Die Prüfung: Kriminalroman (German Edition)
sich entschuldigt, und gut war.« Johann blickte erst zu Wallner und dann zu Schönlieb. »Das hat doch nichts mit seinem Tod zu tun.«
Eine kurze Pause entstand. Johann blickte die beiden Hilfe suchend an. Er erwartete, dass sie ihm bestätigten, dass das nichts mit Huynhs Tod zu tun hatte. Schönlieb holte stattdessen eine Packung Ritalin heraus, die er sich ganz offiziell aus der Asservatenkammer ausgeliehen hatte, um sie Johann unter die Nase zu halten. Er würde sie auch wieder zurückgeben müssen, dabei hatte er Lust, die Wirkung auch einmal auszuprobieren, wenn man sich die Tablette nicht durch die Nase zog, sondern ganz regulär einnahm. Johann starrte ihn an.
»Und? Was fällt dir dazu ein?«
Johann schwieg. Wallner kam jetzt zu den beiden heran. Er lehnte sich mit den Armen direkt vor Johann auf den Tisch, sodass sich sein Gesicht unmittelbar vor dessen Gesicht befand und sich ihre Nasen fast berührten.
»Würden Sie bitte etwas dazu sagen?«
Schönlieb musste etwas schmunzeln, was Johann zum Glück nicht sah. Das hatte Wallner wirklich drauf, einen auf bösen alten Cop zu machen. Kein Wunder, irgendwie war er ja auch einer.
»Ist ja gut«, wehrte Johann ab und wich mit seinem Oberkörper zurück, um nicht so nah an Wallners Gesicht und dessen Atem zu sein.
»Ich habe so etwas schon gesehen. Huynh hat mir das mal gezeigt. Er hat gesagt, er nimmt es ab und zu, dann würde er besser lernen können.«
»Und sonst nichts?« Wallner richtete sich wieder auf.
»Nein.«
»Das ist doch der letzte Scheiß, den du uns da erzählst«, sagte Schönlieb genervt. »Ich selbst habe mitbekommen, wie du die Dinger in der Uni vertickst, und ich wette, dass du die auch selbst nimmst. Wenn wir jetzt eine Blutprobe von dir nehmen würden, meinst du nicht, wir könnten auch etwas davon in deinem Blut finden?«
»Nein.« Johann schüttelte den Kopf.
»Außerdem dürft ihr nicht einfach so eine Blutprobe nehmen. Das weiß ich. Ich studiere Jura.« Johann wirkte dabei alles andere als sicher.
»Weißt du, dass wir mehrere Zeugen haben, die belegen, dass du die Tabletten verkaufst?«, improvisierte Schönlieb.
Johann schaute sie abschätzend an. Schönlieb spürte, dass er innerlich mit sich rang.
»Ich sage gar nichts mehr«, sagte Johann schließlich.
»Johann, wir führen hier Ermittlungen in einem Mordfall. Ich hoffe, dir ist bewusst, was das bedeutet. Dein Freund Huynh ist tot. Er wurde ermordet. Und du behinderst unsere Ermittlungen. Du verhinderst, dass wir den Mörder finden.« Schönlieb kniff leicht die Augen zusammen.
»Ach, leck mich doch!« Johann stand auf und ging wieder zur Espressomaschine. Bevor er sie anstellen konnte, packte ihn Wallner am Arm. Johann schaute erschrocken hoch.
»Ist ja gut! Ja! Ich habe auch mal Ritalin geschluckt, um vor Klausuren besser zu lernen«, gab er zu. »Huynh hat sie mir gegeben. Er hat gesagt, es ist nichts Schlimmes dabei und es hilft, die Konzentration hochzuhalten.«
»Und hast du es auch zusammen mit ihm verkauft?«
»Nein … erst nicht, da hat er es mir gegeben, unter Kumpeln. Später, ja, da habe ich ihm geholfen, das Zeug unter die Studenten zu bringen.«
Wallner ließ ihn los. Anstatt die Espressomaschine zu benutzen, setzte Johann sich wieder hin.
»Es hat wirklich etwas gebracht«, sagte er. »Ob Sie es glauben oder nicht. Kennt doch jeder, der viel lernt: Ständig lässt man sich durch irgendeinen Scheiß ablenken, guckt aus dem Fenster, checkt Mails, was weiß ich, aber mit dem Zeugs …« Johanns Augen leuchteten regelrecht. »… da bist du fokussiert, da lässt du dich durch nichts stören. Wir haben den anderen damit geholfen.«
»Du redest da von einem Medikament, das unter das Betäubungsmittelgesetz fällt. Du weißt, dass du dich damit strafbar machst? Das sind keine Bonbons, die man in der Uni mal unter Freunden verteilt«, stellte Schönlieb klar.
Johann zuckte mit den Schultern.
»Was soll da passieren? Urintests in der Uni?« Er lachte kurz auf.
Bis jetzt brachte sie das hier alles nicht weiter. Dass Huynh Ritalin verkauft hat, das wussten sie auch vorher. Da musste noch mehr sein. Schönlieb hoffte zumindest, dass da noch mehr war.
»Ich sage Ihnen mal was.« Wallner schaltete sich wieder ein. »Huynh hat Sie mit ins Boot geholt, mit ihm zusammen die Pillen zu verkaufen, aber die Verteilung der Einnahmen war nicht ganz fair. Sie wollten mehr Geld, da kam es zum Streit, und Sie hauten ihm eine über den Kopf. Zack! Tot.«
»Das
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