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Die Prüfung: Kriminalroman (German Edition)

Die Prüfung: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Die Prüfung: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristian Schlüter
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dich! Da klingelte Schönliebs iPhone. In der stillen Atmosphäre der Bibliothek klang es, als hätte jemand eine Musikanlage auf volle Lautstärke aufgedreht. Durch den Raum dröhnte The Imperial March aus Star Wars . Schönlieb wusste deswegen sofort, dass es jemand aus dem LKA-Büro war, der ihn anrief. Er musste den Anruf so schnell wie möglich abweisen. Alle drehten sich zu Johann und Schönlieb um. Normalerweise zog Schönlieb sein iPhone innerhalb von Sekunden routiniert aus der Hosentasche, aber wenn es, wie jetzt, besonders schnell gehen musste, verkantete es sich natürlich und glitschte ihm aus den Fingern. Da, endlich hatte er es. Gerade wollte er auf den Knopf zum Verstummen drücken, als ihm jemand das iPhone aus der Hand zog. Verdutzt blickte er in die Augen eines alten Mannes. Weiße Haare, gekrümmte Haltung. Der Alte trug einen blauen ausgewaschenen Pullover, auf dem über der linken Brust ganz klein »Security« stand.
    »Das Benutzen eines Handys ist hier strengstens verboten. Ich muss Sie der Bibliothek verweisen«, sagte der alte Kerl. Der Imperial March dröhnte noch immer durch die Bibliothek. »Wie macht man dieses verdammte Ding denn aus!«
    Hilflos wedelte der Mann mit dem iPhone herum. Schönlieb griff nach dem Handy, zweimal erwischte er es nicht, erst beim dritten Mal bekam er es zu fassen und zog es dem alten Mann aus der Hand. Der Imperial March war mittlerweile bei dem etwas ruhigeren Teil angekommen. Bevor Schönlieb das iPhone jedoch stumm schalten konnte, hatte der Alte ihm mit einer unglaublich schnellen Bewegung, die Schönlieb diesem Greis nun wirklich nicht zugetraut hatte, das iPhone schon wieder aus der Hand gerissen.
    »Moment, das Handy behalte ich, bis Sie draußen sind.« Wild drückte er auf dem Telefon herum und machte hektische Bewegungen.
    Schönlieb befürchtete, dass der Mann das iPhone vor Verzweiflung gleich auf den Boden schmeißen und darauf herumspringen würde. Wieder versuchte er das Handy zurückzubekommen, da schubste ihn der Alte weg. Schönlieb verlor unglücklich den Halt und landete auf dem Po. Durch den Lesesaal ging ein Raunen. Schönlieb war mittlerweile richtig sauer, zudem hatte er Angst um sein iPhone. Das war eine gefährliche Mischung. Er rappelte sich auf, stürmte auf den alten Mann zu, packte entschlossen seinen Arm und drehte ihn einmal herum, um ihn dann auf dessen Rücken zu fixieren. Die Bewegungen waren so schnell gewesen, dass der alte Mann dabei auf die Knie fiel und losbrüllte. Ein paar der Studenten schrien auf. Das iPhone hielt der alte Mann trotz allem fest umklammert in seiner Hand. Der Imperial March steuerte auf den Höhepunkt zu. Kurz dachte Schönlieb, der Security-Mann würde aufgeben, doch das hatte er noch lange nicht. Mit dem freien Arm schlug der Mann nach hinten aus und erwischte Schönlieb am Kinn. Kurz wusste er nicht, wo vorne und hinten war, und lockerte den Griff. Der Alte befreite sich und stürzte sich seinerseits auf Schönlieb. Einen Moment später fand sich Schönlieb mit dem Bauch auf dem Boden liegend wieder. Der alte Security-Mann hockte keuchend auf seinem Rücken.
    »Aufhören!« Der alte Mann und Schönlieb blickten zu Marie hoch. »Lassen Sie ihn los! Er ist von der Polizei!«
    »Polizei?« Aus drei Richtungen kamen gleichzeitig die ungläubigen Nachfragen. Der alte Mann auf Schönlieb, Johann, der bisher wie angewurzelt neben ihnen gestanden hatte, und Professor Meininger, der wohl gerade durch die Bibliothek gegangen war, als ihn der Tumult angezogen hatte.
    »Wenn Sie mich loslassen, zeige ich Ihnen meinen Ausweis«, sagte Schönlieb und rang etwas nach Luft. Langsam wurde der Security-Greis auf seinem Rücken etwas schwer. Johann verschwand unbemerkt. Professor Meininger trat näher.
    »Lassen Sie ihn los.«
    Schönlieb rappelte sich auf und zog seinen Ausweis heraus. Der alte Mann nahm den Ausweis und drehte ihn misstrauisch mehrmals herum.
    »Das Handy kriegen Sie trotzdem erst am Ausgang wieder«, murrte er und ging voran.
    »Kommen Sie bitte mit in mein Büro«, sagte Meininger, und es war unmissverständlich, dass er keine Missachtung dieser Bitte zuließ. Der Imperial March verstummte.

Kapitel 18
    Professor Meininger schien sich zum Glück nicht an Schönlieb zu erinnern und daran, ihn in einer seiner Vorlesungen ermahnt zu haben. Sie waren aus der Bibliothek gegangen, durch den Flur mit dem hässlichen Teppich und hatten im Eingangsbereich den Fahrstuhl in den dritten Stock genommen. Jetzt

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