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Die Prüfung: Kriminalroman (German Edition)

Die Prüfung: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Die Prüfung: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristian Schlüter
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Huynh heraus und reichte es dem Professor.
    »Kannten Sie Huynh Nguyen?«, fragte Schönlieb, anstatt auf die Fragen des Professors zu antworten.
    »Äh, ja, also, nicht direkt.« Professor Meininger lehnte sich zurück. »Wissen Sie, man kann gar nicht alle seine Studenten kennen. Wenn ich in so einen Hörsaal trete, dann blicke ich oft in hundert bis zweihundert fremde Gesichter.«
    Schönlieb nickte.
    »Aber Sie meinen, ihn wiederzuerkennen?«
    »Ich denke schon, dass er in einigen meiner Vorlesungen saß. Eigentlich habe ich ein ganz gutes Gesichter-Gedächtnis, und ich meine, so ein asiatisches Gesicht fällt ja auch auf.« Zum Glück kann er sich nicht so gut Gesichter merken, wie er behauptet , dachte Schönlieb.
    In dem Moment ging die Tür auf, und ein junger Student trat ins Zimmer. Es war Benjamin, der Streber mit dem großen Kopf und dem Brillenputz-Tick. Als er Schönlieb sah, blieb er erschrocken stehen. Sie starrten sich einen Moment lang an. Hoffentlich erkannte Benjamin ihn nicht wieder. Aus dem Gesicht von Benjamin konnte man nicht das Geringste ablesen.
    »Entschuldigung, ich dachte, hier wäre niemand.«
    »Kein Problem, Benjamin, komm ruhig herein«, sagte Professor Meininger und winkte den Studenten zu sich, der sofort folgte. »Das ist Benjamin«, wandte er sich an Schönlieb. »Er ist studentische Hilfskraft an meinem Lehrstuhl. Zeigen Sie ihm mal das Foto.«
    Benjamin machte zwei Schritte auf Schönlieb zu und nahm das Foto entgegen. Ein leichter künstlicher Zitrusgeruch stieg Schönlieb in die Nase. Benjamin starrte auf das Foto.
    »Das ist Huynh. Wir sind im gleichen Semester«, sagte Benjamin schließlich und gab Schönlieb das Foto zurück.
    »Und?«, fragte Schönlieb.
    »Nichts.« Benjamin zog die Schultern leicht hoch und schaute Schönlieb ausdruckslos an. Seine Brille verrutschte ein wenig, und er schob sie mit dem Zeigefinger wieder in Position.
    »Na ja, was weißt du über Huynh?« Musste man diesem Jungen denn alles aus der Nase ziehen?
    »Was ist denn mit ihm?«, fragte Benjamin.
    »Huynh ist tot, und ich versuche herauszufinden, warum das so ist. Also: Was weißt du über Huynh?« Schönlieb beobachtete Benjamin, doch der verzog keine Miene, was Schönlieb einen kleinen Schauer über den Rücken laufen ließ.
    »Ich weiß nichts über ihn. Ich kenne … kannte ihn nur vom Sehen.« Benjamin schob sich wieder seine Brille zurecht.
    Schönlieb zog sein iPhone heraus, tippte kurz ein wenig darauf herum und zeigte Benjamin schließlich die Fotos von Johann und Alexander.
    »Und die beiden hier?«
    »Die kenne ich auch nur vom Sehen.« Das kann doch nicht wahr sein .
    »Ich denke, ihr seid im gleichen Semester. Sprecht ihr denn nicht miteinander, oder so?«, fragte Schönlieb und wurde ungeduldig. Er verschwendete hier seine Zeit.
    »Ich habe nicht so viel Kontakt zu den anderen Studenten«, antwortete Benjamin. Die ganze Zeit sprach er sehr monoton.
    »Na ja, schade«, schaltete Professor Meininger sich wieder ins Gespräch ein. »Tut mir leid, Herr Kommissar Schönlieb, dass Benjamin Ihnen nicht helfen konnte.«
    Schönlieb betrachtete erst Benjamin mit seinem viel zu großen Kopf und der schiefen Brille und dann Meininger mit seinen glänzenden weißen Zähnen und seinem Fernsehlächeln.
    »Ich glaube, ich werde dann mal gehen«, sagte er knapp.
    Professor Meininger wirkte erleichtert, nickte ihm zu und geleitete ihn zur Tür. Benjamin blieb regungslos stehen und starrte ins Leere. Da fiel Schönlieb ein, dass er bei der Barfrau im Ex-Sparr erst mit dem Foto von Marie Erfolg gehabt hatte.
    »Eins noch.« Er zog das iPhone heraus und zeigte erst Professor Meininger und dann Benjamin das Foto von Marie. »Kennen Sie diese junge Frau?«
    »Kenne ich nicht«, antwortete Benjamin knapp.
    »Ich bin nicht ganz sicher, wahrscheinlich auch eine meiner Studentinnen, oder?«, fragte Meininger, und Schönlieb hätte schwören können, dass sich das steife Lächeln vom Professor für einen kurzen Moment verzog.
    »Eben in der Bibliothek stand sie neben Ihnen«, sagte Schönlieb, und er konnte sich nicht verkneifen hinterherzuschieben: »Ihr Gesichter-Gedächtnis scheint ja doch nicht ganz so ausgeprägt zu sein.«
    Professor Meininger überhörte die Bemerkung und öffnete Schönlieb die Tür. »Wenn Sie weitere Fragen haben und wir Ihnen irgendwie helfen können, melden Sie sich gerne. Ich hoffe, Sie klären das Ganze so schnell wie möglich auf.«
    Was für zwei merkwürdige Typen , dachte

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