, dass Ihr hinten herum kommen sollt?”, flüsterte sie auf Umbrisch.
    Maura schüttelte den Kopf und ärgerte sich, weil sie nicht selbst daran gedacht hatte.
    Die Frau langte an ihr vorbei und gab der linken Wand der Nische einen kräftigen Stoß. Die ganze Wand schwang wie eine Tür zurück und gab den Weg zu einem noch engeren Gang frei.
    “Was ist mit Eurem Gesicht geschehen?”, flüsterte die Frau. “Ist Euer Mann ein Slaggie?”
    “Nein! Das war ein Soldat.”
    “Nun gut. Passt auf, wohin Ihr tretet”, warnte die Frau und zog die Tür hinter sich zu. Nun herrschte tiefe Dunkelheit. “Jetzt kommen Stufen.”
    Vorsichtig tastete Maura sich die enge gewundene Treppe hinunter.
    Nach wenigen Schritten stand sie in einem großen, niedrigen Raum, der von ein paar Kerzen erleuchtet wurde. Eine Frau und zwei kleine Kinder schliefen in einer Ecke auf Stroh. In einer anderen Ecke stand ein kleiner Arbeitstisch, an dem Bündel getrockneter Kräuter hingen. Dort arbeitete ein alter Mann, der sich jetzt nach Maura und der Schankfrau umdrehte und sich verbeugte.
    “Ihr müsst mit Clavance reden”, flüsterte die Frau. “Besser ich gehe und sorge oben dafür, dass das Bier fließt.”
    Sie wandte sich an den alten Mann. “Könnt Ihr mir etwas Wirrwurz geben, damit unsere Gäste vergessen, dass sie das Mädchen hereinkommen sahen?”
    Clavance nahm ein Leinensäckchen vom Tisch und hielt es ihr hin. “Das ist alles, was wir noch haben. Geht bitte sparsam damit um.”
    Er sah wieder Maura an. “Nun, meine Liebe, wie kann ich Euch helfen?”
    Kaum hatte er das gesagt, zuckte er beim Anblick ihres Gesichtes zurück. “Was für eine dumme Frage. Ich könnte …”
    “Deswegen bin ich nicht gekommen.” Maura ließ sich auf einen Stuhl sinken. “Seid Ihr die, welche die Leute die
Twarith
nennen?”
    “Die Leute geben uns viele Namen.” Clavance strich sich mit der Hand über seinen kahl werdenden Kopf. Die Geste erinnerte Maura an Langbard. “Narren, Träumer – sogar Zauberer. Wir selbst ziehen es vor, uns
Twarith
zu nennen. Wisst Ihr, was das heißt?”
    Maura nickte und lächelte. Sie hatte nicht gewusst, wie tröstlich es war, jemandem gegenüber zu stehen, der den gleichen Glauben hatte.
    “
Sholia ben Anreg marboeth.”
Leise sang sie die vertrauten Worte des Ersten Gebots.
Vertraue in die Vorsehung des Allgebers.
    Erstaunt hob der Mann die grauen Augenbrauen. “Wer seid Ihr, Tochter?”
    “Eine Reisende, die noch weit wandern und viel tun muss”, erwiderte sie. “Eine, die Eure Hilfe braucht.”
    Clavance nickte. “Dann ruht Euch aus und esst etwas. Ihr seht erschöpft aus. Ich werde für die Nacht eine Versammlung einberufen.”
    Wo Maura jetzt wohl ist, fragte sich Rath, während der Karren mit der neuen Ladung Minenarbeiter den gewundenen Pfad in die Blutmond-Berge hinaufschwankte.
    Unter ihnen breitete sich schon die Große Ebene von Westborne aus.
    Der Mann zu seiner Linken bewegte sich und gähnte. “Was haben wir für ein Glück”, murmelte er leise, damit ihn die Soldaten nicht hörten. “Wir werden hinauf gefahren. Früher mussten die Gefangenen den ganzen Weg laufen. Viele sind dabei gestorben, habe ich gehört.”
    War es Glück? Oder hatte es der Allgeber so bestimmt?
    Rath lehnte sich zu dem Mann hinüber, der gerade gesprochen hatte, und flüsterte laut genug, dass es noch einige andere hören konnten: “Sie verlieren schneller Männer, als sie Nachschub bekommen können. Sie müssen sich besser um uns kümmern, wenn sie ihr verdammtes Erz bekommen wollen.”
    Ein unterdrücktes Flüstern ging durch den Wagen, als die Nachricht weitergegeben wurde. In den Augen der Männer glomm Hoffnung auf.
    Das gab Rath den Mut hinzuzufügen: “Noch keine Gefangenen hatten eine größere Chance, hier wieder lebend herauszukommen als wir.”
    “Lebend?” Ein älterer Mann lachte laut auf und tat dann vorsichtshalber so, als müsste er husten. “Was für eine Art von Leben ist das denn? Sklaven des Slag zu sein!”
    “Wo könnten wir denn hingehen, wenn uns die Flucht gelänge?”, murmelte ein anderer. “Die Echtroi würden uns überall finden und zurückbringen.”
    “Oder Schlimmeres”, brummte ein Dritter.
    Rath konnte fühlen, wie die Verzweiflung wieder von ihnen Besitz ergriff.

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