Die Prüfung: Kriminalroman (German Edition)
könnt ihr doch nicht ernsthaft glauben.« Johann schüttelte nur den Kopf.
Schönlieb wünschte sich manchmal, Informationen aus den Leuten herausprügeln zu dürfen, doch das behielt er lieber für sich. Und wenn es nur zwei kleine Backpfeifen wären. Damit würden sie Johann schnell zum Reden bekommen. Da war sich Schönlieb sicher. Die Option gab es jedoch nicht.
Schönlieb lehnte sich nach vorne.
»Wir haben eine Liste mit den Namen der ganzen Clique. Mein lieber Kollege und ich …« Er schaute kurz zu Wallner. Hatte er gerade wirklich lieber Kollege gesagt? »… fahren von einem zum anderen, und wir werden euch so lange nerven, bis ihr uns erzählt, wie das mit dem Ritalinhandel ablief. Und glaub mir: Einer redet immer. Euren Papis wird das doch sicherlich nicht gefallen, wenn die erfahren, was ihr da so treibt.«
Schönlieb schaute Johann auffordernd an. Johann verschränkte die Arme und lehnte sich zurück. Da gibt es nichts zu holen, dachte Schönlieb schon, als Johann sich plötzlich auch nach vorne lehnte.
»Okay, ich sage euch, was ich weiß. Aber dann wird das hier auch nicht an die große Glocke gehängt. Ich mache das vor allem, weil ich will, dass Huynhs Mörder gefunden wird. Wer immer das war, soll dafür in den Knast.«
Schönlieb zog überrascht die Augenbrauen hoch und nickte Johann ermutigend zu. Jetzt wurde es interessant.
»Huynh hatte es als Erstes. Er schwor darauf und hat uns immer wieder davon vorgeschwärmt. Was soll ich sagen, wenn da einer kommt, und der schreibt immer bessere Klausuren als man selbst, und dann sagt er, es liegt nur an dieser Pille, mit der man besser lernen kann, dann probiert man das doch auch mal, oder?« Johann schaute Wallner und Schönlieb fragend an. Wallner schüttelte den Kopf, Schönlieb nickte leicht.
»Huynh hat erzählt, dass in Amerika mittlerweile jeder vierte Student und sogar jeder fünfte Professor auf Ritalin ist und dass das Ding so gut wie keine Nebenwirkung hat. Da habe ich es halt auch mal ausprobiert. Ich habe es eine Woche vor einer Klausur genommen, jeden Tag eine Tablette, in der Bib konnte mich nichts mehr ablenken. Es wurde die beste Klausur, die ich bis dahin geschrieben hatte. Von da an habe ich es regelmäßiger genommen.« Johann schaute auf den Tisch. »Die anderen sind auch nach und nach mit aufgesprungen. Will ja keiner zurückbleiben.«
»Und wieso hat Huynh die Pillen nicht weiter alleine verkauft? Das Geschäft schien doch gut zu laufen.«
Johann schaute auf den Boden und tippelte mit seinen Fingern auf dem Tisch.
»Er nannte das Expandieren . Ich habe mehr Kontakte in der Uni, und zu zweit kann man mehr verkaufen als alleine. Wir hatten ein richtiges Geschäftsmodell.«
Schwang da Stolz mit in seiner Stimme?
»Die ersten sieben Pillen gibt es immer umsonst, danach muss man zahlen, klar.«
»Wie viel?«
»Drei Euro pro Pille.«
Wallner pfiff auf.
»Kein schlechter Verdienst, oder?«
Johann zog die linke Schulter und die Augenbrauen leicht hoch, sagte aber lieber nichts.
»Und gab es mal Ärger mit jemandem, der nicht bezahlen wollte?«
»Bisher nicht, wie gesagt, man sieht uns eher als Helfer in der Not. In den Lernphasen haben wir Hochkonjunktur.« Johann schaute noch immer auf den Tisch und grinste leicht vor sich hin. Er schien wirklich stolz auf ihr kleines Unternehmen zu sein.
»Woher habt ihr die Pillen bekommen?«, hakte Schönlieb nach.
»Die Beschaffung der Pillen hat Huynh organisiert.«
»Und wie hat er das gemacht?«
»Das weiß ich nicht.«
»Das ist doch Quatsch, du warst sein Kollege, sein Partner. Du musst doch wissen, wie er die Pillen besorgt hat.«
»Er hat nie darüber gesprochen«, sagte Johann und blickte zu Schönlieb und Wallner. »Vielleicht hatte er Angst, dass ich das Zeug direkt von der Quelle besorge.«
»Und war diese Angst berechtigt?« Wallner schaltete sich wieder in das Gespräch ein.
»Natürlich nicht!«, sagte Johann und schaute Wallner empört an. »Das Einzige, was er mir mal erzählt hat, war, dass er ein paar Probleme mit dem Lieferanten hat.«
Schönlieb und Wallner schauten sich an, das klang nach einer heißen Spur. Drogen, Medikamente, das klang nach etwas, für das manche Menschen kriminell wurden.
»Denk noch einmal nach. Hat Huynh mal irgendetwas erwähnt, was auch nur im Entferntesten auf den Lieferanten hindeuten könnte? Vielleicht nicht einmal im Zusammenhang mit den Pillen. Zufällig, gedankenlos in einer anderen Situation. Schließlich war er
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