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Die Prüfung: Kriminalroman (German Edition)

Die Prüfung: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Die Prüfung: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristian Schlüter
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Richtung Vernehmungsraum. Er konnte sich vorstellen, was dort gerade vor sich ging. Oft genug hatte er Wallner jetzt schon bei Vernehmungen zugesehen. Er war ein Raubtier. Ununterbrochen schlich er bei Befragungen um den Verdächtigen herum, jederzeit bereit, ihm in den Nacken zu springen und ihn zu zerfleischen. Und am Ende zählte einzig und allein das Fleisch, die Brocken an Information, die Belohnung für die ganze Geduld, die Jagd. Wallner kümmerte es nicht, wen er da zu fressen bekam.
    Schönlieb klopfte an, wartete eine Antwort allerdings nicht ab und öffnete die Tür.
    Wallner und Max blickten ihn erschrocken an. Max sah aus wie ein Häufchen Elend, Wallner wie ein hungriges Monster. Er stand gerade hinter Max, und Schönlieb überkam das Gefühl, dass er genau in dem Moment zur Tür hereingekommen war, in dem Wallner zum Sprung ansetzen wollte, um Max endlich in den Nacken zu springen und ihn zu zerfetzen.
    Schönlieb begrüßte die beiden und stellte sich dann ruhig an die Wand.
    »Macht ruhig weiter«, sagte er dann möglichst unverfänglich.
    Doch Wallner stampfte auf ihn zu, knurrte ein »Komm gleich wieder« in Richtung Max, packte Schönlieb am Arm und zog ihn gleich wieder aus dem Raum hinaus.
    »Was denkst du dir eigentlich?«, fuhr er Schönlieb an, nachdem er die Tür geschlossen hatte. »Bist nicht zu erreichen, kommst zwei Stunden zu spät, und dann …« Wallner wurde rot und vergaß fast zu atmen. Die Ader an seiner Schläfe pochte. Schönlieb musste wieder daran denken, dass Wallner demnächst tot umfallen würde, dessen war er sich sicher. »… platzt du hier rein, als sei nichts los, und, und …« Wallner schnaubte und rang richtig nach Worten. Schönlieb fand, dass er ein wenig überreagierte. »… ich hatte ihn gerade so weit, zwei Minuten und der Junge hätte alles zugegeben, Deckel drauf, Fall abgeschlossen.« Wallner war Schönlieb unangenehm nah getreten. »Du hast ihn zurückgeholt, und jetzt hat er wieder Kraft …« Endlich atmete Wallner durch und trat auch zwei Schritte zurück. Er schien sich etwas zu beruhigen.
    »Tut mir leid«, sagte Schönlieb knapp.
    »Außerdem stinkst du nach Alkohol.« Wallner ging zurück zur Tür. »Lass mich das jetzt zu Ende bringen.« Bevor er die Tür hinter sich schloss, schaute er Schönlieb noch einmal direkt in die Augen. »Alleine!«
    Dann schloss sich die Tür. Schönlieb nahm seine flache Hand, hielt sie vor seinen Mund und hauchte einmal kräftig hinein, dann atmete er schnell tief ein. Wallner hatte recht, er hatte eine totale Fahne. Dass Wallner das aufgefallen war, der selbst immer roch, als wenn er morgens mit Jack Daniel’s statt mit Wasser duschen würde, war erstaunlich und beängstigend zugleich.
    Schönlieb stand im Flur und wusste nicht, wie er reagieren sollte. Sollte er Wallner und Max in Ruhe lassen, die Dinge geschehen lassen? Vielleicht würde Wallner wirklich ein Geständnis aus Max herausquetschen, und vielleicht war Max wirklich der Täter? Doch Schönlieb glaubte nach wie vor nicht an dessen Schuld. Max hatte vieles falsch gemacht, aber sein Gefühl sagte Schönlieb, dass er nichts mit dem Mord zu tun hatte. Schönlieb wollte bei der Vernehmung dabei sein. Er würde den Zorn von Wallner auf sich ziehen, aber hatte er das nicht eh schon? War Wallner, was ihn betraf, nicht sowieso dauerangepisst ? Schönlieb beschloss, wieder in den Vernehmungsraum zu gehen, als Birte um die Ecke kam.
    »Da ist ein Anruf für dich. Sagt, er hat dich schon auf dem Handy angerufen, aber nicht erreicht, ist jetzt in der Schleife, auf deinem Bürotelefon.«
    »Wer?«
    »Irgend so ein Professor … Mahninger. Meilinger?«
    »Meininger.«
    »Genau, das war’s!«
    Schönlieb beschloss, Wallner und Max sich selbst zu überlassen. Was wollte Meininger von ihm?
    »Hallo, Professor Meininger vom Lehrstuhl für Rechtswissenschaften hier«, trällerte ihm die übertrieben freundliche Stimme von Meininger entgegen, als Schönlieb das Telefon in seinem Büro abnahm.
    »Moin, was verschafft mir die Ehre?«
    »Kommissar Schönlieb, eine unangenehme Sache. Tut mir leid, Sie deswegen belästigen zu müssen. Es geht da um … den Vorfall in der Bibliothek. Also, der ältere Herr vom Sicherheitsdienst hat sich vertrauensvoll an mich gewendet und mich gebeten, mich bei der Polizei über Sie zu beschweren.«
    Verdammt! Schönlieb ärgerte sich über sich und den übereifrigen Wichtigtuer.
    »Aha«, sagte er aber nur.
    »Tja, Kommissar Schönlieb, wie

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